Mittwoch, 18. März 2009

Jetzt ist er sehr stolz und finster und ernst; jedoch hat er der Liebe noch nicht entsagt, denn er hat so ein Mittelding zwischen Frau und Mädchen bei sich und führt es überall mit sich herum, auch sitzt es im Theater neben ihm und sieht ihn zärtlich an, wenn verliebte Stellen kommen.
… dass über Göthe's Gesicht ein Erröthen der Ueberraschung ging, ein Ausdruck der gutmüthig fragte, warum man ihm seine geheimsten Ueberzeugungen entlocken wolle? Und so bin ich überzeugt, dass er nicht einmal seinen Freund nur habe ahnen lassen, wie er über den Dichter Schiller denke. Überhaupt ist der zarten Schonung, der Gutmütigkeit in Göthe weit mehr, als die Menschen glauben, und ich meine, dass in seinem Charakter viel weniger Härte sei als in Schillers. Doch ist es freilich leichter, keine Härte an sich hervortreten zu lassen, wenn man in Lebensfülle, reicher Wohlbehaglichkeit, und rüstiger Gesundheit blüht, was doch im ganzen von Goethe gilt, als wenn ein starker Geist seinem Körper, in welchem das Leben untergraben ist, die lebendigste Anstrengung abtrotzen muss …