Freitag, 25. Juli 2025

 

Für und wider zu dieser Stunde
Quengelt ihr schon seit vielen Jahren:
Was ich getan, ihr Lumpenhunde!
Werdet ihr nimmermehr erfahren.

 

Bin ich für 'ne Sache eingenommen,
Die Welt, denk ich, muß mit mir kommen;
Doch welch ein Greuel muß mir erscheinen,
Wenn Lumpe sich wollen mit mir vereinen.

Dienstag, 15. Juli 2025


 

Wer das Falsche verteidigen will, hat alle Ursache, leise aufzutreten und sich zu einer feinen Lebensart zu bekennen. Wer das Recht auf seiner Seite fühlt, muß derb auftreten: ein höfliches Recht will gar nichts heißen.   

Donnerstag, 10. Juli 2025

 

Goethe war in besonders guter, erhöhter Stimmung. Er ließ eine Flasche Wein kommen, wovon er sich und mir einschenkte. Unser Gespräch ging wieder auf den Großherzog Karl August zurück.

»Sie sehen,« sagte Goethe, »wie sein außerordentlicher Geist das ganze Reich der Natur umfaßte. Physik, Astronomie, Geognosie, Meteorologie, Pflanzen und Thierformen der Urwelt, und was sonst dazu gehört, er hatte für alles Sinn und für alles Interesse. Er war achtzehn Jahre alt, als ich nach Weimar kam, aber schon damals zeigten seine Keime und Knospen, was einst der Baum sein würde. Er schloß sich bald auf das innigste an mich an und nahm an allem, was ich trieb, gründlichen Antheil. Daß ich fast zehn Jahre älter war als er, kam unserm Verhältniß zugute. Er saß ganze Abende bei mir in tiefen Gesprächen über Gegenstände der Kunst und Natur und was sonst allerlei Gutes vorkam. Wir saßen oft tief in die Nacht hinein, und es war nicht selten daß wir nebeneinander aus meinem Sofa einschliefen. Fünfzig Jahre lang haben wir es miteinander fortgetrieben, und es wäre kein Wunder wenn wir es endlich zu etwas gebracht hätten.«

»Eine so gründliche Bildung,« sagte ich, »wie sie der Großherzog gehabt zu haben scheint, mag bei fürstlichen Personen selten vorkommen.«

»Sehr selten!« erwiderte Goethe. »Es giebt zwar viele, die fähig sind über alles sehr geschickt mitzureden; aber sie haben es nicht im Innern und krabbeln nur an den Oberflächen. Und es ist kein Wunder, wenn man die entsetzlichen Zerstreuungen und Zerstückelungen bedenkt, die das Hofleben mit sich führt und denen ein junger Fürst ausgesetzt ist. Von allem soll er Notiz nehmen. Er soll ein bißchen das kennen und ein bißchen das, und dann ein bißchen das und wieder ein bißchen das. Dabei kann sich aber nichts setzen und nichts Wurzel schlagen, und es gehört der Fonds einer gewaltigen Natur dazu, um bei solchen Anforderungen nicht in Rauch aufzugehen. Der Großherzog war freilich ein geborener großer Mensch, womit alles gesagt und alles gethan ist.«

 

»Bei allen seinen höhern wissenschaftlichen und geistigen Richtungen,« sagte ich, »scheint er doch auch das Regieren verstanden zu haben.«

»Er war ein Mensch aus dem Ganzen,« erwiderte Goethe, »und es kam bei ihm alles aus einer einzigen großen Duelle. Und wie das Ganze gut war, so war das Einzelne gut, er mochte thun und treiben was er wollte. Übrigens kamen ihm zur Führung des Regiments besonders drei Dinge zu statten. Er hatte die Gabe, Geister und Charaktere zu unterscheiden und jeden an seinen Platz zu stellen. Das war sehr viel. Dann hatte er noch etwas, was ebenso viel war, wo nicht noch mehr: er war beseelt von dem edelsten Wohlwollen, von der reinsten Menschenliebe, und wollte mit ganzer Seele nur das Beste. Er dachte immer zuerst an das Glück des Landes und ganz zuletzt erst ein wenig an sich selber. Edeln Menschen entgegenzukommen, gute Zwecke befördern zu helfen, war seine Hand immer bereit und offen. Es war in ihm viel Göttliches. Er hätte die ganze Menschheit beglücken mögen. Liebe aber erzeugt Liebe. Wer aber geliebt ist, hat leicht regieren.

Und drittens: er war größer als seine Umgebung. Neben zehn Stimmen, die ihm über einen gewissen Fall zu Ohren kamen, vernahm er die elfte, bessere in sich selber. Fremde Zuflüsterungen glitten an ihm ab, und er kam nicht leicht in den Fall, etwas Unfürstliches zu begehen, indem er das zweideutig gemachte Verdienst zurücksetzte und empfohlene Lumpe in Schutz nahm. Er sah überall selber, urtheilte selber und hatte in allen Fällen in sich selber die sicherste Basis. Dabei war er schweigsamer Natur, und seinen Worten folgte die Handlung.«

Dienstag, 8. Juli 2025


 

 

Freund, wer ein Lump ist, bleibt ein Lump,
Zu Wagen, Pferd und Fuße;
Drum glaub an keinen Lumpen je,
An keines Lumpen Buße.

