Mittwoch, 30. April 2014
Dieser Goethe, von dem und von dem allein ich
vom Aufgang bis zum Niedergang der Sonne, und von ihrem Niedergang bis wieder
zu ihrem Aufgang mit Ihnen sprechen und stammeln und singen und dithyrambisieren
möchte, dessen Genius zwischen Klopstocken und mir stand, und über die Alpen
und Schneegebirge gleichsam einen Sonnenschleyer herwarf, er selbst immer mir
gegenüber, und neben und über mir, dieser Goethe hat sich gleichsam über alle
meine Ideale emporgeschwungen, die ich jemals von unmittelbarem Gefühl und
Anschaun eines grossen Genius gefasst hatte. Noch nie hätt' ich das Gefühl der
Jünger von Emmaus im Evangelio so gut exegesieren und mitempfinden können, von
dem sie sagten: »Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete?«
Machen wir ihn immer zu unserm Herrn Christus, und lassen Sie mich den letzten
seiner Jünger seyn! Er hat so viel und so vortrefflich mit mir gesprochen;
Worte des ewigen Lebens, die, so lang ich atme, meine Glaubensartikel seyn
sollen.
Er urtheilt schief, und es scheint fast, dass er es weiss, dass sein Verstand ohne langes Nachdenken nicht zuverlässig ist, denn er gibt Leuten, von denen er mutmasst, dass sich ihre Einsichten über die gemeinen erheben, lieber recht, als dass er sich die Verlegenheit über den Hals zöge, eine Materie mit ihnen durchsprechen, wobei er seine Schwäche sehen liesse.
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