Dienstag, 7. Juli 2009

Ich ging gegen Abend, um Goethe zu besuchen, hörte aber unten im Hause, der preussische Staatsminister von Humboldt sei bei ihm, welches mir lieb war, in der Überzeugung, dass dieser Besuch eines alten Freundes ihm die wohltätigste Aufheiterung gewähren würde.
Vor dem Dinge, das man das Publikum nennt, hat er eine souveräne Verachtung. Es freuet ihn, wenn er dem Ungeheuer Brocken hinwerfen kann, an welches es sich die Zähne blutig beisst. Ich kenne ihn lange, von innen wie von aussen.
Als er gegangen war, sprach Goethe sehr gut über ihn und sagte dann: »Alle diese vortrefflichen Menschen, zu denen Sie nun ein angenehmes Verhältnis haben, das ist es, was ich eine Heimat nenne, zu der man immer gerne wieder zurückkehrt.«
Und dann: solange man sich im Allgemeinen hält, kann es uns jeder nachmachen; aber das Besondere macht uns niemand nach. Warum? Weil es die anderen nicht erlebt haben.
Als ich ausgelesen, trat Goethe wieder zu mir heran. »Gelt,« sagte er, »da habe ich Euch etwas Gutes gezeigt. In einigen Tagen sollen Sie mir darüber weissagen.«