Samstag, 28. Juni 2025

 

»Wie leid thut es mir,« sagte ich, »daß ich nicht viel mehr von ihm gekannt habe als sein Äußeres; doch das hat sich mir tief eingeprägt. Ich sehe ihn noch immer auf seiner alten Droschke, im abgetragenen grauen Mantel und Militärmütze und eine Cigarre rauchend, wie er aus die Jagd fuhr, seine Lieblingshunde nebenher. Ich habe ihn nie anders fahren sehen als auf dieser unansehnlichen alten Droschke, auch nie anders als zweispännig. Ein Gepränge mit sechs Pferden und Röcke mit Ordenssternen scheint nicht sehr nach seinem Geschmack gewesen zu sein.«

 

 

»Das ist,« erwiderte Goethe, »jetzt bei Fürsten überhaupt kaum mehr an der Zeit. Es kommt jetzt darauf an, was einer auf der Waage der Menschheit wiegt; alles übrige ist eitel. Ein Rock mit dem Stern und ein Waagen mit sechs Pferden imponirt nur noch allenfalls der rohesten Masse, und kaum dieser. Übrigens hing die alte Droschke des Großherzogs kaum in Federn. Wer mit ihm fuhr, hatte verzweifelte Stöße auszuhalten. Aber das war ihm eben recht. Er liebte das Derbe und Unbequeme und war ein Feind aller Verweichlichung.«

 

Montag, 23. Juni 2025


 

 »Spuren davon,« sagte ich, »sieht man schon in Ihrem Gedicht ›Ilmenau‹, wo Sie ihn nach dem Leben gezeichnet zu haben scheinen.«

»Er war damals sehr jung,« erwiderte Goethe; »doch ging es mit uns freilich etwas toll her. Er war wie ein edler Wein, aber noch in gewaltiger Gärung. Er wußte mit seinen Kräften nicht wo hinaus, und wir waren oft sehr nahe am Halsbrechen. Auf Parforcepferden über Hecken, Gräben und durch Flüsse, und bergauf bergein sich tagelang abarbeiten, und dann Nachts unter freiem Himmel kampiren, etwa bei einem Feuer im Walde: das war nach seinem Sinne. Ein Herzogthum geerbt zu haben, war ihm nichts, aber hätte er sich eins erringen, erjagen und erstürmen können, das wäre ihm etwas gewesen.

Das Ilmenauer Gedicht,« fuhr Goethe fort, »enthält als Episode eine Epoche, die im Jahre 1783, als ich es schrieb, bereits mehrere Jahre hinter uns lag, sodaß ich mich selber darin als eine historische Figur zeichnen und mit meinem eigenen Ich früherer Jahre eine Unterhaltung führen konnte. Es ist darin, wie Sie wissen, eine nächtliche Scene vorgeführt, etwa nach einer solchen halsbrechenden Jagd im Gebirge. Wir hatten uns am Fuße eines Felsens kleine Hütten gebaut und mit Tannenreisern gedeckt, um darin auf trockenem Boden zu übernachten. Vor den Hütten brannten mehrere Feuer, und wir kochten und brieten was die Jagd gegeben hatte. Knebel, dem schon damals die Tabakspfeife nicht kalt wurde, saß dem Feuer zunächst und ergötzte die Gesellschaft mit allerlei trockenen Späßen, während die Weinflasche von Hand zu Hand ging. Seckendorff, der schlanke mit den langen seinen Gliedern, hatte sich behaglich am Stamm eines Baumes hingestreckt und summte allerlei Poetisches. Abseits in einer ähnlichen kleinen Hütte lag der Herzog im tiefen Schlaf. Ich selber saß davor, bei glimmenden Kohlen, in allerlei schweren Gedanken, auch in Anwandlungen von Bedauern über mancherlei Unheil, das meine Schriften angerichtet. Knebel und Seckendorff erscheinen mir noch jetzt gar nicht schlecht gezeichnet, und auch der junge Fürst nicht in diesem düstern Ungestüm seines zwanzigsten Jahres:

 

Der Vorwitz lockt ihn in die Weite,
Kein Fels ist ihm zu schroff, kein Steg zu schmal,
Der Unfall lauert an der Seite
Und stürzt ihn in den Arm der Qual.
Dann treibt die schmerzlich überspannte Regung
Gewaltsam ihn bald da, bald dort hinaus,
Und von unmuthiger Bewegung
Ruht er unmuthig wieder aus.
Und düster wild an heitern Tagen,
Unbändig ohne froh zu sein,
Schläft er, an Seel' und Leib verwundet und zerschlagen,
Auf einem harten Lager ein.»   

 

«So war er ganz und gar. Es ist darin nicht der kleinste Zug übertrieben. Doch aus dieser Sturm- und Drangperiode hatte sich der Herzog bald zu wohlthätiger Klarheit durchgearbeitet, sodaß ich ihn zu seinem Geburtstage im Jahre 1783 an diese Gestalt seiner frühern Jahre sehr wohl erinnern mochte.

