Wie schön und gut würden die Menschen werden, wenn man sie bereden
könnte, die Gegenstände ihrer Neigung mit bessern zu verwechseln und die Freude
aus reinern Quellen zu schöpfen. Die Wahrheit kann etwas hierzu thun, wenn sie
sich gefallen läßt, sich mit Witz zu schminken. Doch wirkt selten etwas
kräftiger auf solche weichliche Gemüther, als der Ueberdruß, das Alter, und was
man Unglücksfälle zu nennen pflegt. Die
gewöhnlichen Wirkungen davon sind bei ihnen entweder Misanthropie, eine Art von
Fieber, welches seine guten Stunden leidet, in denen sie sich ihrer ehemaligen
Freuden wenigstens erinnern – oder ein gewisser fanatischer Schwung der
Einbildungskraft und des Herzens, der eine Neigung hervorbringt, sich vom Leibe
zu entkörpern, der seine Dienste versagt; eine große Verachtung dieser Welt, die
uns verläßt, und eine schwärmende Sehnsucht nach der unsichtbaren, die jetzt am
bequemsten ist, weil man, sie zu genießen, nur eine erhitzte Einbildung nöthig
hat. Es ist bekannt, daß man vornehmlich dem schönern Theil des menschlichen
Geschlechts Schuld gibt, daß viele desselben auf den Einfall kommen, reine
Geister zu werden, nachdem sie sich genöthiget sehen, sich des Titels irdischer
Engel zu begeben.
Samstag, 3. Dezember 2016
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