Freitag, 31. August 2007

Sein Merkwürdigstes sind die grossen schwarzen Augen, aus denen gleich die gewaltige Fähigkeit entgegenleuchtet, ohne Anstrengung zu durchschauen, was ein Sterblicher durchschauen vermag.
Ceci me rappelle un mot du grand poète Goethe: il m’a dit plusieurs fois qu’en faisant ses ouvrages, il n’avait jamais pensé à son livre, mais que le seul but qui lui paraissait digne de tous ses efforts était le perfectionnement de son intelligence.
Il est dévoré d’ennui.

Donnerstag, 30. August 2007

Goethes Vorliebe für das Römische ausgesprochen; er habe gewiss schon einmal unter Hadrian gelebt. Alles Römische ziehe ihn unwillkürlich an. Dieser grosse Verstand, diese Ordnung in allen Dingen sage ihm zu, das griechische Wesen nicht so.
Er wolle es seinem Sohn zum Aufbewahren geben, dem gebe er alle seine Gedichte, die er verwerfe; er habe eine Menge, besonders persönliche und zeitliche; nicht leicht eine Begebenheit, worüber er sich nicht in einem Gedicht ausgesprochen. So habe er seinen Ärger, Kummer und Verdruss über die Angelegenheit des Tages, Politik usw. gewöhnlich in einem Gedicht ausgelassen, es sei eine Art Bedürfnis und Herzenserleichterung, Sedes poeticae. Er schaffe sich so die Dinge vom Halse, wenn er sie in Gedichte bringe. Sonst habe er dergleichen immer verbrannt; aber sein Sohn verehre alles von ihm mit Pietät, da lasse er ihm den Spass.
Konfession, dass ihm die Gedichte auf einmal und ganz in den Sinn kämen, wenn sie recht wären; dann müsse er sie aber gleich aufschreiben, sonst finde er sie nie wieder; darum hüte er sich, auf den Spaziergängen etwas auszudenken. Es sei ein Unglück, wenn er es nicht ganz im Gedächtnis behalte; sobald er sich besinnen müsse, würde es nicht wieder gut. - Auch ändere er selten etwas. Ebenso sei es ein Unglück, wenn er Gedichte träume, das sei meist ein verlorenes. Ein italienischer Poet (Petrarca) habe sich aus diesem Grund ein ledernes Wams machen lassen, worauf er im Bett habe schreiben können.

Mittwoch, 29. August 2007

Dienstag, 28. August 2007

Als wir im Dunkel gegen 10 Uhr nach Hause kamen, klagte Goethe seinen Jammer über dies Pestalozzische Wesen.
.... Und nun gar der Dünkel, den dieses verfluchte Erziehungswesen errege, da soll ich nur einmal die Dreistigkeit der kleinen Buben hier in der Schule sehen, die vor keinem Fremden erschrecken, sondern ihn in Schrecken setzen! Da falle aller Respekt, alles, was die Menschen untereinander zu Menschen macht, weg.
Was wäre denn aus mir geworden, sagte er, wenn ich nicht immer genötigt gewesen wäre, Respekt vor andern zu haben.Und diese Menschen mit ihrer Verrücktheit und Wut, alles auf das einzelne Individuum zu reduzieren, und lauter Götter der Selbständigkeit zu sein, diese wollen ein Volk bilden und den wilden Scharen widerstehen, wenn diese einmal sich der elementarischen Handhaben des Verstandes bemächtigt haben, welches nun gerade durch Pestalozzi unendlich erleichtert ist. - Wo sind da religiöse, wo moralische und philosophische Maximen, die allein schützen könnten!
Da möchte man des Teufels werden; es ist aber gut, ich lasse sie machen, es geht zu Grunde, und das ist recht.
Der Dichter ist der einzige wahre Mensch, und der beste Philosoph ist nur eine Karikatur gegen ihn.
„Unparteiisch!“ rief Karl mit Heftigkeit aus; „wenn ich doch dies Wort nicht wieder sollte aussprechen hören! Wie kann man diese Menschen so geradezu verdammen? Freilich haben sie nicht ihre Jugend und ihr Leben zugebracht, in der hergebrachten Form sich und anderen begünstigten Menschen zu nützen. Freilich haben sie nicht die wenigen wohnbaren Zimmer des alten Gebäudes besessen und sich darinne gepflegt; vielmehr haben sie die Unbequemlichkeit der alten Teile eures Staatspalastes mehr empfunden, weil sie selbst ihre Tage kümmerlich und gedrückt darin zubringen mussten: sie haben nicht, durch eine mechanisch erleichterte Geschäftstätigkeit bestochen, dasjenige für gut angesehen, was sie einmal zu tun gewohnt waren; freilich haben sie nur im stillen der Einseitigkeit, der Unordnung, der Lässigkeit, der Ungeschicklichkeit zusehen können, womit eure Staatsleute sich noch Ehrfurcht zu erwerben glauben; freilich haben sie nur heimlich wünschen können, dass Mühe und Genuss gleicher ausgeteilt sein möchten!“
Ganz anders als Schiller begründete Goethe seine künstlerischen Entscheidungen eigentlich nicht, sondern sprach vielmehr davon, „durch die sonderbarste Natur-Nothwendigkeit“ in seinem Verfahren gebunden zu sein.
Er macht seine Existenz wohlthätig kund, aber nur wie ein Gott, ohne sich selbst zu geben – dies scheint mir eine consequente und planmässige Handlungsart, die ganz auf den höchsten Genuss der Eigenliebe calculiert ist. Ein solches Wesen sollten die Menschen nicht um sich herum aufkommen lassen. Mir ist er dadurch verhasst, ob ich gleich seinen Geist von ganzem Herzen liebe und gross von ihm denke.
Es ist so viel gleichzeitig Tüchtiges und Treffliches auf der Welt; aber es berührt sich nicht.

