Mittwoch, 20. September 2017
Um nun
aber einigermaßen in die Richte zu kommen, will ich mich wieder nach jenem
Ruderpflock umsehen und eines Gesprächs gedenken, das ich mit unserem geprüften
Freunde Jarno, den ich unter dem Namen Montan im Gebirge fand, zu ganz
besonderer Erweckung eigner Gefühle zufällig zu führen veranlaßt ward. Die
Angelegenheiten unseres Lebens haben einen geheimnisvollen Gang, der sich nicht
berechnen läßt. Du erinnerst dich gewiß jenes Bestecks, das euer tüchtiger
Wundarzt hervorzog, als du dich mir, wie ich verwundet im Walde hingestreckt
lag, hülfreich nähertest? Es leuchtete mir damals dergestalt in die Augen und
machte einen so tiefen Eindruck, daß ich ganz entzückt war, als ich nach Jahren
es in den Händen eines Jüngeren wiederfand. Dieser legte keinen besondern Wert
darauf; die Instrumente sämtlich hatten sich in neuerer Zeit verbessert und
waren zweckmäßiger eingerichtet, und ich erlangte jenes um desto eher, als ihm
die Anschaffung eines neuen dadurch erleichtert wurde. Nun führte ich es immer
mit mir, freilich zu keinem Gebrauch, aber desto sicherer zu tröstlicher
Erinnerung: Es war Zeuge des Augenblicks, wo mein Glück begann, zu dem ich erst
durch großen Umweg gelangen sollte.
Zufällig
sah es Jarno, als wir bei dem Köhler übernachteten, der es alsobald erkannte
und auf meine Erklärung erwiderte: »Ich habe nichts dagegen, daß man sich einen
solchen Fetisch aufstellt, zur Erinnerung an manches unerwartete Gute, an
bedeutende Folgen eines gleichgültigen Umstandes; es hebt uns empor als etwas,
das auf ein Unbegreifliches deutet, erquickt uns in Verlegenheiten und ermutigt
unsere Hoffnungen; aber schöner wäre es, wenn du dich durch jene Werkzeuge
hättest anreizen lassen, auch ihren Gebrauch zu verstehen und dasjenige zu
leisten, was sie stumm von dir fordern.«
Mir
drückten sich gewisse große Motive, Legenden, uraltgeschichtlich Überliefertes
so tief in den Sinn, daß ich sie vierzig bis funfzig Jahre lebendig und wirksam
im Innern erhielt; mir schien der schönste Besitz, solche werte Bilder oft in
der Einbildungskraft erneut zu sehen, da sie sich denn zwar immer
umgestalteten, doch, ohne sich zu verändern, einer reineren Form, einer
entschiednern Darstellung entgegenreiften. Ich will hievon nur die »Braut von
Korinth«, den »Gott und die Bajadere«, den »Grafen und die Zwerge«, den »Sänger
und die Kinder« und zuletzt noch den baldigst mitzuteilenden »Paria« nennen.
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