Worauf
aber alles ankommt, sei in kurzem gesagt. Der junge Dichter spreche nur aus, was
lebt und fortwirkt, unter welcherlei Gestalt es auch sein möge; er beseitige
streng allen Widergeist, alles Mißwollen, Mißreden und was nur verneinen kann:
denn dabei kommt nichts heraus. Ich kann es meinen jungen Freunden nicht ernst
genug empfehlen, daß sie sich selbst beobachten müssen, auf daß bei einer
gewissen Fazilität des rhythmischen Ausdrucks sie doch auch immer an Gehalt
mehr und mehr gewinnen. Poetischer Gehalt aber ist Gehalt des eigenen Lebens;
den kann uns niemand geben, vielleicht verdüstern, aber nicht verkümmern. Alles
was Eitelkeit, das heißt Selbstgefälliges ohne Fundament ist, wird schlimmer
als jemals behandelt werden. Sich frei zu erklären ist eine große Anmaßung;
denn man erklärt zugleich, daß man sich selbst beherrschen wolle, und wer
vermag das? Zu meinen Freunden, den jungen Dichtern, spreche ich hierüber
folgendermaßen: Ihr habt jetzt eigentlich keine Norm, und die müßt ihr euch
selbst geben; fragt euch nur bei jedem Gedicht, ob es ein Erlebtes enthalte und
ob dies Erlebte euch gefördert habe.
Donnerstag, 20. September 2018
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen