Samstag, 15. März 2008

Goethe aber blieb dort, wohin ihn sein literarischer Erfolg gebracht hatte, und verfing sich mehr und mehr im goldenen Käfig, in den sich der bunte Vogel hatte sperren lassen. So kann man ihn heute, seinen inneren Gang verkennend, als einen Kronzeugen bürgerlicher Fortschrittskultur vorzeigen.Dass dies überhaupt möglich ist, dass Goethe zum Denkmal erstarren konnte, ist nicht zuletzt seiner eigenen, fast unerschütterlichen Verhüllung anzulasten, die er staats- und selbsterhaltend betrieb, um der Qual der Leidenschaften zu entkommen.
In jeder grossen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn; man muss sich hüten, ihn nachdenklich auszubrüten und zu pflegen.
Alles, was im Subjekt ist, ist im Objekt und noch etwas mehr. Alles, was im Objekt ist, ist im Subjekt und noch etwas mehr.
Schliesslich ist kein Künstler normal. Auch Goethes höflicher, peripathetischer Stil ist nur Vordergrund. Dahinter ist alles problematisch und unausgeglichen, voller Widersprüche und Disharmonien. ... Goethe war viel eher einer der unglücklichsten Menschen, die es je gegeben hat, und darum schamhafter und strenger im Verbergen seines Unglücks als so viele andere.