Da
sich die liebe Excellenz abermals als ernsthafte Dame Ihrem demüthigen Freunde
nähert und denselben wo nicht mit bedencklichen doch mit bedeutenden Worten
anredet; so erfordert die Schuldigkeit daß derselbe sich ungesäumt mit
gebührender Erwiederung einfinde, welches auch hiermit geziemend, und zwar
vorerst eigenhändig geschieht.
Samstag, 2. Februar 2013
Es
ist nicht zu läugnen daß wir andern Poeten einigermaßen verwandt sind mit dem
Cammerdiener des Königs Midas; nur unterschreiben wir uns von diesem Herrn
Vetter darin gar merklich, daß, wenn derselbe die Mängel seines Prinzipals
ohnmöglich verschweigen konnte, wir dagegen es sehr peinlich finden von den
Vollkommenheiten unserer Herrinnen zu schweigen.
Sie
haben daher, meine scharfsichtige Freundinn, mich irgend eines Vorhabens in
gegründetem Verdacht, nur muß ich zu meiner Rettung und Rechtfertigung
versichern, daß ich dergleichen Anmassungen niemals aus eigner, uns vom Urvater
Helios verliehenem Macht und Gewalt würde gewagt haben. Vielmehr sollte ein
gewißer stiller Wunsch im Laufe dieses Jahrs gegen die Freundinn verlauten und
in Form einer gnädig weiter zu befördernden Bitte vor derselben erscheinen.
Da aber Ihr letztes
vertrauliches Schreiben, ahndungsvoll schon eine abschlägige Antwort auf ein
nicht angebrachtes Gesuch enthält, so ergebe ich mich um so mehr darein und
verschließe, auf diesen himmlischen Fingerzeig, meine Gesinnungen und Vorhaben
in einem stillen treuergebenen Herzen, wo sie auf jede Art zu wuchern nicht
ermangeln werden. Bekennend und schweigend
immer derselbe
Goethe
immer derselbe
Goethe
Im Orient, wo ich
mich jetzt gewöhnlich aufhalte wird es schon für das höchste Glück geachtet,
wenn von irgend einem demüthigen Knecht, vor dem Angesichte der Herrin
gesprochen wird und Sie es auch nur geschehen läßt. Zu wie vielen Kniebeugungen
würde derjenige hingerissen werden, deßen Sie selbst erwähnte! Möchte ich doch
allerhöchsten Ortes nur manchmal nahmenweise erscheinen dürfen!
Abonnieren
Posts (Atom)