Andere kriechen unter dem Schutt alter Ruinen herum, sie verstehen
sich auf Sprachen, die verloren gegangen sind, und erklären die geheimnißvollen
Figuren auf dem Tisch der Isis. Andere zerquälen sich, den ganzen Umfang der
Sittenlehre aus einem einzigen Grundsatz zu demonstriren; Andere beweisen die
Unsterblichkeit der Seele aus der Vernunft; Einige erfinden neue Lehrgebäude,
um Andern die Mühe zu machen, sie wieder umzuwerfen. Einige speculiren so
lange, bis sie an Allem, was ist, zu zweifeln anfangen; Andere beweisen durch
eine lange Reihe von Schlüssen, daß es Mittag ist, wenn uns die Sonne auf den
Wirbel brennt. Viele verbrauchen ihr Leben mit der Bemühung, alle Meinungen,
Erfindungen, Träume und Wahrheiten, Gutes und Böses aller andern Scribenten zusammenzulesen, ohne
darauf zu sinnen, was sie mit diesem Schatz anfangen wollen. – Der größte Theil
dieser wunderlichen Leute ermüdet sich in Kleinigkeiten, und die Wenigen, die
sich mit wichtigern Dingen beschäftigen, haben das Unglück, die Wahrheit für
einen blosen Gegenstand der Betrachtung zu halten, für ein Ding, das, wie der
Baum des Erkenntnisses, lieblich zum Anschauen ist. Sie gleichen den Hütern der
schönen Sklavinnen eines Sultans, welche zwar die Erlaubniß zu sehen, aber
nicht das Recht zu genießen haben, oder den bezauberten Drachen in den alten
Romanen, die in unterirdischen Höhlen große Schätze bewachen, deren Werth oder
Gebrauch ihnen unbekannt ist.
Donnerstag, 1. Dezember 2016
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