Ich leugne nicht, er hat mir anfänglich manche Noth und Sorge gemacht. Doch seine tüchtige Natur reinigte sich bald und bildete sich bald zum Besten, sodaß es eine Freude wurde, mit ihm zu leben und zu wirken.«

»Sie machten,« bemerkte ich, »in dieser ersten Zeit mit ihm eine einsame Reise durch die Schweiz.«

»Er liebte überhaupt das Reisen,« erwiderte Goethe; »doch war es nicht sowohl um sich zu amusiren und zu zerstreuen, als um überall die Augen und Ohren offen zu haben und auf allerlei Gutes und Nützliches zu achten, das er in seinem Lande einführen könnte. Ackerbau, Viehzucht und Industrie sind ihm aus diese Weise unendlich viel schuldig geworden. Überhaupt waren seine Tendenzen nicht persönlich, egoistisch, sondern rein produktiver Art, und zwar produktiv für das allgemeine Beste. Dadurch hat er sich denn auch einen Namen gemacht, der über dieses kleine Land weit hinausgeht.«

 

»Sein sorgloses einfaches Äußere,« sagte ich, »schien anzudeuten, daß er den Ruhm nicht suche, und daß er sich wenig aus ihm mache. Es schien als sei er berühmt geworden ohne sein weiteres Zuthun, bloß wegen seiner stillen Tüchtigkeit.«

»Es ist damit ein eigenes Ding,« erwiderte Goethe. »Ein Holz trennt, weil es Stoff dazu in sich hat und ein Mensch wird berühmt, weil der Stoff dazu in ihm vorhanden. Suchen läßt sich der Ruhm nicht, und alles Jagen danach ist eitel. Es kann sich wohl jemand durch kluges Benehmen und allerlei künstliche Mittel eine Art von Namen machen; fehlt aber dabei das innere Juwel, so ist es eitel und hält nicht auf den andern Tag.

Ebenso ist es mit der Gunst des Volks. Er suchte sie nicht und that den Leuten keineswegs schön; aber das Volk liebte ihn, weil es fühlte, daß er ein Herz für sie habe.«

Goethe erwähnte sodann die übrigen Glieder des großherzoglichen Hauses, und wie durch alle der Zug eines edeln Charakters gehe. Er sprach über die Herzensgüte des jetzigen Regenten, über die großen Hoffnungen, zu denen der junge Prinz berechtige, und verbreitete sich mit sichtbarer Liebe über die seltenen Eigenschaften der jetzt regierenden hohen Fürstin, welche im edelsten Sinne große Mittel verwende, um überall Leiden zu lindern und gute Keime zu wecken. »Sie ist von jeher für das Land ein guter Engel gewesen,« sagte er, »und wird es mehr und mehr, je länger sie ihm verbunden ist. Ich kenne die Großherzogin seit dem Jahre 1805 und habe Gelegenheit in Menge gehabt, ihren Geist und Charakter zu bewundern. Sie ist eine der besten und bedeutendsten Frauen unserer Zeit und würde es sein, wenn sie auch keine Fürstin wäre. Und das ist's eben, worauf es ankommt, daß wenn auch der Purpur abgelegt worden, noch sehr viel Großes, ja eigentlich noch das Beste übrigbleibe.«

Mittwoch, 18. Juni 2025

Samstag, 14. Juni 2025

Sie umschlang ihn mit den ihrigen und drückte ihn auf das zärtlichste an ihre Brust. Die Hoffnung fuhr wie ein Stern, der vom Himmel fällt, über ihre Häupter weg. Sie wähnten, sie glaubten einander anzugehören; sie wechselten zum erstenmal entschiedene, freie Küsse und trennten sich gewaltsam und schmerzlich. 

 

Distichen sind wir. Wir geben uns nicht für mehr noch für minder.
Sperre du immer, wir ziehn über den Schlagbaum hinweg.

Montag, 9. Juni 2025

Das Frauenzimmer kam ihnen auf einem Paar leichten Pantöffelchen mit hohen Absätzen aus der Stube entgegengetreten. Sie hatte eine schwarze Mantille über ein weißes Negligé geworfen, das, eben weil es nicht ganz reinlich war, ihr ein häusliches und bequemes Ansehn gab; ihr kurzes Röckchen ließ die niedlichsten Füße von der Welt sehen.


 

Sonntag, 8. Juni 2025

 

Wir sprachen sodann über die Einheit Deutschlands, und in welchem Sinne sie möglich und wünschenswert.

