Ich
fragte weiter: ob er wohl glaube, daß die Übergänge aus diesen Zuständen für
die Monaden selbst mit Bewußtsein verbunden wären? Worauf Goethe erwiderte:
»Daß es einen allgemeinen historischen Überblick, sowie daß es höhere Naturen,
als wir selbst, unter den Monaden geben könne, will ich nicht in Abrede sein.
Die Intention einer Weltmonade kann und wird manches aus dem dunkeln Schooße
ihrer Erinnerung hervorbringen, das wie Weissagung aussieht und doch im Grunde
nur dunkle Erinnerung eines abgelaufenen Zustandes, folglich Gedächtniß ist;
völlig wie das menschliche Genie die Gesetztafeln über die Entstehung des
Weltalls entdeckte, nicht durch trockne Anstrengung, sondern durch einen ins
Dunkel fallenden Blitz der Erinnerung, weil es bei deren Abfassung selbst
zugegen war. Es würde vermessen sein, solchen Aufblitzen im Gedächtniß höherer
Geister ein Ziel zu setzen, oder den Grad, in welchem sich diese Erleuchtung
halten müßte, zu bestimmen. So im Allgemeinen und historisch gefaßt, finde ich
in der Fortdauer von Persönlichkeit einer Weltmonas durchaus nichts
Undenkbares. – Was uns selbst zunächst betrifft, so scheint es fast, als ob die
von uns früher durchgangenen Zustände dieses Planeten im Ganzen zu unbedeutend
und zu mittelmäßig seien, als daß vieles daraus in den Augen der Natur einer
zweiten Erinnerung werth gewesen wäre. Selbst unser jetziger Zustand möchte
einer großen Auswahl bedürfen, und unsere Hauptmonas wird ihn wohl ebenfalls
künftig einmal summarisch, d.h. in einigen großen historischen Hauptpunkten
zusammenfassen.«
Donnerstag, 21. Januar 2021
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