Samstag, 30. Dezember 2023

 

Eine Bemerkung möchte sodann hier wohl am Platze sein: daß sogar dasjenige, was unter uns beinahe ausgewirkt hat, nun, gerade in dem Augenblicke, welcher auswärts der deutschen Literatur günstig ist, abermals seine kräftige Wirkung beginne und dadurch zeige, wie es auf einer gewissen Stufe der Literatur immer nützlich und wirksam sein werde.

Donnerstag, 21. Dezember 2023

Donnerstag, 14. Dezember 2023

 

Heiße Doktor und Professor gar,

Und ziehe schon an die zehen Jahr'

Herauf, herab und quer und krumm

Meine Schüler an der Nas' herum

Und seh, daß wir nichts wissen können,

Das will mir schier das Herz verbrennen.

Zwar bin ich gescheuter als alle die Laffen,

Doktors, Professors, Schreiber und Pfaffen,

Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel,

Fürcht mich weder vor Höll noch Teufel.

Dafür ist mir auch all Freud entrissen,

Bild mir nicht ein, was Rechts zu wissen,

Bild mir nicht ein, ich könnt was lehren,

Die Menschen zu bessern und zu bekehren;

Auch hab ich weder Gut noch Geld,

Noch Ehr und Herrlichkeit der Welt.

Es möcht kein Hund so länger leben!

Sonntag, 10. Dezember 2023

Ich zog kürzlich aus meiner Bibliothek einen mir wenig bekannten Band über Eckermann heraus, las darin und sah in dieser Beleuchtung von neuem den unfaßlichen grandiosen rätselhaften kalten G. Es gibt ja keine Bemerkung über ihn, die nicht erregend wäre. 

Donnerstag, 7. Dezember 2023

 

Hier nun war zufälligerweise vieles Redens keine Not, denn ein bedeutendes Ereignis gab unserm Freunde Gelegenheit, sein erworbenes Talent geschickt und glücklich anzuwenden und sich der menschlichen Gesellschaft als wahrhaft nützlich zu erweisen.

Welcher Art aber dies gewesen, dürfen wir im Augenblicke noch nicht offenbaren, obgleich der Leser bald, noch ehe er diesen Band aus den Händen legt, davon genugsam unterrichtet sein wird. 

Donnerstag, 30. November 2023

Dienstag, 28. November 2023

 

Mit dem Postwagen erhältst du ein Packet das einen physicalischen Aufsatz enthält den ich während der Belagerung ausgearbeitet habe. Es widersteht mir etwas aufzuschreiben von dem was ich sehe und höre, sonst hätte ich ein schönes Tagebuch führen können. Die Letzten Tage, der Capitulation, der Übergabe, des Auszugs der Franzosen gehören unter die interessantesten meines Lebens, ich wünsche dir einmal davon zu erzählen. Die Clubbisten waren in der Capitulation übergangen und man hatte keine Anstalten gemacht sie zu fangen auch kamen den ersten Tag des Auszugs viele durch; Rüffel der Gastwirth ritt neben Merlin, beyde in Husaren Uniform an der Spitze der Reuterey welche du Bayet ausführte.

Am Chaussehauße schrie das Volck sein kreuzige, auch hätten sie ihn gewiß ohne die Contenance von du Bayet und Merlin und ohne die Gegenwart der preußischen Officire vom Pferde gerissen. Dafür paßten sie andern auf die nicht so gut eskortirt waren und fingen und beraubten und prügelten sie und führten sie nach Marienborn. Darunter denn Metternich und der Pfarrer vom heil. Creuz waren. Das geschah durch die emigrirten Maynzer die selbigen Tages nicht in die Stadt durften, schon am Abend aber schickte die Bürgerschafft eine Liste derer die sich vorbereiteten Morgens mit den Franzosen der zweyten Abtheilung auszuziehen und verlangte ihre Arrettirung. Das geschah auch durch ein Commando, sie wurden aus der Colonne herausgenommen ohne daß die Franzosen sich widersetzen.

 

Das Volck fing an durch die Straßen zu laufen und sich derer zu bemächtigen die noch zurück geblieben waren. Es ward geplündert und man legte sich auch darein und nahm diese auch noch in Empfang. Der Modus daß man die Sache gleichsam dem Zufall überließ und die Gefangennehmung von unten heraus bewirckte, deucht mich gut. Das Unheil das diese Menschen angestiftet haben ist groß. Daß sie nun von den Franzosen verlassen worden, ist recht der Welt Lauf und mag unruhigem Volck zur Lehre dienen. Hofmann ist durch und mehrere. Nun ist es so ziemlich ruhig nur daß immer Händel zwischen Preusen, Sachsen, Darmstädtern, auch mit den überbliebnen blessirten Franzosen sind. Eine ungeheure Bagage haben sie mit fortgenommen. Lebe wohl. Mehr kann ich nicht sagen. Ich halte die Feder kaum.

Dienstag, 21. November 2023

 

Schlußbetrachtung über Sprache und Terminologie


Man bedenkt niemals genug, daß eine Sprache eigentlich nur symbolisch, nur bildlich sei und die Gegenstände niemals unmittelbar, sondern nur im Widerscheine ausdrücke. Dieses ist besonders der Fall, wenn von Wesen die Rede ist, welche an die Erfahrung nur herantreten und die man mehr Tätigkeiten als Gegenstände nennen kann, dergleichen im Reiche der Naturlehre immerfort in Bewegung sind. Sie lassen sich nicht festhalten, und doch soll man von ihnen reden; man sucht daher alle Arten von Formeln auf, um ihnen wenigstens gleichnisweise beizukommen.

