Freitag, 25. Mai 2018


Danken wir Gott, dass wir so glückliche Augen haben, und lassen wir uns nichts vormachen.


Als Goethe 1806 in Karlsbad zur Kur weilte, kam er eines Morgens von einem Spaziergang zurück und sagte: «Man stößt in der Welt immer und allenthalben auf unsaubere Geister, da habe ich von fern einen Mann vorbeirutschen gesehen, der Kerl hat mich ordentlich erschreckt; ich glaubte den leibhaftigen Böttiger (Karl August Böttiger, 1760-1835, Archäologe, Direktor des Gymnasiums in Weimar, wegen Indiskretionen und Beleidigungen Goethe verhasst) erblickt zu haben.»  «O», erwiderte der Freund Graf Geßler, «Ihre Augen haben sich da nicht versehen, Sie haben wirklich den Leibhaftigen gesehen.» Bei diesen Worten rief Goethe aus, wie einer, der von einem Schrecken wieder aufatmet: «Gottlob, gottlob, das Gott nicht ein zweites solches Arschgesicht geschaffen hat.»
Am 2. März 1808 ereignete sich bei der Aufführung der Kleistschen Komödie «Der zerbrochene Krug» auf dem kleinen Hoftheater in Weimer etwas höchst Ungewöhnliches. Ein herzoglicher Beamter wagte es, das Stück in Anwesenheit des Herzogs Karl August und seiner Gemahlin auszupfeifen. Karl August, der seinen Platz auf dem sogenannte bürgerlichen Balkon hatte, bog sich über die Brüstung hinaus und rief: «Wer ist der freche Mensch, der sich untersteht, in Gegenwart meiner Gemahlin zu pfeifen? Husaren, nehmt den Kerl fest!» Dies geschah. 

Komm, süßer Mond, umklammre mich!