Die vierte Classe ist (wie ich befürchte) viel weniger zahlreich
als die vorige; und nun werden wir gleich errathen, daß sie die beste ist. Sie
ist in der That die wahre Zierde der Erde, und wenn noch etwas auf derselben
ist, das englische Blicke herabholen kann, so ist es das Leben dieser
liebenswürdigen Menschen, welchen die Natur eine glückliche Anlage zu einer
harmonischen Gemüthsart, eine feine Empfindung des Schönen und edle Neigungen
zum Guten verliehen hat. Ohne einige Fähigkeiten in einem außerordentlichen
Grad zu haben, sind sie scharfsichtig genug, das Wahre von dem Schein zu
unterscheiden und durch die Verblendungen der Einbildungskraft, der
Leidenschaft und Gewohnheit hindurchzudringen. Die Tugend scheint ein
vorzügliches Recht an ihre Herzen zu haben. Sie verachten die Niederträchtigkeit
der Seele, die nur sich selbst liebt. Ihre Freude ist Gutes thun. Die Neigung
zum Vergnügen mag wohl hauptsächlich ihre Jugend beleben, sie wird aber von
einer gleich starken Liebe zur Ehre bewacht, und beide leiten sie nach und nach
zu den reinern Quellen der Tugend. Sie können irren, sie können durch eine unvorsichtige Neigung
geblendet oder auf Seitenwege gelockt werden. Aber ihr Herz ist keiner Bosheit,
keiner Tücke, keines Neides, keiner Niederträchtigkeit fähig; ihr offner
Verstand, die Güte ihres Gemüths, ihre Redlichkeit gegen sich selbst lassen sie
nie weit verirren, bringen sie bald wieder zurück und befördern sie immer
weiter. Diese allein sind zur Freundschaft und wahren Zärtlichkeit recht
aufgelegt. Für sie ist die Natur schön, für sie sind so viel feine und
beglückende Freuden in den Verbindungen der Gesellschaft. Sie genießen der Welt
mit Vernunft, aber sie sind nicht an sie gefesselt. – Wenn es wahr ist, daß
lebende Beispiele und redende Gemälde der Tugend mehr nutzen als moralische
oder metaphysische Dissertationen, so trägt gewiß diese kleine Anzahl von
thätigen Weisen, beiderlei Geschlechts, mehr zum wahren Vortheil der Menschen
bei, als die ganze unabsehbare Welt der speculativen Gelehrten.
Donnerstag, 1. Dezember 2016
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