Mittwoch, 15. November 2023

Wie sich einmal der geistige Organism des Menschen gebildet, darüber könne er nicht hinaus; die Natur schaffe nichts Ganzes in den Individuen, während der Charakter der Gattung freilich ein Ganzes sei und man die verschiednen menschlichen Eigenschaften eigentlich nicht zersplittert denken dürfe.

Montag, 13. November 2023

Donnerstag, 9. November 2023

 

Da begreift man denn nun nicht, wie es ein Mensch  noch vierzig ahre in einer Welt hat aushalten können, die ihm in früher Jugend schon so absurd vorkam.

Du tatest wohl, die Welt einmal wieder in ihrer verwegenen Regsamkeit zu beschauen, das geht denn immer fort und vorwärts wie eine Belagerung; niemand kümmert sich, wer in der in den Tranchéen oder bei einem Ausfalle zugrunde geht.

Samstag, 28. Oktober 2023

 

Tausend und aber tausend Betrachtungen schließen sich hier an; erlauben Sie mir nach unsrer alten Weise nur noch ein allgemeines Wort, veranlaßt durch eine Stelle Ihres Briefes an Lenardo. Wir wollen der Hausfrömmigkeit das gebührende Lob nicht entziehen: auf ihr gründet sich die Sicherheit des Einzelnen, worauf zuletzt denn auch die Festigkeit und Würde des Ganzen beruhen mag; aber sie reicht nicht mehr hin, wir müssen den Begriff einer Weltfrömmigkeit fassen, unsre redlich menschlichen Gesinnungen in einen praktischen Bezug ins Weite setzen und nicht nur unsre Nächsten fördern, sondern zugleich die ganze Menschheit mitnehmen.

 

Wer nicht von dreitausend Jahren
Sich weiß Rechenschaft zu geben,
Bleib im Dunkeln unerfahren,
Mag von Tag zu Tage leben.

Mittwoch, 11. Oktober 2023

 

Huri

Heute steh ich meine Wache

Vor des Paradieses Tor,

Weiß nicht grade, wie ich's mache,

Kommst mir so verdächtig vor!


Ob du unsern Mosleminen

Auch recht eigentlich verwandt?

Ob dein Kämpfen, dein Verdienen

Dich ans Paradies gesandt?

Zählst du dich zu jenen Helden?

Zeige deine Wunden an,

Die mir Rühmliches vermelden,

Und ich führe dich heran.

 

Dichter

Nicht so vieles Federlesen!

Laß mich immer nur herein:

Denn ich bin ein Mensch gewesen,

Und das heißt ein Kämpfer sein.


Schärfe deine kräft'gen Blicke!

Hier! – durchschaue diese Brust,

Sieh der Lebenswunden Tücke,

Sieh der Liebeswunden Lust.


Und doch sang ich gläub'ger Weise:

Daß mir die Geliebte treu,

Daß die Welt, wie sie auch kreise,

Liebevoll und dankbar sei.

 

Mit den Trefflichsten zusammen

Wirkt ich, bis ich mir erlangt,

Daß mein Nam' in Liebesflammen

Von den schönsten Herzen prangt.

 

Nein! du wählst nicht den Geringern!

Gib die Hand, daß Tag für Tag

Ich an deinen zarten Fingern

Ewigkeiten zählen mag.

Sonntag, 1. Oktober 2023

 

Wie lange pflegt sie wohl zu schwärmen?  

 

Wir kochen breite Bettelsuppen.

Mittwoch, 20. September 2023

Und nun zuletzt noch das Wichtigste auszusprechen: wenn wir auch unserm äußern und innern Zustande nach das allenfalls abwarten könnten, was soll aus Ottilien werden, die unser Haus verlassen, in der Gesellschaft unserer Vorsorge entbehren und sich in der verruchten, kalten Welt jämmerlich herumdrücken müßte! 

Leben Sie wohl. behalten Sie mich lieb. Die Welt ist voll Thorheit, Dumpfheit, Inconsequenz und Ungerechtigkeit, es gehört viel Muth dazu diesen nicht das Feld zu räumen, und sich beyseite zu begeben. Addio. 

Dienstag, 19. September 2023

 

»Wie verblendet müssen sie sein«, rief er aus, als an einem Nachmittage das Gespräch sehr lebhaft zu werden anfing, »wenn sie wähnen, daß eine ungeheure Nation, die mit sich selbst in der größten Verwirrung kämpft und auch in ruhigen Augenblicken nichts als sich selbst zu schätzen weiß, auf sie mit einiger Teilnehmung herunterblicken werde! Man wird sie als Werkzeuge betrachten, sie eine Zeitlang gebrauchen und endlich wegwerfen oder wenigstens vernachlässigen. Wie sehr irren sie sich, wenn sie glauben, daß sie jemals in die Zahl der Franzosen aufgenommen werden könnten!

Jedem, der mächtig und groß ist, erscheint nichts lächerlicher als ein Kleiner und Schwacher, der in der Dunkelheit des Wahns, in der Unkenntnis seiner selbst, seiner Kräfte und seines Verhältnisses sich jenem gleichzustellen dünkt. Und glaubt ihr denn, daß die große Nation nach dem Glücke, das sie bisher begünstigt, weniger stolz und übermütig sein werde als irgendein anderer königlicher Sieger?

