Du hast vollkommen recht, mein Bester! Wenn ich das Uhrwerk meiner Lebensbetriebe nicht gehörig in Ordnung hielte, so könnt ich in einem dergleichen leidigen Falle kaum weiter existiren. Dießmal aber hat der Zeiger nur einige Stunden retardirt, und nun ist alles wieder im alten mäßigen Gange.
Jedoch hab ich dir vom Verlauf des Novembers noch einiges zu bekennen.
Das Außenbleiben meines Sohns drückte mich, auf mehr als Eine Weise, sehr
heftig und widerwärtig; ich griff daher zu einer Arbeit, die mich ganz
absorbiren sollte. Der vierte Band meines Lebens lag, über zehn Jahre, in
Schematen und theilweiser Ausführung, ruhig aufbewahrt, ohne daß ich gewagt
hätte Arbeikt wieder vorzunehmen. Nun griff ich sie mit Gewalt an, und es
gelang so weit, daß der Band, wie er liegt, gedruckt werden könnte, wenn ich
nicht Hoffnung hätte den Inhalt noch reicher und bedeutender, die Behandlung
aber noch vollendeter darzustellen.
So weit nun betracht ich's in vierzehn Tagen, und es möchte wohl kein
Zweifel seyn, daß der unterdrückte Schmerz und eine so gewaltsame
Geistesanstrengung jene Explosion, wozu sich der Körper disponirt finden
mochte, dürften verursacht haben. Plötzlich, nachdem keine entschiedene
Andeutung, noch irgend ein drohendes Symptom vorausging, riß ein Gefäß in der
Lunge und der Blutauswurf war so stark: daß, wäre nicht gleich und kunstgemäße
Hülfe zu erhalten gewesen, hier wohl die ultima linea rerum sich würde hingezogen
haben. Nächstens noch von andern Dingen, worauf ich den vergangenen sonnenlosen
Sommer aufmerksamen Fleiß gewendet, zu vorläufiger und, wie ich fernerhin
hoffe, zu künftiger Zufriedenheit.
Weimar den 10. December 1830.
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