»Mir ist nicht bange,« sagte Goethe, »daß Deutschland nicht eins werde; unsere guten Chausseen und künftigen Eisenbahnen werden schon das Ihrige thun. Vor allem aber sei es eins in Liebe untereinander, und immer sei es eins gegen den auswärtigen Feind; es sei eins, daß der deutsche Thaler und Groschen im ganzen Reiche gleichen Werth habe; eins, daß mein Reisekoffer durch alle sechsunddreißig Staaten ungeöffnet passiren könne. Es sei eins, daß der städtische Reisepaß eines weimarischen Bürgers von dem Grenzbeamten eines großen Nachbarstaats nicht für unzulänglich gehalten werde, als der Paß eines Ausländers. Es sei von Inland und Ausland unter deutschen Staaten überall keine Rede mehr. Deutschland sei ferner eins in Maß und Gewicht, in Handel und Wandel, und hundert ähnlichen Dingen, die ich nicht alle nennen kann und mag.

Wenn man aber denkt, die Einheit Deutschlands bestehe darin, daß das sehr große Reich eine einzige große Residenz habe, und daß diese eine große Residenz wie zum Wohl der Entwickelung einzelner großer Talente, so auch zum Wohl der großen Masse des Volks gereiche, so ist man im Irrthum.

Man hat einen Staat wohl einem lebendigen Körper mit vielen Gliedern verglichen, und so ließe sich wohl die Residenz eines Staates dem Herzen vergleichen, von welchem aus Leben und Wohlsein in die einzelnen nahen und fernen Glieder strömt. Sind aber die Glieder sehr ferne vom Herzen, so wird das zuströmende Leben schwach und immer schwächer empfunden werden. Ein geistreicher Franzose, ich glaube Dupin, hat eine Karte über den Kulturzustand Frankreichs entworfen und die größere oder geringere Aufklärung der verschiedenen Departements mit hellern oder dunklern Farben zur Anschauung gebracht. Da finden sich nun besonders in südlichen, weit von der Residenz entlegenen Provinzen einzelne Departements, die in ganz schwarzer Farbe daliegen, als Zeichen einer dort herrschenden großen Finsterniß. Würde das aber wohl sein, wenn das schöne Frankreich statt des einen großen Mittelpunktes zehn Mittelpunkte hätte, von denen Licht und Leben ausginge?

Wodurch ist Deutschland groß als durch eine bewundernswürdige Volkskultur, die alle Theile des Reichs gleichmäßig durchdrungen hat? Sind es aber nicht die einzelnen Fürstensitze, von denen sie ausgeht und welche ihre Träger und Pfleger sind? Gesetzt, wir hätten in Deutschland seit Jahrhunderten nur die beiden Residenzstädte Wien und Berlin, oder gar nur eine, da möchte ich doch sehen, wie es um die deutsche Kultur stände, ja auch um einen überall verbreiteten Wohlstand, der mit der Kultur Hand in Hand geht.»

«Deutschtand hat über zwanzig im ganzen Reiche vertheilte Universitäten und über hundert ebenso verbreitete öffentliche Bibliotheken, an Kunstsammlungen und Sammlungen von Gegenständen aller Naturreiche gleichfalls eine große Zahl; denn jeder Fürst hat dafür gesorgt, dergleichen Schönes und Gutes in seine Nähe heranzuziehen. Gymnasien und Schulen für Technik und Industrie sind im Überfluß da, ja es ist kaum ein deutsches Dorf, das nicht seine Schule hatte. Wie steht es aber um diesen letzten Punkt in Frankreich?

Und wiederum die Menge deutscher Theater, deren Zahl über siebzig hinausgeht, und die doch auch als Träger und Beförderer höherer Volksbildung keineswegs zu verachten. Der Sinn für Musik und Gesang und ihre Ausübung ist in keinem Lande verbreitet wie in Deutschland, und daß ist auch etwas!

Nun denken Sie aber an Städte wie Dresden, München, Stuttgart, Kassel, Braunschweig, Hannover und ähnliche; denken Sie an die großen Lebenselemente, die diese Städte in sich selber tragen; denken Sie an die Wirkungen, die von ihnen aus die benachbarten Provinzen ausgehen: und fragen Sie sich, ob das alles sein würde, wenn Sie nicht seit langen Zeiten die Sitze von Fürsten gewesen?

Frankfurt, Bremen, Hamburg, Lübeck sind groß und glänzend, ihre Wirkungen aus den Wohlstand von Deutschland gar nicht zu berechnen: würden sie aber wohl bleiben was sie sind, wenn sie ihre eigene Souveränetät verlieren und irgend einem großen deutschen Reiche als Provinzialstädte einverleibt werden sollten? Ich habe Ursache, daran zu zweifeln.«  

Freitag, 30. Mai 2025

 Scheisskerle, die auf dem Fasse sitzen

Die schönen Frauen jung und alt
Sind nicht gemacht, sich abzuhärmen;
Und sind einmal die edlen Helden kalt,
So kann man sich an Schluckern wärmen.



