Dienstag, 14. Februar 2023

Dann am Abend, gegen die Nacht hin, wenn der Mond in ruhiger Pracht am Himmel heraufsteigt, und sein bewegliches Bild auf der leisewogenden Wasserfläche einem jeden schlängelnd entgegenschickt, wenn der Kahn sanft dahin wallt, das Ruder im Takte rauscht, und jede Bewegung den Funken eines Wiederscheins hervorruft, von dem Ufer die Nachtigall ihre himmlischen Töne verbreitet und jedes Herz zum Gefühle aufruft, dann zeigt sich Neigung und Leidenschaft in glücklicher Zartheit, von den ersten Anklängen einer vom höchsten Wesen selbst vorgeordneten Sympathie, bis zu jener stillen, anmutigen, schüchternen Lüsternheit, wie sie aus den engern Umgebungen des bürgerlichen Lebens hervorsprießt. Ein wallender Busen, ein feuriger Blick, ein Händedruck, ein geraubter Kuß beleben das Lied. Doch ist es immer der Bräutigam, der sich erkühnt, immer die Braut, welche nachgibt, und so beugt selbst alles Gewagte sich unter ein gesetzliches Maß; dagegen erlaubt er sich manches innerhalb dieser Grenze. Frauen und Mädchen wetteifern keck und ohne Scheu über ihre nun einmal anerkannten Zustände, und eine beängstete Braut wird, unter lebhaften Zudringlichkeiten mutwilliger Gäste, zu Bette gebracht.   

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