Donnerstag, 20. März 2014


Das, was er soeben über Napoleon gesagt, lag mir im Sinn, und ich suchte das Gespräch auf jenen Gegenstand zurückzuführen.
„Doch scheint es mir“, begann ich, „daß Napoleon sich besonders in dem Zustand jener fortwährenden Erleuchtung befunden, als er noch jung und in aufsteigender Kraft war, wo wir denn auch einen göttlichen Schutz und ein beständiges Glück ihm zur Seite sehen. – In späteren Jahren dagegen scheint ihn jene Erleuchtung verlassen zu haben, so wie sein Glück und sein guter Stern.

„Was wollt Ihr!“ erwiderte Goethe. „Ich habe auch meine Liebeslieder und meinen Werther nicht zum zweitenmal gemacht. Jene göttliche Erleuchtung, wodurch das Außerordentliche entsteht, werden wir immer mit der Jugend und der Produktivität im Bunde finden, wie denn Napoleon einer der produktivsten Menschen war, die je gelebt haben.“

„Ja, ja, mein Guter, man braucht nicht bloß Gedichte und Schauspiele zu machen, um produktiv zu sein, es gibt auch eine Produktivität der Taten, und die in manchen Fällen noch um ein Bedeutendes höher steht. – Selbst der Arzt muß produktiv sein, wenn er wahrhaft heilen will; ist er es nicht, so wird ihm nur hin und wieder wie durch Zufall etwas gelingen, im ganzen aber wird er nur Pfuscherei machen.“
„Sie scheinen“, versetzte ich, „in diesem Fall Produktivität zu nennen, was man sonst Genie nannte.“