Donnerstag, 22. Mai 2025

 

Schon manchmal hab ich bedacht, wie wir beiden gleichsam an die entgegengesetzten Enden der socialen Welt angewiesen sind; du, in die kreiselnde Bewegung einer volkreichen Königstadt verschlungen, hast alles persönlich zu bestehen, unterrichtest und lehrst, gibst und genießest, arbeitest und vollbringst, versammelst und diridirt, gebietest und herrschest und was nicht alles; hiezu noch der Familiencirkel und fremde Gelage gerechnet, da gibt es denn schon etwas auszuhalten. Indessen ich einsam, wie Merlin vom leuchtenden Grabe her, mein eignes Echo ruhig und gelegentlich, in der Nähe, wohl auch in die Ferne vernehmen lasse. Von dieser Betrachtung laß uns zum gemeinsamen, nciht unbedeutenden Geschäft hinüber gehen, zu dessen völliger Einleitung ich nächstens einen Aufsatz vorlege, ihn, der weiteres Vorschreiten befördern wird, deiner Einstimmung empfehlend. Der getreue Eckart ist mir von großer Beyhülfe. reinen und redlichen Gesinnungen treu, wächst er täglich an Kenntniß, Ein- und Übersicht und bleibt, wegen fördern Theilnahme, ganz unschätzbar; so wie Riemer, von seiner Seite, durch gesellige Berichtigung, Reinigung, Revision und Abschluß der Manuscripte, so wie der Druckbogen mir Arbeit und Leben erleichtert. Möge uns beiden so viel Kraft und Behagen verliehen seyn, um bis an's Ende wirksam auszudauern.

Deshalb denn, manchmal zurückschauend, in diesem

Gänsespiel getrost Vorwärts.

Weimar den 14. December 1830.

J. W. v. Goethe.

Dienstag, 20. Mai 2025


 

Nacht! und so wär es denn Nacht!
Könnte nun wohl ein Naturforscher sich über einen Giftbaum oder eine Kröte ärgern? Nun, so verdriesst Goethe auch ein Kotzebue, selbst ein Merkel nicht. Er denkt, der liebe Gott, der von allen Arten etwas gibt, hat ihnen einmal diese eselshafte Natur gegeben, sie müssen ihr treu bleiben. Auch solche Subjekte sind notwendig zum Heil des Ganzen, wenn sie gleich nur negativ wirken.

Dienstag, 13. Mai 2025

 

»Soviel ich sehe und gehört habe,« sagte er, »hat sich Goethe durch seinen Geist und tausend Verbindlichkeiten Freunde, Verehrer und Vergötterung erworben, aber sich selbst hat er immer behalten, sich selbst hat er nie gegeben. Ich fürchte, er hat sich aus dem höchsten Genuß der Eigenliebe ein Ideal von Glück geschaffen, bei dem er nicht glücklich ist. Dieser Charakter gefällt mir nicht, ich würde ihn mir nicht wünschen, und in der Nähe eines solchen Menschen wäre mir nicht wohl.«

Freitag, 2. Mai 2025

 

Er tadelte mich, daß ich immer zu viel Argumente für eine Sache brächte, nicht lediglich auf das Eine, was gerade Noth sei, hinwirke.

»Die Geschäfte müssen abstract, nicht menschlich mit Neigung oder Abneigung, Leidenschaft, Gunst behandelt werden, dann setzt man mehr und schneller durch. Auch keine Recriminationen, keine Vorwürfe über Vergangenes, nun doch nicht zu Änderndes. Jeder Tag bestehe für sich, wie kann man leben, wenn man nicht jeden Abend sich und andern ein Absolutorium ertheilt? Ihr dürft mir das nicht übel nehmen. Wenn ich einmal reden soll, muß ich meine Paradoxa frei aussprechen dürfen; Ihr werdet sie ohnehin nicht mehr lange von mir hören.«


Dienstag, 29. April 2025

Samstag, 26. April 2025

 

Schade, daß die Natur nur Einen Menschen aus dir schuf,
Denn zum würdigen Mann war und zum Schelmen der Stoff.

Mittwoch, 23. April 2025

 

"Manches können wir nicht verstehn."
Lebt nur fort, es wird schon gehn.

Freitag, 18. April 2025

Du hast vollkommen recht, mein Bester! Wenn ich das Uhrwerk meiner Lebensbetriebe nicht gehörig in Ordnung hielte, so könnt ich in einem dergleichen leidigen Falle kaum weiter existiren. Dießmal aber hat der Zeiger nur einige Stunden retardirt, und nun ist alles wieder im alten mäßigen Gange.

Jedoch hab ich dir vom Verlauf des Novembers noch einiges zu bekennen. Das Außenbleiben meines Sohns drückte mich, auf mehr als Eine Weise, sehr heftig und widerwärtig; ich griff daher zu einer Arbeit, die mich ganz absorbiren sollte. Der vierte Band meines Lebens lag, über zehn Jahre, in Schematen und theilweiser Ausführung, ruhig aufbewahrt, ohne daß ich gewagt hätte Arbeikt wieder vorzunehmen. Nun griff ich sie mit Gewalt an, und es gelang so weit, daß der Band, wie er liegt, gedruckt werden könnte, wenn ich nicht Hoffnung hätte den Inhalt noch reicher und bedeutender, die Behandlung aber noch vollendeter darzustellen.

