Es
freut mich, daß Sie meinem Freunde und Schutzbefohlenen nicht ganz ungünstig
sind. Das Tadelnswürdige an seiner Arbeit ist mir sehr lebhaft aufgefallen,
aber ich wußte nicht recht, ob das Gute auch Stich halten würde, das ich darinn
zu bemerken glaubte. Aufrichtig, ich fand in diesen Gedichten viel von meiner
eigenen sonstigen Gestalt, und es ist nicht das erstemal, daß mich der
Verfasser an mich mahnte. Er hat eine heftige Subjectivität, und verbindet
damit einen gewissen philosophischen Geist und Tiefsinn. Sein Zustand ist
gefährlich, da solchen Naturen so gar schwer beyzukommen ist. Indessen finde ich
in diesen neuern Stücken doch den Anfang einer gewissen Verbesserung, wenn ich
sie gegen seine vormaligen Arbeiten halte; denn kurz, es ist Hölderlin, den Sie
vor etlich Jahren bei mir gesehen haben. Ich würde ihn nicht aufgeben, wenn ich
nur eine Möglichkeit wüßte, ihn aus seiner eignen Gesellschaft zu bringen, und
einem wohlthätigen und fortdauernden Einfluß von außen zu öfnen.
Mittwoch, 8. September 2021
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen