Donnerstag, 16. Juni 2011

Wir freuten uns über dieses Wort.
„Das wollte ich meinen,“ sagte Goethe. „Schiller mochte sich stellen, wie er wollte, er konnte gar nichts machen, was nicht immer bei weitem größer herauskam als das Beste dieser Neueren; ja, wenn Schiller sich die Nägel beschnitt, war er größer als diese Herren.“
„Aber ich habe doch Personen gekannt,“ fuhr Goethe fort, „die sich über die ersten Stücke Schillers gar nicht zufrieden geben konnten. Eines Sommers in einem Bade ging ich durch einen eingeschlossenen, sehr schmalen Weg, der zu einer Mühle führt. Es begegnete mir der Fürst Putjatin, und da in demselben Augenblick einige mit Mehlsäcken beladene Maultiere auf uns zukamen, so mußten wir ausweichen und in ein kleines Haus treten. Hier, in einem engen Stübchen, gerieten wir nach Art dieses Fürsten sogleich in tiefe Gespräche über göttliche und menschliche Dinge; wir kamen auch auf Schillers Räuber, und der Fürst äußerte sich folgendermaßen: ‚Wäre ich Gott gewesen,’ sagte er, ‚im Begriff, die Welt zu erschaffen, und ich hätte in dem Augenblick vorausgesehen, daß Schillers Räuber darin würden geschrieben werden, ich hätte die Welt nicht erschaffen.’“ Wir mußten lachen. „Was sagen Sie dazu,“ sagte Goethe; „das war doch eine Abneigung, die ein wenig weit ging, und die man sich kaum erklären konnte.“