Wir sind
in und mit Lavatern glücklich, es ist uns allen eine Cur, um einen Menschen zu
seyn, der in der Häuslichkeit der Liebe lebt und strebt, der an dem was er
würckt Genuss im Würcken hat, und seine Freunde mit unglaublicher
Aufmercksamkeit, trägt, nährt, leitet und erfreut. Wie gern mögt ich ein
Vierteljahr neben ihm zubringen, freylich nicht müsig wie iezt. Etwas zu
arbeiten haben, und Abends wieder zusammen lauffen. Die Wahrheit ist einem doch
immer neu, und wenn man wieder einmal so einen ganz wahren Menschen sieht meynt
man, man käme erst auf die Welt. Aber auch ists im moralischen wie mit einer
Brunnen Cur alle Übel im Menschen tiefe und flache kommen in Bewegung, und das
ganze Eingeweide arbeitet durch einander.
Dienstag, 12. November 2013
Erst hier geht mir recht klar auf in was für
einem sittlichen Todt wir gewöhnlich zusammen leben, und woher das Eintrocknen
und Einfrieren eines Herzens kommt das in sich nie dürr, und nie kalt ist. Gebe
Gott dass unter mehr grosen Vortheilen auch dieser uns nach Hause begleite,
dass wir unsre Seelen offen behalten, und wir die guten Seelen auch zu öffnen
vermögen. Könnt ich euch mahlen wie leer die Welt ist, man würde sich an
einander klammern und nicht vun einander lassen. Indess bin ich auch schon
wieder bereit dass uns der Sirocko von Unzufriedenheit, Widerwille Undanck,
Lässigkeit und Prätension entgegen dampfe.
Deine Frage über die Schöne kan ich nicht
beantworten. Ich habe mich gegen sie so betragen, als ich's gegen eine Fürstinn
oder eine heilige thun würde. Und wenn es auch nur Wahn wäre, ich mögte mir
solch ein Bild nicht durch die Gemeinschafft einer flüchtigen Begierde
besudlen. Und Gott bewahre uns für einem ernstlichen Band, an dem sie mir die
Seele aus den Gliedern winden würde.
Das Tagewerck
das mir aufgetragen ist, das mir täglich leichter und schweerer wird, erfordert
wachend und träumend meine Gegenwart diese Pflicht wird mir täglich theurer,
und darinn wünscht ich's den grössten Menschen gleich zu thun, und in nichts
grösserm. Diese Begierde, die Pyramide meines Daseyns, deren Basis mir
angegeben und gegründet ist, so hoch als möglich in die Lufft zu spizzen,
überwiegt alles andre und lässt kaum Augenblickliches Vergessen zu. Ich darf
mich nicht säumen, ich bin schon weit in Jahren vor, und vielleicht bricht mich
das Schicksaal in der Mitte, und der Babilonische Thurn bleibt stumpf
unvollendet. Wenigstens soll man sagen es war kühn entworfen und wenn ich lebe,
sollen wills Gott die Kräffte bis hinauf reichen.
Was die geheimen Künste des Cagliostro betrift, bin ich sehr mistrauisch
gegen alle Geschichten, besonders von M. her. Ich habe Spuren, um nicht zu sagen
Nachrichten, von einer großen Masse Lügen, die im Finstern schleicht, von der
du noch keine Ahndung zu haben scheinst. Glaube mir, unsere moralische und
politische Welt ist mit unterirdischen Gängen, Kellern und Cloaken miniret, wie
eine große Stadt zu seyn pflegt, an deren Zusammenhang, und ihrer Bewohnenden
Verhältniße wohl niemand denkt und sinnt; nur wird es dem, der davon einige
Kundschaft hat, viel begreiflicher, wenn da einmal der Erdboden einstürzt, dort
einmal ein Rauch aus einer Schlucht aufsteigt, und hier wunderbare Stimmen
gehört werden.
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