So weit nun betracht ich's in vierzehn Tagen, und es möchte wohl kein Zweifel seyn, daß der unterdrückte Schmerz und eine so gewaltsame Geistesanstrengung jene Explosion, wozu sich der Körper disponirt finden mochte, dürften verursacht haben. Plötzlich, nachdem keine entschiedene Andeutung, noch irgend ein drohendes Symptom vorausging, riß ein Gefäß in der Lunge und der Blutauswurf war so stark: daß, wäre nicht gleich und kunstgemäße Hülfe zu erhalten gewesen, hier wohl die ultima linea rerum sich würde hingezogen haben. Nächstens noch von andern Dingen, worauf ich den vergangenen sonnenlosen Sommer aufmerksamen Fleiß gewendet, zu vorläufiger und, wie ich fernerhin hoffe, zu künftiger Zufriedenheit.

Weimar den 10. December 1830.



Sonntag, 30. März 2025

Donnerstag, 27. März 2025

 

Heute früh komm ich auch noch einen Augenblick. Gerne will ich alles hören was du mir zu sagen hast, ich muß nur bitten daß du es nicht zu genau mit meinem jetzt so zerstreuten, ich will nicht sagen zerrißnen Wesen nehmest. Dir darf ich wohl sagen daß mein innres nicht ist wie mein äusres. Lebe wohl.

 

Die Papiere der Voß habe ich in der Stadt, ich will sie ihr bringen oder schicken, ich weiß daß sie solche nicht durch die Hände der Meyern will gehen laßen. Ich dancke dir fürs Frühstück. Fritz soll mir lieb seyn, es freut mich immer seine Gegenwart, und wenn ich ihm was seyn kann. Laß mir die Archiv Scheine zurück und Lebe wohl. Mögest du in dem stillen Kochberg vergnügt und vorzüglich gesund seyn. Ich will so fortleben wie ich kann ob es gleich eine sonderbare Aufgabe ist. Kayser geht mit der Herzoginn wieder fort, das sage nicht weiter, ob ich gleich dencke es ist kein Geheimniß mehr und so schließt sich alle Hoffnung auf die schöne Tonkunst ganz für mich zu. Der trübe Himmel verschlingt alle Farben. Herder geht nun auch und – so lebe tausendmal wohl.

Eigentlich kommt alles auf die Gesinnungen an; wo diese sind, treten auch die Gedanken hervor, und nachdem sie sind, sind auch die Gedanken. 

Dienstag, 25. März 2025

Herders Briefe sind gar interessant. Wie viel menschlicher ist er, wie viel menschlicher reist er als ich.


 

Mittwoch, 19. März 2025

 

Wir Neueren sagen jetzt besser mit Napoleon: die Politik ist das Schicksal. Hüten wir uns aber mit unseren neuesten Literatoren zu sagen, die Politik sei die Poesie, oder sie sei für den Poeten ein passender Gegenstand. Der englische Dichter Thomson schrieb ein sehr gutes Gedicht über die Jahreszeiten, allein ein sehr schlechtes über die Freiheit, und zwar nicht aus Mangel an Poesie im Poeten, sondern aus Mangel an Poesie im Gegenstande.

 

Sowie ein Dichter politisch wirken will, muss er sich einer Partei hingeben, und sowie er dieses tut, ist er als Poet verloren; er muss seinem freien Geiste, seinem unbefangenen Überblick Lebewohl sagen und dagegen die Kappe der Borniertheit und des blinden Hasses über die Ohren ziehen.

 

Der Dichter wird als Mensch und Bürger sein Vaterland lieben, aber das Vaterland seiner poetischen Kräfte und seines poetischen Wirkens ist das Gute, Edle und Schöne, das an keine besondere Provinz und an kein besonderes Land gebunden ist, und das er ergreift und bildet, wo er es findet. Er ist darin dem Adler gleich, der mit freiem Blick über Ländern schwebt und dem es gleichviel ist, ob der Hase, auf den er hinabschießt, in Preußen oder in Sachsen läuft.

Und was heißt denn: sein Vaterland lieben, und was heißt denn: patriotisch wirken? Wenn ein Dichter lebenslänglich bemüht war, schädliche Vorurteile zu bekämpfen, engherzige Ansichten zu beseitigen, den Geist seines Volkes aufzuklären, dessen Geschmack zu reinigen und dessen Gesinnungs- und Denkweise zu veredeln, was soll er denn da Besseres tun? und wie soll er denn da patriotischer wirken? – An einen Dichter so ungehörige und undankbare Anforderungen zu machen, wäre ebenso, als wenn man von einem Regimentschef verlangen wolle: er müsse, um ein rechter Patriot zu sein, sich in politische Neuerungen verflechten und darüber seinen nächsten Beruf vernachlässigen. Das Vaterland eines Regimentschefs aber ist sein Regiment, und er wird ein ganz vortrefflicher Patriot sein, wenn er sich um politische Dinge gar nicht bemüht, als soweit sie ihn angehen.

Samstag, 15. März 2025

Den guten Eckermann hätt' ich Ihnen näher bekannt gewünscht. Das Problematische an ihm löst sich auf, wenn man erkennt, daß er eine einfach reine Seele ist, die mit sich und der Welt ebenfalls gern rein seyn möchte. Wie wenige jedoch gelangen dazu! Ein Wesen wie das seinige kann sich nur nach und nach offenbaren.

