Montag, 3. Juni 2013


Ich bin seit mehreren Wochen nicht ganz wohl. Ich schlafe schlecht und zwar in den unruhigsten Träumen vom Abend bis zum Morgen, wo ich mich in sehr verschiedenartigen Zuständen sehe, allerlei Gespräche mit bekannten und unbekannten Personen führe, mich herumstreite und zanke, und zwar alles so lebendig, daß ich mir jeder Einzelheit am andern Morgen noch deutlich bewußt bin. Dieses Traumleben aber zehrt von den Kräften meines Gehirns, so daß ich mich am Tage schlaff und abgespannt fühle, zu jeder geistigen Tätigkeit ohne Lust und Gedanken.

Ich hatte Goethe wiederholt meinen Zustand geklagt und er hatte mich wiederholt getrieben, mich doch meinem Arzt zu vertrauen. „Was Euch fehlt,“ sagte er, „ist gewiß nicht der Mühe wert; wahrscheinlich nichts als eine kleine Stockung, die durch einige Gläser Mineralwasser oder ein wenig Salz zu heben ist, aber laßt es nicht länger so fortschlendern, sondern tut dazu!“

Goethe mochte ganz recht haben, und ich sagte mir selber, daß er recht habe; allein jene Unentschlossenheit und Unlust wirkte auch in diesem Fall, und ich ließ wiederum unruhige Nächte und schlechte Tage verstreichen, ohne das mindeste zur Abstellung meines Übels zu tun.