Freitag, 22. August 2014


Selbst die Zeitungen, die er las, wurden aktenmäßig geheftet.
Wichtiger als dieses Sammeln und Einordnen ist die Ordnung und Beherrschung der Arbeitsstoffe durch fleißiges Bedenken. In Goethes Tagebüchern lesen wir neben andern Tätigkeiten oft: "Das Vorliegende durchdacht" oder "das Jüngstvergangene überdacht" oder "Überlegung des Gegenwärtigen" oder nach einem wichtigeren Ereignis: "Betrachtungen darüber." So handelte er nach seiner Lebenregel: "Tun und Denken, Denken und Tun" und ging nicht unter in den Massen, die auf ihn eindrangen.
Ich habe freylich gut meine Zugbrücken aufziehen, auch schiebe ich meine Fortificationen immer weiter hinaus; du hingegen mußt immer im Felde liegen und dich, nach deiner Weise, in der einmal gegebenen Richtung, durchschlagen, das kleidet dich so gut daß man nicht wünschen kann es möge anders seyn.
Dem Gegenstande, der ihn beschäftigte, gehörte er jedesmal ganz an, identificirte sich mit ihm nach allen Seiten und wußte, während er irgend eine wichtige Aufgabe sich gesetzt, alles seinem Ideengang Fremdartige standhaft abzulehnen. »In den hundert Dingen, die mich interessiren,« – äußerte er – »constituirt sich immer eins in der Mitte als Hauptplanet und das übrige Quodlibet meines Lebens treibt sich indessen in vielseitiger Mondgestalt umher, bis es einem und dem andern auch gelingt, gleichfalls in die Mitte zu rücken.