Wie sehr irrst du, lieber Freund, wenn du glaubst,
daß ein Werk, dessen erste Vorstellung die ganze Seele füllen muß, in
unterbrochenen, zusammengegeizten Stunden könne hervorgebracht werden. Nein,
der Dichter muß ganz sich, ganz in seinen geliebten Gegenständen leben. Er, der
vom Himmel innerlich auf das köstlichste begabt ist, der einen sich immer
selbst vermehrenden Schatz im Busen bewahrt, er muß auch von außen ungestört
mit seinen Schätzen in der stillen Glückseligkeit leben, die ein Reicher
vergebens mit aufgehäuften Gütern um sich hervorzubringen sucht. Sieh die
Menschen an, wie sie nach Glück und Vergnügen rennen! Ihre Wünsche, ihre Mühe,
ihr Geld jagen rastlos, und wonach? Nach dem, was der Dichter von der Natur
erhalten hat, nach dem Genuß der Welt, nach dem Mitgefühl seiner selbst in
andern, nach einem harmonischen Zusammensein mit vielen oft unvereinbaren
Dingen.
Dienstag, 8. März 2016
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