anhaltend in stiller innrer Arbeit, und schöne
reine Blicke
Sonntag, 3. November 2013
Zu Hause aufgeräumt, meine Papiere durchgesehen
und alle alten Schaalen verbrannt. Andre Zeiten andre Sorgen. Stiller Rückblick
aufs Leben, auf die Verworrenheit, Betriebsamkeit Wissbegierde der Jugend, wie
sie überall herumschweift um etwas befriedigendes zu finden. Wie ich besonders
in Geheimnissen, dunklen Imaginativen Verhältnissen eine Wollust gefunden habe.
Wie ich alles Wissenschafftliche nur halb angegriffen und bald wieder habe
fahren lassen, wie eine Art von demütiger Selbstgefälligkeit durch alles geht
was ich damals schrieb.
Wie kurzsinnig in Menschlichen und göttlichen Dingen ich mich umgedreht
habe. Wie des Thuns, auch des Zweckmäsigen Denckens und Dichtens so wenig, wie
in zeitverderbender Empfindung und Schatten Leidenschafft gar viel Tage
verthan, wie wenig mir davon zu Nuz kommen und da die Hälfte nun des Lebens
vorüber ist, wie nun kein Weeg zurückgelegt sondern vielmehr ich nur dastehe
wie einer der sich aus dem Wasser rettet und den die Sonne anfängt wohlthätig
abzutrocknen. Die Zeit dass ich im Treiben der Welt bin seit 75 Oktbr. getrau
ich noch nicht zu übersehen.
Gott helfe weiter und gebe Lichter, dass wir uns nicht selbst so viel im
Weege stehn. Lasse uns von Morgen zum Abend das gehörige thun und gebe uns
klare Begriffe von den Folgen der Dinge. Dass man nicht sey wie Menschen die
den ganzen Tag über Kopfweh klagen und gegen Kopfweh brauchen und alle Abend zu
viel Wein zu sich nehmen. Möge die Idee des reinen die sich bis auf den Bissen
erstreckt den ich in Mund nehme, immer lichter in mir werden.
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