Freitag, 10. April 2009

Eberl schien sich darüber zu wundern, wie Mozart ohne Welt, ohne vielseitiges Wissen doch die Charaktere aus den Dichtungen, die er in Musik gesetzt, so gut habe fassen und halten können.
Es gibt Tugenden, die man, wie die Gesundheit, nicht eher schätzt, als bis man sie vermisst; von denen nicht eher die Rede ist, als wo sie fehlen; die man stillschweigend voraussetzt; die dem Inhaber nicht zugute kommen, weil sie in einem Leiden, in der Geduld bestehen. Sie scheinen, wo sie sind, nur aus einer Abwesenheit von Kraft und Tätigkeit zu bestehen, und sie sind die höchste Kraft, nur nach innen gewandt, und zur Abwehr äusseren Unglimpfs, nur als Gegendruck gebraucht. Hammer zu sein, scheint jedem rühmlicher und wünschenswerter, als Amboss, und doch was gehört nicht dazu, diese unendlichen, immer wiederkehrenden Schläge auszuhalten!
… sein Bube kommt mir auch nicht vor, als könnte er lange leben, gebe der Himmel, dass er nicht vor ihm stirbt, seine Demoiselle, sagt man, betrinkt sich alle Tage, wird aber dick und fett, der arme Goethe, der lauter edle Umgebungen hätte haben sollen! doch hat er auch zwei Naturen.
Ich habe ihn in dieser Zeit ziemlich oft gesehen, und wie kraftlos und ernst ist sein Wesen. Seine Philistrosität, die der prophetische Novalis durch die verschlungenen Gewebe des „Wilhelm Meister“ deutlich erkannt hatte, kommt immer mehr zu Tage, wovon der „Rameau“ – Du kennst ihn gewiss schon – ein treffender Beweis ist.