Samstag, 18. Juni 2016


Das Individuum gewinne hiernach in seiner höchsten Entfaltung überindividuellen Rang, vermöge die Lebenserfahrungen ungezählter Individuen in sich aufzunehmen und dabei zur Reife zu bringen, freilich assimiliert, in eine neue Einheit überführt, erhalte und steigere doch das Genie in diesen Aneignungsprozessen seinen Charakter oder die seinem Daimon entsprechende »Grundbestimmung«.
Wir streifen hier unversehens Goethes alten Glauben an die »Entelechie«, die individuelle seelische Kraft, die, unsterblich, zu ihrer Vervollkommnung immer neue Verbindungen eingehen müsse, dabei schwächere »entelechische Monaden« in ihren Bann ziehe, ihrerseits aber auch einer mächtigeren Hauptmonade untergeordnet werden könne. Die Möglichkeit einer bloß energetischen Unsterblichkeit einmal unterstellt, scheint es jedoch für Goethe selbst fraglich geblieben zu sein, inwiefern bei all den Metamorphosen der Monaden, ihren Rangkämpfen und Abhängigkeiten (vom eigenen Körper, von anderen Lebewesen oder gar Gestirnen) noch sinnvoll von Individualität zu sprechen wäre .