Mittwoch, 10. September 2014

Ich fühls, Goethe und ich werden niemals Freunde; auch seine Art, mit unsern Geschlecht umzugehen, gefaellt mir nicht; er ist eigentlich, was man coquet nennt: es ist nicht Achtung genug in seinem Umgang, zerreissen Sie meinen Brief.   
Mir gehts mit Goethen wunderbar; nach acht Tagen, wie er mich so heftig verlassen hat, kommt er mit einem Übermaß voll Liebe wieder. Ich hab zu mancherlei Betrachtungen durch Goethen Anlass bekommen; je mehr ein Mensch fassen kann, deucht mir, je dunkler, anstössiger wird ihm das Ganze, je eher fehlt man den ruhigen Weg; gewiss hatten die gefallenen Engel mehr Verstand, wie die übrigen.
„Ich kann Ihnen nicht beschreiben, wie sehr mich die Wahrheit, das schöne Leben, die einfache Fülle dieses Werkes bewegte. Ruhig und tief, klar und doch unbegreiflich wie die Natur, so wirkt es und steht es da, und alles, auch das kleinste Nebenwerk, zeigt die schöne Gleichheit des Gemütes, aus welchem alles geflossen ist.“