Dienstag, 14. Februar 2012

Wir hatten nicht lange geredet, als der Kanzler hereintrat und sich zu uns setzte. Er erzählte uns Nachrichten aus öffentlichen Blättern, unter andern von einem Wärter einer Menagerie, der aus Gelüste nach Löwenfleisch einen Löwen getötet und sich ein gutes Stück davon zubereitet habe. „Mich wundert“, sagte Goethe, „daß er nicht einen Affen genommen hat, welches ein gar zarter schmackhafter Bissen sein soll.“ Wir sprachen über die Häßlichkeit dieser Bestien, und daß sie desto unangenehmer, je ähnlicher die Rasse dem Menschen sei. Ich begreife nicht, sagte der Kanzler, wie fürstliche Personen solche Tiere in ihrer Nähe dulden, ja vielleicht gar Gefallen daran finden können. „Fürstliche Personen“, sagte Goethe, „werden so viel mit widerwärtigen Menschen geplagt, daß sie die widerwärtigeren Tiere als Heilmittel gegen dergleichen unangenehme Eindrücke betrachten. Uns andern sind Affen und Geschrei der Papageien mit Recht widerwärtig, weil wir diese Tiere hier in einer Umgebung sehen, für die sie nicht gemacht sind. Wären wir aber in dem Fall, auf Elefanten unter Palmen zu reiten, so würden wir in einem solchen Element Affen und Papageien ganz gehörig, ja vielleicht gar erfreulich finden. Aber, wie gesagt, die Fürsten haben recht, etwas Widerwärtiges mit etwas noch Widerwärtigerem zu vertreiben.“

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