Samstag, 10. Januar 2015

 ... das Fragmentarische und Wilde seiner Jugendarbeiten mißfiel ihm selbst in reiferen Jahren. Er strebte nach einer Einheit und Vollendung, vorzüglich nachdem er auf seiner Reise in Italien die Kunst erforscht hatte. Seine ersten Versuche in dieser Manier, was er um 1786-90 schrieb, ist ganz seiner unwürdig. Es war eine ganz un-poetische mühselige Realität. Er mußte aber auch hierin zum Virtuosen werden, und um es zu werden, beschränkte er seinen Geist. Das macht mich sehr wehmütig.
Alles Vortreffliche beschränkt uns für einen Augenblick, indem wir uns demselben nicht gewachsen fühlen; nur insofern wir es nachher in unsere Kultur aufnehmen, es unsern Geist- und Gemütskräften aneignen, wird es uns lieb und wert. 

Alles Vollkommene in seiner Art muss über seine Art hinausgehen, es muss etwas Anderes, Unvergleichbares werden. In manchen Tönen ist die Nachtigall noch Vogel; dann steigt sie über ihre Klasse hinüber und scheint jedem Gefiederten andeuten zu wollen, was eigentlich singen heisse.

»Wie mag ich gern und lange leben?«
Musst immer nach dem Trefflichsten streben:
Des unerkannt Trefflichen wirket so viel,
Und Zeit und Ewigkeit legt ihm kein Ziel.