In die andre Classe setze ich die große Menge der Leute von
bessern Glücksumständen, welche Vergnügen und Zeitvertreib zum Zweck ihres
Lebens machen. Diese werden beinahe den größten Theil jener beiden Welten
ausmachen, die man die große und die schöne Welt zu nennen pflegt. Diese Leute
scheinen unsre Erde für einen großen Maskeradeplatz anzusehen, wo es Jedem
erlaubt ist, zu seyn, was er will, wenn nur die große Absicht erreicht wird,
die Zeit zu tödten. Sie machen sich bekannter mit dieser Welt, als die erste
Classe. Sie rennen nach Vergnügen; alle ihre übrigen Leidenschaften sind nur
Aufwärterinnen des Hangs zum Vergnügen. Der Witz, dieser gefährliche Affe der
Vernunft, ist ihr Abgott. Dieser lehrt sie die giftige, aber süße Kunst, sich
selbst zu betrügen. Er setzt die Zukunft und jede ernste Wahrheit in Entfernung
und Schatten und blähet kleine kindische Freuden zu Riesengröße auf. Er erhitzt
die Phantasie und zeigt ihr lauter bezauberte Gegenden. Er erfindet andere
Gesetze, als die ewigen Tafeln des göttlichen Willens; oder er verändert,
erweitert sie und läßt sie nach. Der Mensch wird zu einem feinen wollustathmenden Vieh gemacht, dessen
Freuden nur mannigfaltiger, weitläufiger und künstlicher sind als der übrigen
Thiere. Ihre Seele scheint in ihrem Blute zu sprudeln; solange dieses wallet,
so sind sie. Sie befinden sich so wohl in dieser Welt, daß sie keine Zeit
haben, an eine bessere zu denken; und wenn es geschehen würde, so müßten es
Mahommeds Paradiese seyn.
Samstag, 3. Dezember 2016
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