Wie mancher, der jetzt als Munizipalbeamter mit der Schärpe herumläuft, wird die Maskerade verwünschen, wenn er, nachdem er seine Landsleute in eine neue, widerliche Form zu zwingen geholfen hat, zuletzt in dieser neuen Form von denen, auf die er sein ganzes Vertrauen setzte, niedrig behandelt wird. Ja es ist mir höchst wahrscheinlich, daß man bei der Übergabe der Stadt, die wohl nicht lange verzögert werden kann, solche Leute den Unsrigen überliefert oder überläßt. Mögen sie doch alsdann ihren Lohn dahinnehmen, mögen sie alsdann die Züchtigung empfinden, die sie verdienen, ich mag sie so unparteiisch richten, als ich kann.«

 

»Unparteiisch!« rief Karl mit Heftigkeit aus; »wenn ich doch dies Wort nicht wieder sollte aussprechen hören! Wie kann man diese Menschen so geradezu verdammen? Freilich haben sie nicht ihre Jugend und ihr Leben zugebracht, in der hergebrachten Form sich und andern begünstigten Menschen zu nützen! Freilich haben sie nicht die wenigen wohnbaren Zimmer des alten Gebäudes besessen und sich darinne gepflegt; vielmehr haben sie die Unbequemlichkeit der vernachlässigten Teile eures Staatspalastes mehr empfunden, weil sie selbst ihre Tage kümmerlich und gedrückt darin zubringen mußten; sie haben nicht, durch eine mechanisch erleichterte Geschäftigkeit bestochen, dasjenige für gut angesehen, was sie einmal zu tun gewohnt waren; freilich haben sie nur im stillen der Einseitigkeit, der Unordnung, der Lässigkeit, der Ungeschicklichkeit zusehen können, womit eure Staatsleute sich noch Ehrfurcht zu erwerben glauben; freilich haben sie nur heimlich wünschen können, daß Mühe und Genuß gleicher ausgeteilt sein möchten! Und wer wird leugnen, daß unter ihnen nicht wenigstens einige wohldenkende und tüchtige Männer sich befinden, die, wenn sie auch in diesem Augenblicke das Beste zu bewirken nicht imstande sind, doch durch ihre Vermittlung das Übel zu lindern und ein künftiges Gutes vorzubereiten das Glück haben; und da man solche darunter zählt, wer wird sie nicht bedauern, wenn der Augenblick naht, der sie ihrer Hoffnungen vielleicht auf immer berauben soll!«

 

Der Geheimerat scherzte darauf, mit einiger Bitterkeit, über junge Leute, die einen Gegenstand zu idealisieren geneigt seien; Karl schonte dagegen diejenigen nicht, welche nur nach alten Formen denken könnten und, was dahinein nicht passe, notwendig verwerfen müßten.

Montag, 18. September 2023

Sonntag, 10. September 2023

 

August von Kotzebue wurde am 23.03.1819 wurde vom Jenaer Burschenschaftler und Theologiestudenten Karl Ludwig Sand in Mannheim erstochen. Als Goethe von der Ermordung erfuhr, bemerkte er: „Ein glücklicher Mensch, der Kotzebue, er wird durch alles berühmt, sogar durch seinen Tod.“

Freitag, 8. September 2023

 

In Marienbad wurde auf Wunsch einer polnischen Gräfin Goethe ihr vorgestellt. Die war entzückt, und schwärmte von seinen Tragödien. Die Tragödie „Athalie“ bezeichnete sie als grossartig. Goethe: „Auch ich schwärme für Tragödien. Aber die ‚Athalie’ ist von Jean Racine.“

Die Gräfin bemerkte darauf, sie habe sich geirrt, sie meinte sein Drama „Don Juan“. Das war aber auch nicht von ihm. Goethe hatte genug von den Verwechslungen und sagte, es sei Zeit für sie, in den Ballsaal zu gehen. Dann entfernte sich Goethe wortlos.

Später erzählet die Gräfin: „Goethe, grossartiger Dichter, aber unhöflich!“

Sonntag, 3. September 2023

 

Es trafen sich immer viele Leute im Haus von Goethe. Bei den Gesprächen standen oft Gegenstände der Kunst und Wissenschaft im Vordergrund. Goethe war sehr ungehalten, wenn Klatscherei verbreitet wurde. Bei einer solchen Gelegenheit konnte er sehr derb werden und rief mit nachdrücklicher Stimme: „Euren Schmutz kehrt bei euch zusammen, aber bringt ihn nicht mir ins Haus.“

 

Eine Sammlung von Anekdoten ist für den Weltmann der grösste Schatz, wenn er sie an schicklichen Orten ins Gespräch einzustreuen weiss.

Sonntag, 27. August 2023

 

Wie selig kann man seine Freunde preisen die wenigstens das Unheil nicht mit Augen sehen das in dieser Gegend und nun auch in dem unglücklichen Maynz angerichtet wird. Ihre gütigen Briefe zeigen mir Sie auf dem gewöhnlichen ruhigen, obgleich mitunter beschwerlichen Pfade der bürgerlichen Geschäfte und des häußlichen Lebens, möge ein gutes Geschick Sie lange drauf erhalten.

Mich wandelt in meiner jetzigen Lage eine Art Stupor an und ich finde den trivialen Ausdruck: der Verstand steht mir still, trefflich um die Lage meines Geistes auszudrucken.

 

Die Hälfte der schönen und wohlgelegnen Stadt mag nun wohl schon verbrannt seyn der Erfolg muß diesen grimmigen Entschluß rechtfertigen. Die Situation der emigrirten Maynzer ist die traurigste von der Welt. Von Kälte und Nässe haben wir seit 14 Tagen sehr gelitten nun ists wieder schön doch abwechselnd.

