Samstag, 1. November 2014
Daß
das Leben des Menschen nur ein Traum sey, ist manchem schon so vorgekommen, und
auch mit mir zieht dieses Gefühl immer herum. Wenn ich die Einschränkung so
ansehe, in welche die thätigen und forschenden Kräfte des Menschen eingesperrt
sind, wenn ich sehe, wie alle Würksamkeit dahinaus läuft, sich die Befriedigung
von Bedürfnissen zu verschaffen, die wieder keinen Zwek haben, als unsere arme
Existenz zu verlängern, und dann, daß alle Beruhigung über gewisse Punkte des
Nachforschens nur eine träumende Resignation ist, da man sich die Wände,
zwischen denen man gefangen sizt, mit bunten Gestalten und lichten Aussichten
bemahlt. Das alles, Wilhelm, macht mich stumm. Ich kehre in mich selbst zurük,
und finde eine Welt! Wieder mehr in Ahndung und dunkler Begier, als in
Darstellung und lebendiger Kraft. Und da schwimmt alles vor meinen Sinnen, und
ich lächle dann so träumend weiter in die Welt.
Daß
die Kinder nicht wissen, warum sie wollen, darinn sind alle hochgelahrte Schul-
und Hofmeister einig. Daß aber auch Erwachsene, gleich Kindern, auf diesem
Erdboden herumtaumeln, gleichwie jene nicht wissen, woher sie kommen und wohin
sie gehen, eben so wenig nach wahren Zwekken handeln, eben so durch Biskuit und
Kuchen und Birkenreiser regiert werden, das will niemand gern glauben, und mich
dünkt, man kann's mit Händen greifen.
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