Vergebens
würde ich den Gang, den Inhalt, oder auch nur die Art des alsbald lebhaften
Gesprächs zu schildern suchen; es war wie ein Stück Leben, in tausend Wellen
fließend, ein Gefühl im Ganzen wirkend, ohne die einzelnen Bezüge gesondert
festhalten zu lassen; jedes Wort eine Blüthe am Zweige eines Baumes, aus der
tiefen dunkeln Wurzel her, aber selber doch nur als lustigheitres Gebild des
Augenblickes erschlossen. Wie jenen hellenischen Fremden zu Athen, die nach
mehreren mit Plato verlebten Tagen ihn ersuchten, sie nun auch zu seinem
berühmten Namensvetter, dem Philosophen, zu führen, so ging es fast mir, der
ich in täuschender Besinnung leicht diesen herrlichen Mann hätte bitten können,
mir nun auch Bekanntschaft des ihm gleichnamigen Schriftstellers zu
verschaffen. Ich blieb auf Goethes wiederholtes Anmahnen den ganzen Abend bei
ihm, bis Mitternacht sogar; sein Sohn und dessen neuvermählte Gattin waren die
einzigen Mitgenossen eines Theils dieser Stunden. Schwer würde ich einige
besondere Sprüche aus dem lebendigen Ganzen aussondern; die festesten,
kräftigsten Äußerungen, die feinsten erfreulichsten Wendungen, voll Gestalt im
Hervorkommen, zerflossen mir unter den Händen, wenn ich sie dem Gedächtniß zum
Behalten und Überliefern einprägen wollte.
Samstag, 2. März 2019
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen