Da nun einmal für mich die Zeit freier Geständnisse herangekommen, so sei auch
folgendes gegenwärtig ausgesprochen.
Donnerstag, 15. Dezember 2016
In
späteren Jahren übergab ich lieber etwas dem Druck als in den mittleren, denn
in diesen war die Nation irre gemacht durch Menschen, mit denen ich nicht
rechten will. Sie stellten sich der Masse gleich, um sie zu beherrschen; sie
begünstigten das Gemeine als ihnen selbst gemäß,
und alles Höhere ward als anmaßend verrufen. Man warnte vor tyrannischem
Beginnen anderer im Literarkreise, indessen man selbst eine ausschließende Tyrannei
unter dem Scheine von Liberalität auszuüben suchte. Es bedarf keiner langen
Zeit mehr, so wird diese Epoche von edlen Kennern frei geschildert werden.
Diesen
werten Freunden kann ich für den Augenblick nur so viel erwidern: daß es mich
tiefrührend ergreifen muß, das Problem meines Lebens, an dem ich selbst wohl
noch irre werden könnte, vor der Nation so klar und rein aufgelöst
zu sehen; wobei ich mich denn auch über manches Zweifelhafte belehrt, über
manches Beunruhigende beschwichtigt fühle. Ein solcher Fall möchte sich in
irgendeiner Literatur wohl selten zugetragen haben, und es wird sich gar wohl
ziemen, auf diese Betrachtungen gelegentlich zurückkehrend, meine Bewunderung
auszudrücken über den durchdringenden Blick ernster Männer und Freunde, die
ihre Aufmerksamkeit einem einzelnen in dem Grade geschenkt, daß sie seine
Eigenheiten besser
kennen als er selbst und, indem sie einem Individuum alles Liebe und
Gute erweisen, es doch in seiner Beschränktheit stehen lassen, das Unvereinbare
von ihm nicht fordernd.
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