Dienstag, 7. Januar 2014
Ich habe nun einmal gerade zu jener harmonischen Ausbildung meiner
Natur, die mir meine Geburt versagt, eine unwiderstehliche Neigung. Ich habe,
seit ich dich verlassen, durch Leibesübung viel gewonnen; ich habe viel von
meiner gewöhnlichen Verlegenheit abgelegt und stelle mich so ziemlich dar.
Ebenso habe ich meine Sprache und Stimme ausgebildet, und ich darf ohne
Eitelkeit sagen, daß ich in Gesellschaften nicht mißfalle. Nun leugne ich dir
nicht, daß mein Trieb täglich unüberwindlicher wird, eine öffentliche Person zu
sein und in einem weitern Kreise zu gefallen und zu wirken. Dazu kömmt meine
Neigung zur Dichtkunst und zu allem, was mit ihr in Verbindung steht, und das
Bedürfnis, meinen Geist und Geschmack auszubilden, damit ich nach und nach auch
bei dem Genuß, den ich nicht entbehren kann, nur das Gute wirklich für gut, und
das Schöne für schön halte.
Du siehst wohl, daß das alles für mich nur auf
dem Theater zu finden ist und daß ich mich in diesem einzigen Elemente nach
Wunsch rühren und ausbilden kann. Auf den Brettern erscheint der gebildete
Mensch so gut persönlich in seinem Glanz als in den obern Klassen; Geist und
Körper müssen bei jeder Bemühung gleichen Schritt gehen, und ich werde da so
gut sein und scheinen können als irgend anderswo. Suche ich daneben noch
Beschäftigungen, so gibt es dort mechanische Quälereien genug, und ich kann
meiner Geduld tägliche Übung verschaffen.
Mein Wesen treibe ich, wie du dir es allenfalls denken kannst, und
schicke mich nach und nach immer beßer in das beschwerliche meiner Ämter,
schnalle mir die Rüstung nach dem Leibe zurecht, und schleife die Waffen auf
meine eigene Weise. Meine übrigen Liebhabereyen gehen nebenher und ich erhalte
sie immer durch ein oder die andere Zubuse, wie man gangbare Gruben nicht gerne
aufläßig werden läßet, so lange als noch einige Hoffnung von künftigen
Vortheilen scheinen will.
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