Donnerstag, 16. August 2007

Dienstag, 14. August 2007

Alles, was wir treiben und tun, ist ein Abmüden; wohl dem, der nicht müde wird!

Samstag, 11. August 2007

Freitag, 10. August 2007

Die Sammlung von Caricaturen auf Napoleon zu sehen, lehnte er ab, »ich darf mir dergleichen, mir widrige Eindrücke, nicht erlauben, denn in meinem Alter stellt sich das Gemüth, wenn es angegriffen wird, nicht so schnell wieder her, wie bei Euch Jüngern. Ich muß daher mich nur mit ruhigen, gründlichen Eindrücken umgeben.«
Die Gelegenheiten sind die wahren Musen, sie rütteln uns auf aus Träumereien und man muß es ihnen durchaus danken. Knebel hatte leider keine Collectionen über Lucrez, keine Acten, darum werde es ihm schwer, jetzt productiv und positiv zu sein. Da habe ich ganz anders gesammelt, Stöße von Excerpten und Notizen über jeden Lieblingsgegenstand.
»Eine schöne, muntere Polin,« setzte er hinzu, »zog mich damals gewaltig an, so daß meine Freunde, und darunter auch Kircheisen, um meiner froh zu werden, sich genöthigt sahen, sie auch in ihre Kreise zu ziehen. Bei ihrer Ankunft mit mehreren Landsmänninen blieb sie von der Menge ganz unbemerkt, fast wie ein Aschenbrödel; ich entdeckte sie und ihren vorzüglichen Werth gar bald, und suchte sie wie eine Kastanie aus der Asche hervor. Wir wurden uns lieber und lieber; es war ein allerliebster sarmatischer Hanswurst, voll Verstand, Laune, Frohsinn. Als aber eine gewisse polnische Fürstin anlangte, sagte sie mir plötzlich: Nun muß ich mich der Verhältnisse wegen ganz zu dieser halten, und wir werden uns wohl nicht mehr allein sehen und sprechen dürfen. Das soll ganz von Ihnen abhängen, erwiederte ich. Darauf ist sie mir denn auch in der That nur noch in größern Cirkeln und zwar gegen ihre bisherige Art, immer höchst prächtig geschmückt, sichtbar worden, und wir haben nie mehr Worte gewechselt.«
Bei den Bibliotheken hier und in Jena muß ihm jeder Angestellte ein sauber geschriebenes Tagebuch halten, worin Witterung, Besuche, Eingänge und Vorgänge aller Art, sowie das jeden Tag Gearbeitete aufgezeichnet werden müssen. »So« – sprach er – »wird den Leuten erst lieb, was sie treiben, wenn sie es stets mit einer gewissen Wichtigkeit anzusehen gewohnt werden, stets in gespannter Aufmerksamkeit auch auf das Kleinste bleiben.«
Als wir auf einige in Untersuchung begriffene Beamte von ganz untergeordneter Bedeutung zu reden kamen, äußerte Goethe: »Überall überspannte Ansprüche auf Lebensgenuß, überall die dunkle Meinung, es sei alles zu wagen, es werde alles durchgehen.«
Die Unterhaltung drehte sich zunächst um Riemer's Dienstverhältniß neben Vulpius, des ersteren Zulage und Competenzen. Ein Bibliothekar, der keine Geheimnisse, kein verschlossenes Zimmer habe, sei kein rechter. Riemer sei nicht ganz geeignet zum currenten Bibliotheksdienst; man könne Vulpius nicht verargen, wenn er sich nicht ins Handwerk greifen lasse. Er habe aber leider kein Maß und keine Gränze in seinem Thun und Wollen; er sei ein Faß, dem die Reifen fehlen.
Abends nach acht Uhr zu ihm gegangen und bis nach zehn Uhr geblieben.

Sonntag, 5. August 2007

Freitag, 3. August 2007

Diplom des Ordens der verrückten Hofräte: „wegen Westöstlichkeit“
Er spricht mit sehr vieler Liebe von seiner Frau, und fühlt sich sehr glücklich in ihrem Besitz, denn er sagte zu der Mutter, er wäre gewiss mit niemandem so glücklich gewesen, wie mit ihr. Das ist mir unbegreiflich, denn sie ist ein ungebildetes Weib, auch in ihrer Art, sich zu benehmen, nichts weniger wie artig oder angenehm, sondern wie eine lustige Magd ....
Goethe suchte alles, was in Leben und Dichtung ihm entgegentrat, möglichst unter dem ästhetischen Gesichtspunkt zu fassen. „Wenn etwas auch nicht schön ist“, pflegte er zu sagen, „so müssen wir doch so viel Phantasie haben, um es schön zu finden.“
Ich habe gesagt, es ist nicht, es kann nicht sein, es soll nicht sein, und nun muss ich sagen: es ist.