Montan geleitete
seinen Freund nunmehr in dem Bergrevier methodisch umher, überall begrüßt von
einem derben »Glück auf!«, welches sie heiter zurückgaben. »Ich möchte wohl«,
sagte Montan, »ihnen manchmal zurufen: ›Sinn auf!‹, denn Sinn ist mehr als
Glück; doch die Menge hat immer Sinn genug, wenn die Obern damit begabt sind.
Weil ich nun hier, wo nicht zu befehlen, doch zu raten habe, bemüht' ich mich,
die Eigenschaft des Gebirgs kennen zu lernen. Man strebt leidenschaftlich nach
den Metallen, die es enthält. Nun habe ich mir auch das Vorkommen derselben
aufzuklären gesucht, und es ist mir gelungen. Das Glück tut's nicht allein,
sondern der Sinn, der das Glück herbeiruft, um es zu regeln. Wie diese Gebirge
hier entstanden sind, weiß ich nicht, will's auch nicht wissen; aber ich
trachte täglich, ihnen ihre Eigentümlichkeit abzugewinnen. Auf Blei und Silber
ist man erpicht, das sie in ihrem Busen tragen; ich weiß es zu entdecken: das
Wie? behalt' ich für mich und gebe Veranlassung, das Gewünschte zu finden. Auf
mein Wort unternimmt man's versuchsweise, es gelingt, und man sagt, ich habe
Glück. Was ich verstehe, versteh' ich mir, was mir gelingt, gelingt mir für
andere, und niemand denkt, daß es ihm auf diesem Wege gleichfalls gelingen
könne. Sie haben mich in Verdacht, daß ich eine Wünschelrute besitze, sie
merken aber nicht, daß sie mir widersprechen, wenn ich etwas Vernünftiges
vorbringe, und daß sie dadurch sich den Weg abschneiden zu dem Baum des
Erkenntnisses, wo diese prophetischen Reiser zu brechen sind.«
Samstag, 29. Oktober 2022
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