Unser
Meister ist derjenige, unter dessen Anleitung wir uns in einer Kunst
fortwährend üben und welcher uns, wie wir nach und nach zur Fertigkeit
gelangen, stufenweise die Grundsätze mitteilt, nach welchen handelnd wir das
ersehnte Ziel am sichersten erreichen. In solchem Sinne war ich Meister von
niemand. Wenn ich aber aussprechen soll, was ich den Deutschen überhaupt,
besonders den jungen Dichtern geworden bin, so darf ich mich wohl ihren
Befreier nennen; denn sie sind an mir gewahr geworden, daß, wie der Mensch von
innen heraus leben, der Künstler von innen heraus wirken müsse, indem er,
gebärde er sich, wie er will, immer nur sein Individuum zutage fördern wird.
Geht er dabei frisch und froh zu Werke, so manifestiert er gewiß den Wert
seines Lebens, die Hoheit oder Anmut, vielleicht auch die anmutige Hoheit, die
ihm von der Natur verliehen war. Ich kann übrigens recht gut bemerken, auf wen
ich in dieser Art gewirkt; es entspringt daraus gewissermaßen eine
Naturdichtung, und nur auf diese Art ist es möglich, Original zu sein.
Glücklicherweise steht unsere Poesie im Technischen so hoch, das Verdienst
eines würdigen Gehalts liegt so klar am Tag, daß wir wundersam erfreuliche
Erscheinungen auftreten sehen. Dieses kann immer noch besser werden, und
niemand weiß, wohin es führen mag; nur freilich muß jeder sich selbst
kennenlernen, sich selbst zu beurteilen wissen, weil hier kein fremder äußerer
Maßstab zu Hülfe zu nehmen ist.