 

Seit dem Anfange der eigentlichen Belagrung haben unsre Jäger auf ihrem gewöhnlichen Posten weniger Gefahr als vorher. Es wollte einigen gar nicht schmecken. Einer der sich ziemlich gut gehalten hat Nahmens Blumenstein hat um den Trauschein gebeten, er lebt schon lange mit einem Mädchen die Güntherinn heißt. Durchl. sind geneigt ihm zu willfahren, hätten Sie wohl die Gütigkeit zu sorgen? daß dem Mädchen das er schwanger zurückgelassen biß zu seiner Rückkunft von Stadtraths wegen kein Leid geschehe. Es gehen jetzt soviel Weltbürger zu Grunde daß man den neu eintretenden wohl ihre Ankunft facilitiren kann.

Dienstag, 22. August 2023

 

Doch das Schlimmste find ich den Dünkel des irrigen Wahnes,

Der die Menschen ergreift: es könne jeder im Taumel

Seines heftigen Wollens die Welt beherrschen und richten.

Hielte doch jeder sein Weib und seine Kinder in Ordnung,

Wüßte sein trotzig Gesinde zu bändigen, könnte sich stille,

Wenn die Toren verschwenden, in mäßigem Leben erfreuen.

 

Aber wie sollte die Welt sich verbessern? Es läßt sich ein jeder

Alles zu und will mit Gewalt die andern bezwingen.

Und so sinken wir tiefer und immer tiefer ins Arge.

Afterreden, Lug und Verrat und Diebstahl und falscher

Eidschwur, Rauben und Morden, man hört nichts anders erzählen.

Falsche Propheten und Heuchler betriegen schändlich die Menschen.

Dienstag, 1. August 2023

 

EDELMANN. Ich weiß, was ich zu tun habe. Findet sich alles wahr, so muß eine solche Kleinigkeit nicht gerügt werden; sie erregt nur Schrecken und Mißtrauen in einem ruhigen Lande. Wir haben nichts zu befürchten. Kinder, liebt euch, bestellt euren Acker wohl und haltet gut Haus.

Freitag, 28. Juli 2023

Bei Tische teilt er manches mit mir und gibt mir von seinem Teller. Wenn ich abends komme, lässt er gleich eine Bouteille Wein bringen.

Mittwoch, 26. Juli 2023

Mittwoch, 19. Juli 2023

Sein Motto ist abermals: »Wenn Du stille bist, wird Dir geholfen.«

Mittwoch, 12. Juli 2023

 

Goethe schlug Mignon tot mit seiner Leier und begrub sie tief, und verherrlichte ihr Andenken mit den schönsten Liedern. Die Tote versprach er sich zu lieben, behaglich, nach Bequemlichkeit, nach Zeit und Umständen, und so oft ihn die Optik, Karlsbad und seine gnädigste Herrschaft nicht in Anspruch nähmen.

Goethe fürchtete sich vor der Liebe, denn alles, was er nicht mit Händen greifen konnte, war ihm Gespenst. Er schlug sie tot auf seine gewohnte Weise. Die Liebe war ihm Chemie des Herzens, Sympathie nannte er Wahlverwandtschaft. Er stellte die Liebe in gut verstöpselten Gläsern in sein Laboratorium, und da war ihm wohl.

Goethe hat nur immer der Selbstsucht, der Lieblosigkeit geschmeichelt; darum lieben ihn die Lieblosen. Er hat die gebildeten Leute gelehrt, wie man gebildet sein könne, freisinnig und ohne Vorurteile und doch ein Selbstling; wie man alle Laster haben könne ohne ihre Roheit, alle Schwächen ohne ihre Lächerlichkeit; wie man den Geist rein erhalte von dem Schmutze des Herzens, mit Anstand sündige und den Stoff Jeder Nichtswürdigkeit durch eine schöne Kunstform veredle. Und weil er sie das gelehrt, verehren ihn die gebildeten Leute.

Mittwoch, 5. Juli 2023

 

Nun werd ich tiefer tief zunichte!

Dienstag, 4. Juli 2023

An Friedrich Heinrich Jacobi

Mit dem Postwagen erhältst du ein Packet das einen physicalischen Aufsatz enthält den ich während der Belagerung ausgearbeitet habe. Es widersteht mir etwas aufzuschreiben von dem was ich sehe und höre, sonst hätte ich ein schönes Tagebuch führen können. Die Letzten Tage, der Capitulation, der Übergabe, des Auszugs der Franzosen gehören unter die interessantesten meines Lebens, ich wünsche dir einmal davon zu erzählen. Die Clubbisten waren in der Capitulation übergangen und man hatte keine Anstalten gemacht sie zu fangen auch kamen den ersten Tag des Auszugs viele durch; Rüffel der Gastwirth ritt neben Merlin, beyde in Husaren Uniform an der Spitze der Reuterey welche du Bayet ausführte. Am Chaussehauße schrie das Volck sein kreuzige, auch hätten sie ihn gewiß ohne die Contenance von du Bayet und Merlin und ohne die Gegenwart der preußischen Officire vom Pferde gerissen. Dafür paßten sie andern auf die nicht so gut eskortirt waren und fingen und beraubten und prügelten sie und führten sie nach Marienborn. Darunter denn Metternich und der Pfarrer vom heil. Creuz waren. Das geschah durch die emigrirten Maynzer die selbigen Tages nicht in die Stadt durften, schon am Abend aber schickte die Bürgerschafft eine Liste derer die sich vorbereiteten Morgens mit den Franzosen der zweyten Abtheilung auszuziehen und verlangte ihre Arrettirung. Das geschah auch durch ein Commando, sie wurden aus der Colonne herausgenommen ohne daß die Franzosen sich widersetzen. Das Volck fing an durch die Straßen zu laufen und sich derer zu bemächtigen die noch zurück geblieben waren. Es ward geplündert und man legte sich auch darein und nahm diese auch noch in Empfang. Der Modus daß man die Sache gleichsam dem Zufall überließ und die Gefangennehmung von unten heraus bewirckte, deucht mich gut. Das Unheil das diese Menschen angestiftet haben ist groß. Daß sie nun von den Franzosen verlassen worden, ist recht der Welt Lauf und mag unruhigem Volck zur Lehre dienen. Hofmann ist durch und mehrere. Nun ist es so ziemlich ruhig nur daß immer Händel zwischen Preusen, Sachsen, Darmstädtern, auch mit den überbliebnen blessirten Franzosen sind. Eine ungeheure Bagage haben sie mit fortgenommen. Lebe wohl. Mehr kann ich nicht sagen. Ich halte die Feder kaum.