Eckermann schleppt, wie eine Ameise, meine einzelnen Gedichte zusammen; ohne ihn wäre ich nie dazu gekommen. 

Samstag, 8. März 2025

Freitag, 7. März 2025

Vorüber, ihr Schäfchen, vorüber,
Dem Schäfer ist gar zu weh!
„Sonnenklarer Bericht an das grössere Publikum“

Mittwoch, 5. März 2025


 

Halt Passagiere! Wer seid ihr? Wes Standes und Charakteres?
Niemand passieret hier durch, bis er den Paß mir gezeigt.

Distichen sind wir. Wir geben uns nicht für mehr noch für minder,
Sperre du immer, wir ziehn über den Schlagbaum hinweg.

Sonntag, 2. März 2025

Er fühle sich gerade in der Disposition, fromm zu werden, und denke es sich gar schön, ein vorgehaltenes Altartuch mit dem Lämmlein und einer Kreuzesfahne gläubig anzublicken.
Sie liess den gerade vorbeigehenden Goethe einladen, diesem war dies unheimlich, er setzte sich hin, sprach nichts und machte ein entsetzlich verdrüsslich Gesicht. »Haben Sie Nachricht, Frau von Stein, von dem Herrn Kriegsrath aus Breslau?« war alles, was er unaufgefordert an Discours hervorgehen liess.

Freitag, 28. Februar 2025

Dienstag, 25. Februar 2025

 

Ueber den eigentlichen Zustand eines aufmerksamen Reisenden habe ich eigne Erfahrungen gemacht und eingesehen worin sehr oft der Fehler der Reisebeschreibungen liegt. Man mag sich stellen wie man will so sieht man auf der Reise die Sache nur von Einer Seite und übereilt sich im Urtheil; dagegen sieht man aber auch die Sache von dieser Seite lebhaft und das Urtheil ist in gewissem Sinne richtig. Ich habe mir daher Acten gemacht, worin ich alle Arten von öffentlichen Papieren die mir eben jetzt begegnen, Zeitungen, Wochenblätter, Predigtauszüge, Verordnungen, Komödienzettel, Preiscourante einheften lasse und sodann auch sowohl das, was ich sehe und bemerke, als auch mein augenblickliches Urtheil einhefte; ich spreche sodann von diesen Dingen in Gesellschaft und bringe meine Meinung vor, da ich denn bald sehe in wie fern ich gut unterrichtet bin, und in wie fern mein Urtheil mit dem Urtheil wohl unterrichteter Menschen übereintrifft. Ich nehme sodann die neue Erfahrung und Belehrung auch wieder zu den Acten, und so giebt es Materialien, die mir künftig als Geschichte des äußern und innern interessant genug bleiben müssen. Wenn ich bei meinen Vorkenntnissen und meiner Geistesgeübtheit Lust behalte, dieses Handwerk eine Weile fortzusetzen, so kann ich eine große Masse zusammenbringen.

 

Ein paar poetische Stoffe bin ich schon gewahr worden, die ich in einem feinen Herzen aufbewahren werde, und dann kann man niemals im ersten Augenblicke wissen was sich aus der rohen Erfahrung in der Folgezeit noch als wahrer Gehalt aussondert.

 

Der Chinese in Rom.

Einen Chinesen sah ich in Rom, die gesammten Gebäude,

     Alter und neuerer Zeit, schienen ihm lästig und schwer.

Ach! so seufzt’ er, die Armen! ich hoffe, sie sollen begreifen

     Wie erst Säulchen von Holz tragen des Daches Gezelt,

Daß an Latten und Pappen, und Schnitzwerk und bunter Vergoldung

     Sich des gebildeten Aug’s feinerer Sinn nur erfreut.

Siehe, da glaubt’ ich, im Bilde, so manchen Schwärmer zu schauen,

     Der sein luftig Gespinnst mit der soliden Natur

Ewigem Teppich vergleicht, den ächten, reinen Gesunden

Krank nennt, daß ja nur er heiße, der Kranke, gesund.

Göthe.

 

… fahren Sie fort, mir in guten und bösen Stunden durch die Kraft Ihres Geistes und Herzens beizustehen.

Donnerstag, 20. Februar 2025

Mittwoch, 19. Februar 2025

Hiebei ist soviel zu bemerken: daß der eigentliche Dichter die Herrlichkeit der Welt in sich aufzunehmen berufen ist und deshalb immer eher zu loben als zu tadeln geneigt sein wird. Daraus folgt, daß er den würdigsten Gegenstand aufzufinden sucht und, wenn er alles durchgegangen, endlich sein Talent am liebsten zu Preis und Verherrlichung Gottes anwendet.

