Donnerstag, 1. Dezember 2016
Mich
dünkt, ich habe nun allen Sterblichen, so verschieden als sie immer scheinen
mögen, ihre Classen angewiesen, bis auf die sonderbaren und seltnen Geister,
die man über die übrigen Menschen so erhaben gefunden hat, daß man sie mit dem
Namen Genien zu unterscheiden pflegt, welcher sonst Wesen von höherer Ordnung
andeutet. Ihre Anzahl ist so groß, als es Gott zur Erhaltung der moralischen
Ordnung oder zur Züchtigung der Menschen nöthig findet. Denn es gibt gutthätige
und böse Genien. Beide kommen darin überein, daß sie ungewöhnliche Fähigkeiten
und, wenn ich so sagen darf, etwas Kolossalisches in der Gestalt ihres Geistes
haben. Von Jugend auf unterscheidet sie eine brennende Begierde zum Wissen; ein
Fleiß, den Hindernisse nur muthiger machen; eine Freiheit der Seele, die so
ungelehrig ist, das Joch zu tragen, daß sie manchmal auch die nothwendigen
Schranken überspringt; eine gewisse Begeisterung der Imagination, die ihnen
tausend unbekannte Ideen aufdeckt, und etwas Heldenmäßiges im Herzen, das sie
zu großen Thaten fähig macht. Durch die Entwicklung und Ausbildung dieser
großen Fähigkeiten vermittelst der Wissenschaften, des Nachsinnens, der
Kenntniß der Welt und der Erfahrung gelangen sie zuletzt zu dieser
durchdringenden Schärfe des Geistes und männlichen Stärke des Gemüths, welche
sie so sehr über die gemeinen Menschen hinwegsetzt.
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