Maynz d. 27. Jul. 1793. 

Freitag, 30. Juni 2023

Auch ist die Bemerkung nicht zu versäumen, daß mit dem Romantischen zugleich das Krankhafte bei ihnen überhandgenommen, und daß von uns doch eher Genesung zu hoffen ist, da jene schon ganz und gar in Fäulnis und Verwesung überzugehen angefangen.

Donnerstag, 29. Juni 2023

Da die Wirkung des Buches gar nicht pathologisch, vielleicht auch nicht ganz ästhetisch sein kann; so ist um desto mehr ein Wort über die verständige und sittliche Wirkung dieser Arbeit am Platze.

Wenn man die Erfahrungen seines eigenen Lebens durchgeht, so erinnert man sich wohl solcher Frauenzimmer, deren Bild man jener Amazone unterlegen könnte, aber nur weniger. Die Hauptfrage, die das Buch behandelt, ist: wie kann ein Frauenzimmer seinen Charakter, seine Individualität gegen die Umstände, gegen die Umgebung retten? Hier beantwortet ein Mann die Frage durch eine Männin. Ganz anders würde eine geist- und gefühlvolle Frau sie durch ein Weib beantworten lassen. Aber das gegenwärtige Buch ist nun einmal da. Die Mädchen, die Frauen werden es lesen. Was werden sie daraus nehmen? – Gar manches werden sie daraus nehmen. – Wozu sie es aber, nach Rez. Rat, nutzen könnten und vielleicht sollten, wäre, sich zu überzeugen, daß das Problem auf diese Weise nicht zu lösen ist.

Montag, 26. Juni 2023

Donnerstag, 22. Juni 2023

Im Ganzen fühlt Man durch, daß Er nicht sehr heiter gestimmt ist, ungern sich wieder in die hießige Lebensweise resignirt. Die öftern Pausen seines sonst so lebendig fort fließenden Gesprächs immer wieder mit neuen intereßanten Gegenständen auszufüllen, ist keine leichte Aufgabe.

Dienstag, 20. Juni 2023

Ich freue mich nur wie stattlich und in schönster Ordnung meine Institute zu Jena sind, die nur errichtet wurden, um das zu leisten, was die Nominal-Professuren nicht vermögen. Ich habe auch den Stolz, daß sie nicht zwei Jahre nach meinem Tode fortbestehen, sondern mit mir untergehen werden. Denn dann wird Man hinein pfuschen, alles persönlich und willkührlich betrachten, statt daß ich alles rein objectiv behandelt und keine einzigen unnützen oder überflüssigen Angestellten habe. Er sprach dann von Meteorologie und wie er den Einfluß der Planeten und selbst des Mondes verwerfe, nichts auf den Thermometer und alles auf den Barometer setze. Je mehr er auf seine Studien kam, je lebendiger und heitrer wurde er und erregte auch in mir lebhaftere Arbeitslust.

Sonnabends Von 8-10 bey Göthe, den seine Kinder vergebens in den Freyschützen hatten bereden wollen und der mir vielmehr betheuerte, auch diesen Winter „in seiner Dachshöhle“ bleiben zu wollen. Mayer sah eben die Probedrucke zu den Berliner Tableaux aus Lalla-Rook durch, blieb jedoch nicht lange.

 

 

Von dem Abgrunde der Jenaischen Professor-Gemeinheit, veranlaßt durch Besprechung über Voigts j. Anspruch auf eine Facultäts Stelle. Von Hands Intriguen und des Curators entsezlicher Schwäche. Von des Fürsten unbegreiflicher Passivität in diesen Jenensibus. Er hat absolut keinen Begrif von der Vergangenheit und dem was in ihr geleistet worden, kaum die Gegenwart ist ihm klar, es ist kein wahres daurendes Intereße an dem was geschieht vorhanden und so müßte Man sich zu Tode ärgern, hätte Man sich nicht längst Raison gemacht und auf das Unerreichbare verzichtet. Man muß eben alles so hingehen lassen und sich im Sommer auswärts Heiterkeit und frische Lebenslust hohlen, den Winter durch hier auszuhalten.

Freitag, 16. Juni 2023

Als ich bei der jüngsten Anwesenheit zu Franzensbad der hohen Gnade teilhaft wurde, Eure Kaiserliche Hoheit verehren und untertänigst vortragen zu dürfen ...

Dienstag, 6. Juni 2023

Ich schone Goethen immer gern, da so jetzt alles über seinen Charakter herfällt. Ich sehe ihn als eine Naturerscheinung an, die keinen Charakter hat.

Altvater Goethe soll sich noch mit aller Gewalt mit einer ihn fein um den Bart herumstreichelnden Marienbaderin verheiraten. Credat Iudaeus! Da wär er ja noch im Anfang seiner Wanderjahre!

