So
viel ist auch mir bei meinen wenigen Erfahrungen klar geworden, daß man den
Leuten, im ganzen genommen, durch die Poesie nicht wohl, hingegen recht übel
machen kann, und mir däucht, wo das eine nicht zu erreichen ist, da muß man das
andere einschlagen. Man muß sie incommodiren, ihnen ihre Behaglichkeit
verderben, sie in Unruhe und in Erstaunen setzen. Eins von beiden, entweder als
ein Genius oder als ein Gespenst muß die Poesie ihnen gegenüber stehen. Dadurch
allein lernen sie an die Existenz einer Poesie glauben und bekommen Respect vor
den Poeten. Ich habe auch diesen Respect nirgends größer gefunden als bei
dieser Menschenklasse, obgleich auch nirgends so unfruchtbar und ohne Neigung.
Etwas ist in allen, was für den Poeten spricht, und Sie mögen ein noch so
ungläubiger Realist sein, so müssen Sie mir doch zugeben, daß dieses X der Same
des Idealismus ist, und daß dieser allein noch verhindert, daß das wirkliche
Leben mit seiner gemeinen Empirie nicht alle Empfänglichkeit für das poetische
zerstört. Freilich ist es wahr, daß die eigentliche schöne und ästhetische
Stimmung dadurch noch lange nicht befördert wird, daß sie vielmehr gar oft
dadurch verhindert wird, so wie die Freiheit durch die moralischen Tendenzen;
aber es ist schon viel gewonnen, daß ein Ausgang aus der Empirie geöffnet ist.