Mittwoch, 2. Juli 2008

Mit Lavatern mag sie nichts zu tun haben, denn ich merke, der kommt ihr vor, als wenn er Theriak verkaufte. Aber Goethe ist ihr Mann, so wie er der Mann aller gesunden Weiber ist.
Goethe hat einen Adlerblick, der nicht zu ertragen ist.
Im Weggehen sagte Goethe zu Mattei: „Ich danke Ihnen, und sagen Sie ihr, ich danke ihr für das Gute, das ich bei ihr genossen habe. Es ist eine treffliche Frau von Geist und Verstand. Nun sehe ich ein, warum Sie, Mattei, niemand in Lausanne kennen wollen. Jesus! Was könnte diese Frau aus einem machen!“
Nach und nach merkte ich, dass der Dichter sich noch mehr in sich selbst zurück zog; stille wurde, ernsthaft und kalt, wie in einem englischen Spleen dastunde; da dachte ich, vielleicht hat sich irgend ein grosser Gegenstand seiner Seele bemächtiget, und Apollo heisst ihn darüber dichten, und beurlaubte mich.
Mir geht's mit Goethen wunderbar. Nach acht Tagen, wie er mich so heftig verlassen hat, kommt er mit einem Übermaß von Liebe wieder. Ich hab zu mancherlei Betrachtungen durch Goethen Anlaß bekommen; je mehr ein Mensch fassen kann, deucht es mir, je dunkler, anstöß'ger wird ihn das Ganze, je eher fehlt man den ruhigen Weg. Gewiss hatten die gefallnen Engel mehr Verstand wie die übrigen …
Aber o! wie viel mehr könnte, würde der herrliche Geist tun, wenn er nicht in dies unser Chaos gesunken wäre, aus welchem er doch - mit allem seinem Willen, aller seiner Kraft - doch keine leidliche Welt schaffen wird.