Alle Welt trägt sich mit Goethens Liebesgeschichte, und seine Familie fürchtete sogar eine Heirat. So toll ich diese fände, so freut mich doch die Jugendkraft des Herzens an ihm, sich noch verlieben zu können. Wie es bei ihm immer war, der Wert des Gegenstandes liegt bloss in seiner Vorstellung, denn eigentlich soll gar nichts Vorzügliches daran sein. Die Familie sind Spieler und sehr spekulativ, doch denke ich, zur Heirat soll er sich nicht fangen lassen.

Freitag, 2. Juni 2023

Dienstag, 30. Mai 2023

 

Da sie denn aber doch zuletzt nicht allein sein kann, sich irgendwo anschließen, und ihrer Natur nach zugleich dienen und herrschen muß: so läuft ihre ganze Existenz auf eine Gesellschaftsdame und Hofmeisterin hinaus, auf ein Dasein, das sich ein Frauenzimmer nicht leicht wünschenswert vorstellen möchte.

 

Scheinen wir durch diese Betrachtung ein Buch, das wir bisher gepriesen, gleichsam zu vernichten: so glauben, wir durch folgende Erklärung die Sache wieder ins Gleiche zu bringen. Jeder Mensch, das Weib so gut als der Mann, will seine Individualität behaupten, und behauptet sie auch zuletzt, nur jedes auf seine Weise. Wie die Frauen ihre Individualität behaupten können, wissen sie selbst am besten, und wir brauchen sie es nicht zu lehren. Es ist aber immer angenehm und nützlich, und gibt zu den interessantesten Vergleichungen Anlaß, wenn uns einmal im Bilde gezeigt wird, wie eine Frau jenen Zweck zu erreichen suchen würde, wenn sie männlich gesinnt wäre.

 

Wir tadeln daher unsere Amazone gar sehr, daß sie auf ihrer Reise nach der Schweiz den Arm gerüstet aufhebt und gewaltig ausholt, um einem wackern Eidgenossen im Vorbeigehen eins zu versetzen.

Montag, 29. Mai 2023

 

Der Plan mißlingt, die Schuld fällt auf die Amazone zurück. Alles Gemeine und Niederträchtige setzt sich in Bewegung, und sie entfernt sich.

Samstag, 27. Mai 2023

Oft wurde auch vorgelesen, besonders Calderon in der Übersetzung von Schlegel. Die Rollen wurden vertheilt und an den Chören mußten auch die Frauen theilnehmen. Goethe wies sie an, wie sie sprechen sollten, wobei es denn oft belustigenden Widerspruch gab. Im Tragischen gefiel mir Goethes Vortrag nicht, ich fand zuweilen falsches Pathos darin, aber im Komischen war er ganz unvergleichlich.

 

Tränen rinnen von den Wangen,
Was ich tue, was ich lasse;
Nur ein unbestimmt Verlangen
Fühl ich, das die Brust durchglüht.

Mittwoch, 24. Mai 2023

 

Aber nicht seine Persönlichkeit allein, auch die eines andern machte den Unter- und Oberbehörden viel zu schaffen. Er hatte einen denkenden jungen Mann namens Weißhuhn nach Jena berufen, einen Gehülfen und Mitarbeiter an ihm hoffend; allein dieser wich bald in einigen Dingen, das heißt für einen Philosophen in allen, von ihm ab, und ein reines Zusammensein war gar bald gestört, ob wir gleich zu den »Horen« dessen Teilnahme nicht verschmähten.

 

Dieser Wackere, mit den äußeren Dingen noch weniger als Fichte sich ins Gleichgewicht zu setzen fähig, erlebte bald mit Prorektor und Gerichten die unangenehmsten persönlichen Händel; es ging auf Injurienprozesse hinaus, welche zu beschwichtigen man von oben her die eigentliche Lebensweisheit hereinbringen mußte.

Donnerstag, 18. Mai 2023

 

Ankündigung der Horen

Man wird sich, soweit kein edlerer Zweck darunter leidet, Mannigfaltigkeit und Neuheit zum Ziele setzen, aber dem frivolen Geschmacke, der das Neue bloß um der Neuheit willen sucht, keineswegs nachgeben. Übrigens wird man sich jede Freiheit erlauben, die mit guten und schönen Sitten verträglich ist.

 

Wohlanständigkeit und Ordnung, Gerechtigkeit und Friede werden also der Geist und die Regel dieser Zeitschrift sein; die drei schwesterlichen Horen Eunomia, Dike und Irene werden sie regieren. In diesen Göttergestalten verehrte der Grieche die welterhaltende Ordnung, aus der alles Gute fließt, und die in dem gleichförmigen Rhythmus des Sonnenlaufs ihr treffendstes Sinnbild findet. Die Fabel macht sie zu Töchtern der Themis und des Zeus, des Gesetzes und der Macht; des nämlichen Gesetzes, das in der Körperwelt über den Wechsel der Jahrszeiten waltet und die Harmonie in der Geisterwelt erhält.

 

Einer heitern und leidenschaftfreien Unterhaltung soll sie gewidmet sein, und dem Geist und Herzen des Lesers, den der Anblick der Zeitbegebenheiten bald entrüstet, bald niederschlägt, eine fröhliche Zerstreuung gewähren. Mitten in diesem politischen Tumult soll sie für Musen und Charitinnen einen engen vertraulichen Zirkel schließen, aus welchem alles verbannt sein wird, was mit einem unreinen Parteigeist gestempelt ist. Aber indem sie sich alle Beziehungen auf den jetzigen Weltlauf und auf die nächsten Erwartungen der Menschheit verbietet, wird sie über die vergangene Welt die Geschichte und über die kommende die Philosophie befragen, wird sie zu dem Ideale veredelter Menschheit, welches durch die Vernunft aufgegeben, in der Erfahrung aber so leicht aus den Augen gerückt wird, einzelne Züge sammeln und an dem stillen Bau beßrer Begriffe, reinerer Grundsätze und edlerer Sitten, von dem zuletzt alle wahre Verbesserung des gesellschaftlichen Zustandes abhängt, nach Vermögen geschäftig sein. 

