Wir
sprachen darauf über Gegenstände der Weltgeschichte, und Goethe äußerte
folgendes über Regenten.
»Um popular zu sein,« sagte er, »braucht ein
großer Regent weiter keine Mittel als seine Größe. Hat er so gestrebt und
gewirkt, daß sein Staat im Innern glücklich und nach außen geachtet ist, so mag
er mit allen seinen Orden im Staatswagen, oder er mag im Bärenfelle und die
Zigarre im Munde auf einer schlechten Troschke fahren, es ist alles gleich, er
hat einmal die Liebe seines Volkes und genießt immer dieselbige Achtung. Fehlt
aber einem Fürsten die persönliche Größe und weiß er nicht durch gute Taten bei
den Seinen sich in Liebe zu setzen, so muß er auf andere Vereinigungsmittel
denken, und da gibt es kein besseres und wirksameres als die Religion und den
Mitgenuß und die Mitübung derselbigen Gebräuche. Sonntäglich in der Kirche
erscheinen, auf die Gemeinde herabsehen und von ihr ein Stündchen sich
anblicken lassen, ist das trefflichste Mittel zur Popularität, das man jedem
jungen Regenten anraten möchte, und das, bei aller Größe, selbst Napoleon nicht
verschmähet hat.«
Mittwoch, 12. November 2014
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