Es
war spät geworden, als ich heute Goethe verließ. Er küßte mir die Stirn beim
Abschiede, was sonst nie seine Gewohnheit ist. Ich wollte im Dunkeln die Treppe
heruntergehen; aber er litt es nicht, sondern hielt mich fest beim Arme, bis er
jemand geklingelt, der mir leuchten mußte. Noch in der Thür warnte er mich, daß
ich auf meiner Hut sein und mich vor der rauhen Nachtluft in Acht nehmen
sollte. Weichmüthiger, als bei Wieland's Tode, habe ich Goethe nie zuvor
gesehen und sah ihn auch nachher nie wieder so.
Donnerstag, 21. Januar 2021
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