Samstag, 29. April 2023

Dienstag, 25. April 2023

 

Im süßen Anhauch träumt' ich, der Zeit entflohn,

Wettkampf mit altertümlichem Hochgesang.

    Wer lauter ist, der koste freundlich,

        Ob die Ambrosiafrucht gereift sei.

Donnerstag, 20. April 2023

 

Wo aber angeborene Vorteile durch eigenes Verdienst erhöht werden, da tritt er mit aufrichtiger Achtung hinzu, und erwirbt sich die schätzenswertesten Freunde.

Montag, 10. April 2023

 

Benutze redlich deine Zeit!
Willst was begreifen, such's nicht weit.

Samstag, 1. April 2023

 

Lebst im Volke; sei gewohnt,
Keiner je des andern schont.

Montag, 20. März 2023

 

EDELMANN. Nur gelassen! Unzeitige Gebote, unzeitige Strafen bringen erst das Übel hervor. In einem Lande, wo der Fürst sich vor niemand verschließt; wo alle Stände billig gegeneinander denken; wo niemand gehindert ist, in seiner Art tätig zu sein; wo nützliche Einsichten und Kenntnisse allgemein verbreitet sind: da werden keine Parteien entstehen. Was in der Welt geschieht, wird Aufmerksamkeit erregen; aber aufrührische Gesinnungen ganzer Nationen werden keinen Einfluß haben. Wir werden in der Stille dankbar sein, daß wir einen heitern Himmel über uns sehen, indes unglückliche Gewitter unermeßliche Fluren verhageln.

Mittwoch, 15. März 2023

Außer den gedachten Unbilden brachte der Versuch, entschiedene Idealisten mit den höchst realen akademischen Verhältnissen in Verbindung zu setzen, fortdauernde Verdrießlichkeiten. Fichtens Absicht, sonntags zu lesen und seine von mehreren Seiten gehinderte Tätigkeit frei zu machen, mußte den Widerstand seiner Kollegen höchst unangenehm empfinden, bis sich denn gar zuletzt ein Studentenhaufen vors Haus zu treten erkühnte und ihm die Fenster einwarf: die unangenehmste Weise, von dem Dasein eines Nicht-Ichs überzeugt zu werden. 

Freitag, 10. März 2023

 

Das Buch des Unmuts enthält Gedichte, deren Art und Ton dem Osten nicht fremd ist. Denn gerade ihre Dichter, welche Gönnern und Beschützern die herrlichsten Lobpreisungen erteilen, verlieren alles Maß, wenn sie sich zurückgesetzt sehen oder nicht hinreichend belohnt glauben. Ferner liegen sie immer mit Mönchen, Heuchlern und dergleichen im Streit; auch mit der Welt, wie sie den verworrenen Gang der Dinge, der beinahe von Gott unabhängig erscheint, nennen, sind sie immerfort im Kampfe begriffen. Auf gleiche Weise verfährt der deutsche Dichter, indem er das, was ihn widerwärtig berührt, heftig und gewaltsam abweist. Mehrere dieser Gedichte werden sich erst in späten Zeiten für den Druck eignen.

Donnerstag, 2. März 2023

Unsere einsame Freundin macht in Pisa eine neue weibliche Bekanntschaft. Man reist nach Wien, kommt in ein gefährliches Verhältnis zu Emigrierten, zieht sich glücklich aus der Schlinge, begibt sich auf einen Landsitz, und beschließt seine Bildung durch deutsche Literatur.

Dienstag, 28. Februar 2023

Mit Narren leben wird dir gar nicht schwer,
Erhalte nur ein Tollhaus um dich her.


Mit heiligem, feierlichen Ernst zeigt er das wahre Verdienst dem falschen gegenüber, straft ausschließenden Dünkel bald mit Spott, bald sucht er den Irrungen mit Liebe entgegenzuwirken.

Dienstag, 21. Februar 2023

Montag, 20. Februar 2023

Unsre Dichterin hat vor ein paar Tagen geschrieben und mir ihre Geschichte mit ihrem Mann und Liebhaber gebeichtet. Sie gesteht, das Leben mit jenem sei ihr fast unerträglich geworden und sie habe ihn vor einiger Zeit verlassen wollen. Doch habe sie sich zusammen genommen und sich zur Pflicht gemacht, ferner und verträglich mit ihm zu leben. Doch hätte sie notwendig noch vorher von ihrem Liebhaber Abschied nehmen müssen, dies sei die Veranlassung ihrer letzten Reise gewesen, und diesen Vorsatz habe sie wirklich, obgleich nicht ohne großen Kampf, vollführt. Von jetzt an hoffe sie alles zu ertragen und endlich noch mit ihrer Lage zufrieden zu geben. ... Ich weiß nicht, wie ihr zu raten und zu helfen ist, denn sie schlägt, wie es scheint, zu ihren realistischen Zwecken gar zu sentimentalische Mittel ein. Fällt Ihnen etwas ein, so teilen Sie mir`s mit, oder soll ich sie nach W. zu Ihnen schicken?   (Schiller, an Goethe)


Für die litterarischen Nachrichten dancke ich sehr. Mit der Kantischen Lehre wird es gehn wie mit Modefabrickwaaren, die ersten werden am theuersten bezahlt, nachher macht man sie überall nach und sie sind leichter zu kaufen. Sollte Reinhold nicht bleiben so wird sich Rath finden. Auf Magister Fichte haben Sie ja ein Auge. An Schmidt haben wir einen trefflichen Mann. 