Montag, 10. Februar 2025

 

Sie haben ein Königreich zu regieren, ich nur eine etwas zahlreiche Familie von Begriffen, die ich herzlich gern zu einer kleinen Welt erweitern möchte. …
Alles bei uns empfiehlt sich Ihrem freundschaftlichen Andenken und ich bin mit der herzlichsten Verehrung der Ihrige

 

Was die Weiber lieben und hassen,
Das wollen wir ihnen gelten lassen;
Wenn sie aber urteilen und meinen,
Da will's oft wunderlich erscheinen.

Mittwoch, 5. Februar 2025

Sonntag, 2. Februar 2025

 

Du Narr! begünstige die Pfuscherei,
So bist du überall zu Hause.

Donnerstag, 30. Januar 2025

Einer der interessantesten, behaglichsten und gemüthlichsten Abende unter vielen! Goethe war durchaus heiter, gemäßigt, mittheilend, lehrreich, keine Pique, keine Ironie, nichts Leidenschaftliches oder Abstoßendes.

Mittwoch, 29. Januar 2025

 

Ich bin Ihnen nahe mit allem, was in mir lebt und denkt.

Dienstag, 28. Januar 2025

Samstag, 25. Januar 2025

 

Und wenn du's vollbracht hast,

Wirst du erkennen der Götter und Menschen unänderlich Wesen

Drinne sich alles bewegt und davon alles umgränzt ist,

Stille schaun die Natur sich gleich in allem und allem

Nichts unmögliches hoffen, und doch dem Leben genug seyn.

 

Nach zehenstündigem Schlaf, bin ich fröhlich erwacht. O dass doch mein Beruf wäre immer in Bewegung und freyer Luft zu seyn, ich wollte gerne iede Beschweerlichkeit mit nehmen die diese Lebensart auch ausdauern muss. Nachher hab ich verschiednes durchgeredt und untersucht. Die Menschen sind vom Fluch gedrückt der auf die Schlange fallen sollte sie kriechen auf dem Bauche und fressen Staub. Dann las ich zur Abwaschung und Reinigung einiges griechische davon geb ich Ihnen in einer unmelodischern, und unausdrückendern Sprache wenigstens durch meinen Mund und Feder, auch Ihr Theil.

 

Caroline Herder an J. G. Herder

Donnerstag Abend d. 7. Aug

Goethe kam auch heute wieder u. sagte mir die besten Folgen Deiner Reise vor. Unter andern sagte er auch daß er 14 Tage vor der Abreise aus Rom täglich wie ein Kind geweint habe; das hat mich sehr gejammert.

Donnerstag, 23. Januar 2025

 

Die Abschrift meines Reise Journals gäbe ich höchst ungerne aus Händen, meine Absicht war sie ins Feuer zu werfen. Ich weiß schon wie es geht. So was sieht immer noch einer und wieder einer, es wird noch einmal abgeschrieben und endlich habe ich den Verdruß diese Pudenda irgendwo gedruckt zu sehn. Denn es ist im Grunde sehr dummes Zeug, das mich jetzt anstinkt. Du kannst sie nirgends brauchen als in Verona. Auf dem Rückwege würde sie dir fatal sein und ich bin in Unruhe wenn ich das Zeug auf Reisen weiß. Es ist nicht Knauserei sondern redliche Scham daß ich die Blätter nicht hergeben mag.

Ich sehe dich noch heute. Adieu.     G.

Mittwoch, 22. Januar 2025

 

Kommt nur kühnlich, kommt nur alle,

Und versammelt euch zum Schmause,

Denn ihr werdet mich mit Dräuen,

Mich mit Hoffnung nimmer beugen.

Seht, hier bin ich, bin gefangen,

Aber noch nicht überwunden.

Kommt, verzehret meine Glieder

Und verzehrt zugleich mit ihnen

Eure Ahnherrn, eure Väter,

Die zur Speise mir geworden.

Dieses Fleisch, das ich euch reiche,

Ist, ihr Toren, euer eignes,

Und in meinen innern Knochen

Stickt das Mark von euren Ahnherrn.

Kommt nur, kommt, mit jedem Bisse

Kann sie euer Gaumen schmecken.

Freitag, 17. Januar 2025


 

Wenn Sie mich wollen so komm ich heute und bring von meinem Essen Bohnen.

Wir alle sind so borniert, dass wir immer glauben, recht zu haben; und so lässt sich ein ausserordentlicher Geist denken, der nicht allein irrt, sondern sogar Lust am Irrtum hat. 

Mittwoch, 8. Januar 2025

 

Erhalten Sie mir ein freundschaftliches Andenken und seien Sie versichert, daß ich mich auf eine öftere Auswechslung der Ideen mit Ihnen recht lebhaft freue.

 

Ob nun nach der alten Lehre die humores peccantes im Körper herumspazieren, oder ob nach der neuen die verhältnismäßig schwächeren Teile in Désavantage sind, genug bei mir hinkt es bald hier, bald dort und sind die Unbequemlichkeiten aus den Gedärmen ans Diaphragma, von da in die Brust, ferner in den Hals und so weiters ins Auge gezogen, wo sie mir denn am allerunwillkommensten sind.


 

Mittwoch, 1. Januar 2025

 

Fahren Sie fort, sich immer mehr zu erheitern und zu stärken.