Dienstag, 15. April 2008

„Um das Unmögliche möglich zu machen, muss sich der Mensch nur mit rastlosem Streben daranmachen. Sah ich doch voriges Jahr in Dornburg einen Indianer sich einen ellenlangen Degen in den Schlund hineinstecken, wozu mehrjähriges tägliches Fortprobieren ihn geführt hatte.“
Da ich einmal diese lobenswerten Eigenheiten Goethes berühre, so füge ich noch hinzu: dass er Eleganz, Nettigkeit und gefälliges Aussehen auch bei dem kleinsten Geschäft anzubringen sich bemüht, und, weil seine Umgebung trotz dem besten Willen ihm mit ihrem Beistande nicht Genüge leistet, vieles mit eigenen Händen macht, um es nach seiner Art getan zu sehen. So muss ich bei Briefen, sie mögen an Vornehme oder Geringe sein, stets mich bemühen, an allen Seiten einen breiten gefälligen Raum zu lassen, und ich ernte jedesmal ein Lob ein, wenn es mir glückt, den Brief so einzuteilen, dass alle Seiten gleich voll sind.
Wie er nun gewohnt ist, immer für sich einzelne Worte zu sprechen, oder zu brummen, so höre ich meist bei solchen Gelegenheiten sein: „Nur still! - Nur ruhig!“
Als wir auf einige in Untersuchung begriffene Beamte von ganz untergeordneter Bedeutung zu reden kamen, äußerte Goethe: »Überall überspannte Ansprüche auf Lebensgenuß, überall die dunkle Meinung, es sei alles zu wagen, es werde alles durchgehen. Es fehlt an einer im stillen fortgesetzten Aufsicht von oben her, einer geheimen Ehren-Polizei; selbst Schumanns Bankrutt – nehmt mir das unter vier Augen nicht übel – hätte ohne grosse Inadvertenz der Vorgesetzten sich nicht ereignen können.«
Von Schubarth's Bruder sagte Goethe: er sei ein auf Landwirthschaft gerichteter, gar liebenswürdiger, heiterer, verständiger Mensch, viel realer, sinnlicher, fester als der Schriftsteller. Er hätte ihn gern hierher empfohlen, wenn er anders noch den geringsten Glauben an das Gelingen solcher Unternehmungen hätte. Man müsse aber niemanden mehr hierher empfehlen, unser Zustand sei allzusehr untergraben.