Freitag, 17. Februar 2023

Nach kurzen Äußerungen aus der Ferne, nach gedrängter Darstellung der Kriegsbegebenheiten wird die Schlacht bei Zorndorf geliefert, und der Geliebte fällt. Die Gefühle der Amazone, die Entwickelung ihrer Äußerungen, die Folgen des Verlustes sind bedeutend und befriedigend vorgetragen.

Dienstag, 14. Februar 2023

Dann am Abend, gegen die Nacht hin, wenn der Mond in ruhiger Pracht am Himmel heraufsteigt, und sein bewegliches Bild auf der leisewogenden Wasserfläche einem jeden schlängelnd entgegenschickt, wenn der Kahn sanft dahin wallt, das Ruder im Takte rauscht, und jede Bewegung den Funken eines Wiederscheins hervorruft, von dem Ufer die Nachtigall ihre himmlischen Töne verbreitet und jedes Herz zum Gefühle aufruft, dann zeigt sich Neigung und Leidenschaft in glücklicher Zartheit, von den ersten Anklängen einer vom höchsten Wesen selbst vorgeordneten Sympathie, bis zu jener stillen, anmutigen, schüchternen Lüsternheit, wie sie aus den engern Umgebungen des bürgerlichen Lebens hervorsprießt. Ein wallender Busen, ein feuriger Blick, ein Händedruck, ein geraubter Kuß beleben das Lied. Doch ist es immer der Bräutigam, der sich erkühnt, immer die Braut, welche nachgibt, und so beugt selbst alles Gewagte sich unter ein gesetzliches Maß; dagegen erlaubt er sich manches innerhalb dieser Grenze. Frauen und Mädchen wetteifern keck und ohne Scheu über ihre nun einmal anerkannten Zustände, und eine beängstete Braut wird, unter lebhaften Zudringlichkeiten mutwilliger Gäste, zu Bette gebracht.   

Mittwoch, 8. Februar 2023

Wer aber recht bequem ist und faul,
Flög dem eine gebratne Taube ins Maul,
Er würde höchlich sich's verbitten,
Wär sie nicht auch geschickt zerschnitten.

Willst du dich deines Wertes freuen,
So mußt der Welt du Wert verleihen.

Samstag, 4. Februar 2023

Bei einem gewissen Grade der Entartung erscheint der Mensch auch dem ungeübten Auge als eine von vornherein krankhafte Natur und die gewöhnlichen Reize des Lebens genügen, ihn zu vollkommener Geisteskrankheit hinüberzuführen.

Dienstag, 31. Januar 2023

So sieht ein heitrer billiger Deutscher die Schriftsteller seiner Nation auf einer schönen Stufe und ist überzeugt, daß sich auch das Publikum nicht durch einen mißlaunischen Krittler werde irre machen lassen. Man entferne ihn aus der Gesellschaft, aus der man jeden ausschließen sollte, dessen vernichtende Bemühungen nur die Handelnden mißmutig, die Teilnehmenden lässig und die Zuschauer mißtrauisch und gleichgültig machen könnten.

Mittwoch, 25. Januar 2023

Sie haben wohlgethan, mir den ganzen Zustand Ihrer Seele zu entdecken; ich lege gewiß alles zurechte, so wenig ich im Stande bin Sie ganz zu beruhigen. Mein Etat, über den ich halten muß, wenn ich am Ende des Jahrs nicht selbst Andern Verbindlichkeiten haben will, die sich für meinen Platz am wenigsten schicken, erlaubt mir nicht das mindste über die 200 Thaler für Sie zu thun. Diese sollen Sie richtig erhalten, damit suchen Sie auszukommen und sich nach und nach das nöthige zu schaffen.

Montag, 23. Januar 2023

Kurios, kurios, aber sehr geistreich, sehr liebenswürdig.

Mittwoch, 18. Januar 2023

Ausdrücklich halt ich mir vor, daß Sie ohne mein Wissen und Einwilligung nicht Ihr Quartier noch den Ort Ihres Aufenthalts verändern. Jeder Mensch hat seine Pflicht, machen Sie sich das zur Pflicht Ihrer Liebe zu mir und es wird Ihnen leicht werden.

Wenn Sie von irgend Jemand borgten, würde mir es sehr unangenehm sein; eben diese unseelige Unruhe, die Sie jetzt martert, hat das Unglück Ihres ganzen Lebens gemacht, und Sie sind mit tausendthalern nie zufriedner gewesen als jetzt mit den 200, weil Ihnen immer noch was zu wünschen übrig blieb, und Sie sich nie gewöhnt haben, Ihre Seele in den Gränzen der Nothwendigkeit zu halten. Ich mache Ihnen darüber keine Vorwürfe, ich weis leider zu gut wie es in Ihnen zusammenhängt, und fühle, wie das Unverhältniß Ihres jetzigen und vorigen Zustandes Sie plagen muß. Genug aber, Ein Wort für Tausend: Am Ende jedes Vierteljahrs erhalten Sie Ihre fünfzig Thaler, fürs gegenwärtige soll Ihnen Seidel etwas vorausgeben. Schränken Sie sich alsdann ein: das Muß ist hart, aber beim muß kann der Mensch allein zeigen, wie's inwendig mit ihm steht. Willkührlich leben kann jeder.



 

Sonntag, 1. Januar 2023

Wann werden wir armen Künstler dieser letzten Zeiten uns zu diesem Hauptbegriff erheben können!