Donnerstag, 30. August 2007

Goethes Vorliebe für das Römische ausgesprochen; er habe gewiss schon einmal unter Hadrian gelebt. Alles Römische ziehe ihn unwillkürlich an. Dieser grosse Verstand, diese Ordnung in allen Dingen sage ihm zu, das griechische Wesen nicht so.
Er wolle es seinem Sohn zum Aufbewahren geben, dem gebe er alle seine Gedichte, die er verwerfe; er habe eine Menge, besonders persönliche und zeitliche; nicht leicht eine Begebenheit, worüber er sich nicht in einem Gedicht ausgesprochen. So habe er seinen Ärger, Kummer und Verdruss über die Angelegenheit des Tages, Politik usw. gewöhnlich in einem Gedicht ausgelassen, es sei eine Art Bedürfnis und Herzenserleichterung, Sedes poeticae. Er schaffe sich so die Dinge vom Halse, wenn er sie in Gedichte bringe. Sonst habe er dergleichen immer verbrannt; aber sein Sohn verehre alles von ihm mit Pietät, da lasse er ihm den Spass.
Konfession, dass ihm die Gedichte auf einmal und ganz in den Sinn kämen, wenn sie recht wären; dann müsse er sie aber gleich aufschreiben, sonst finde er sie nie wieder; darum hüte er sich, auf den Spaziergängen etwas auszudenken. Es sei ein Unglück, wenn er es nicht ganz im Gedächtnis behalte; sobald er sich besinnen müsse, würde es nicht wieder gut. - Auch ändere er selten etwas. Ebenso sei es ein Unglück, wenn er Gedichte träume, das sei meist ein verlorenes. Ein italienischer Poet (Petrarca) habe sich aus diesem Grund ein ledernes Wams machen lassen, worauf er im Bett habe schreiben können.