Bertuch war, als die Genieperiode
grassirte, immer das Stichblatt des Spottes bey den Genies und dem Herzog, u.
hieß (...) der Spießbürger. An eben dem Abend, wo er seine Frau zuerst nach
Weimar in sein Logis gebracht hatte, erhielt er noch vom Herzog u. Göthe einen
Besuch. Der Herzog debütirte damit, daß er gehört habe, er habe sich verteufelt
spießbürgerisch eingerichtet, einen prächtigen Nachtstuhl machen lassen, und
triebe großen Luxus. Er müsse doch also sehen, was daran sey. Sogleich fielen
ihm ein paar neue schöne Spiegel ins Auge, die er mit seinem Hieber zertrümmern
wollte, sich aber doch, als Bertuch vorstellte, daß er sie auf des Herzogs
Unkosten noch einmal so kostbar anschaffen würde, zureden ließ, u. mit der
Aeuserung abstand, daß man die Spiegel um der Frau willen lassen müsse, damit
sich diese bespiegeln könne. Darauf hielt der Herzog Revision auf Bertuchs
Schreibepult, fand einen Roman von Göchhausen, mit dem er so gleich eine
Exekution vornahm, Blätter herausriß, u. herausbrannte, Taback hineinstreute,
u. so die Bescheerung der Fräulein v. Göchhausen versiegelt unter Bertuchs
Namen zuschickte. Endlich hieb u. stach er in die neuen Tapeten, weil dieß
verflucht spießbürgerisch sei, daß man die nackten Wände überkleistern wollte.
Die junge Ehefrau schlich sich, wie vom Donner gerührt, über diese Behandlung
davon. Bertuch verbiß seinen Aerger, ward aber einige Tage darauf
sterbenskrank. Als der Arzt von Todesgefahr sprach, kam der Herzog noch um
Mitternacht um gleichsam Abbitte zu thun, u. Göthe ging mit Thränen aus der
Kammer, u. drückte der tiefgekränkten Frau die hand mit den Worten: sie habe
einen harten Anfang.
Donnerstag, 25. August 2022
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