Schon
in Leipzig begann diejenige Richtung, von der ich mein ganzes Leben über nicht
abweichen konnte, nämlich dasjenige, was mich erfreute oder quälte oder sonst
beschäftigte, in ein Bild, ein Gedicht zu verwandeln und darüber mit mir selbst
abzuschließen und sowohl meine Begriffe von den äußeren Dingen zu berichtigen
als mich im Innern deshalb zu beruhigen. Die Gabe hierzu war wohl niemand
nötiger als mir, den seine Natur immerfort von einem Extrem in das andere
warf.
Mittwoch, 5. September 2012
Geht
nur und lasst mir das Publikum, von dem ich nichts hören mag. Die Hauptsache
ist, dass es geschrieben steht. Mag nun die Welt damit gebaren so gut sie kann
und es benutzen, soweit sie es fähig ist. Denn man kann von dem Publikum nicht
verlangen, dass es ein geistiges Werk geistig aufnehmen solle. Meine Sachen
können nicht populär werden. Wer daran denkt und dafür strebt, ist in einem
Irrtum. Sie sind nicht für die Masse geschrieben, sondern nur für einzelne
Menschen, die etwas ähnliches wollen und suchen und die in ähnlichen Richtungen
begriffen sind.
»Ich verlebe hier,«
sagte Goethe, »so gute Tage wie Nächte. Oft vor Tagesanbruch bin ich wach und
liege im offenen Fenster, um mich an der Pracht der jetzt zusammenstehenden
drei Planeten zu weiden und an dem wachsenden Glanz
der Morgenröthe zu erquicken. Fast den ganzen Tag bin ich sodann im Freien und
halte geistige Zwiesprache mit den Ranken der Weinrebe, die mir gute Gedanken
sagen und wovon ich euch wunderliche Dinge mittheilen könnte. Auch mache ich
wieder Gedichte, die nicht schlecht sind, und möchte überall, daß es mir
vergönnt wäre, in diesem Zustande so fortzuleben.«
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