Montag, 12. August 2013
Ja man gönne mir, der
ich durch die Abwechslungen der menschlichen Gesinnungen, durch die schnelle
Bewegungen derselben in mir selbst und in andern manches gelitten habe und
leide, die erhabene Ruhe, die jene einsame stumme Nähe der großen, leise
sprechenden Natur gewährt, und wer davon eine Ahndung hat, folge mir.
Denn
wie sich diese Sinnesart verbreitet, folgt sogleich die letzte Epoche, welche
wir die prosaische nennen dürfen, da sie nicht etwa den Gehalt der frühern
humanisieren, dem reinen Menschenverstand und Hausgebrauch aneignen möchte,
sondern das Älteste in die Gestalt des gemeinen Tags zieht und auf diese Weise
Urgefühle, Volks- und Priesterglauben, ja den Glauben des Verstandes, der
hinter dem Seltsamen noch einen löblichen Zusammenhang vermutet, völlig
zerstört.
Diese Epoche kann
nicht lange dauern. Das Menschenbedürfnis, durch Weltschicksale aufgeregt,
überspringt rückwärts die verständige Leitung, vermischt Priester-, Volks- und
Urglauben, klammert sich bald da, bald dort an Überlieferungen, versenkt sich
in Geheimnisse, setzt Märchen an die Stelle der Poesie und erhebt sie zu
Glaubensartikeln. Anstatt verständig zu belehren und ruhig einzuwirken, streut
man willkürlich Samen und Unkraut zugleich nach allen Seiten; kein Mittelpunkt,
auf den hingeschaut werde, ist mehr gegeben, jeder Einzelne tritt als Lehrer
und Führer hervor und gibt seine vollkommene Torheit für ein vollendetes Ganze.Und so wird denn auch der Wert eines jeden Geheimnisses zerstört, der Volksglaube selbst entweiht; Eigenschaften, die sich vorher naturgemäß auseinanderenwickelten, arbeiten wie streitende Elemente gegeneinander, und so ist das Tohuwabohu wieder da, aber nicht das erste, befruchtete, gebärende, sondern ein absterbendes, in Verwesung übergehendes, aus dem der Geist Gottes kaum selbst eine ihm würdige Welt abermals erschaffen könnte.
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