Es leuchtet! seht! – Nun läßt sich wirklich hoffen,
Daß, wenn wir aus viel hundert Stoffen
Durch Mischung – denn auf Mischung kommt es an -
Den Menschenstoff gemächlich komponieren,
In einen Kolben verlutieren
Und ihn gehörig kohobieren,
So ist das Werk im stillen abgetan.
Montag, 27. Dezember 2010
Freitag, 24. Dezember 2010
Montag, 20. Dezember 2010
Montag, 6. Dezember 2010
Der wunderbarste Irrtum ist derjenige, der sich auf uns selbst und unsere Kräfte bezieht, dass wir uns einem würdigen Geschäft, einem ehrsamen Unternehmen widmen, dem wir nicht gewachsen sind, dass wir nach einem Ziel streben, das wir nie erreichen können. Die daraus entspringende Tantalisch-Sisyphische Qual empfindet jeder nur um desto bitterer, je redlicher er es meinte. Und doch sehr oft, wenn wir uns von dem Beabsichtigten für ewig getrennt sehen, haben wir schon auf unserem Wege irgendein anderes Wünschenswerte gefunden, etwas uns gemässes, mit dem uns zu begnügen wir eigentlich geboren sind.
Sonntag, 5. Dezember 2010
„Ich hätte die Erbärmlichkeit der Menschen und wie wenig es ihnen um wahrhaft große Zwecke zu tun ist, nie so kennen gelernt, wenn ich mich nicht durch meine naturwissenschaftlichen Bestrebungen an ihnen versucht hätte. Da aber sah ich, daß den Meisten die Wissenschaft nur etwas ist, insofern sie davon leben, und daß sie sogar den Irrtum vergöttern, wenn sie davon ihre Existenz haben.“
Montag, 22. November 2010
„Und in der schönen Literatur ist es nicht besser. Auch dort sind große Zwecke und echter Sinn für das Wahre und Tüchtige und dessen Verbreitung sehr seltene Erscheinungen. Einer hegt und trägt den andern, weil er von ihm wieder gehegt und getragen wird, und das wahrhaft Große ist ihnen widerwärtig, und sie möchten es gern aus der Welt schaffen, damit sie selber nur etwas zu bedeuten hätten. So ist die Masse, und einzelne Hervorragende sind nicht viel besser.“
Montag, 15. November 2010
Donnerstag, 11. November 2010
Mittwoch, 27. Oktober 2010
„Die Frau von Genlis hat daher vollkommen recht, wenn sie sich gegen die Freiheiten und Frechheiten von Voltaire auflehnte. Denn im Grunde, so geistreich alles sein mag, ist der Welt doch nichts damit gedient; es läßt sich nichts darauf gründen. Ja es kann sogar von der größten Schädlichkeit sein, indem es die Menschen verwirrt und ihnen den nötigen Halt nimmt.“
Donnerstag, 21. Oktober 2010
Samstag, 16. Oktober 2010
Mittwoch, 6. Oktober 2010
Wie zart, innig und warm er auch wenige Monate vor seinem Scheiden das Verhältnis zu Lili schildert, so reicht es doch im einzelnen nicht an die jugendliche Fülle und Glut, womit er es mir in weit früherer Zeit, ebenfalls auf einer Reise, darzustellen und sich sowohl als mich um einen Weg von drei Stunden anmutigst zu täuschen wusste.
Montag, 4. Oktober 2010
Wenn man das Treiben und Tun der Menschen seit Jahrtausenden überblickt, so lassen sich einige allgemeine Formeln erkennen, die je und immer eine Zauberkraft über ganze Nationen, wie über die Einzelnen ausgeübt haben, und diese Formeln, ewig wiederkehrend, ewig unter tausend bunten Verbrämungen dieselben, sind die geheimnisvolle Mitgabe einer höheren Macht ins Leben. Wohl übersetzt sich jeder diese Formeln in die ihm eigentümliche Sprache, paßt sie auf mannigfache Weise seinen beengten individuellen Zuständen an und mischt dadurch oft so viel Unlauteres darunter, daß sie kaum mehr in ihrer ursprünglichen Bedeutung zu erkennen sind. Aber diese letztere taucht doch immer wieder unversehens auf, bald in diesem, bald in jenem Volke, und der aufmerksame Forscher setzt sich aus solchen Formeln eine Art Alphabet des Weltgeistes zusammen.
Montag, 20. September 2010
Bei dieser heitern
Gelegenheit erinnerte man sich eines andern Schusters, der auf einem antiken
Marmorkopf gewöhnlich sein Leder geklopft. »Es war das Porträt eines römisches
Kaisers,« sagte Meyer; »die Antike stand vor des Schusters Thür, und wir haben
ihn sehr oft in dieser löblichen Beschäftigung gesehen, wenn wir vorbeigingen.«
Sonntag, 12. September 2010
Dass Goethe den Wein liebte, ist bekannt. Er bestellte ihn eimerweise, den Eimer zu sechzig Litern, und er bestellte oft. Auf seinem Tisch standen für ihn selbst und für jeden seiner Gäste nicht nur die Gläser bereit, sondern zu jedem Glas auch eine eigene Flasche. Zwei Liter am Tage waren für ihn nicht ungewöhnlich, “denn er trank fleissig, besser noch die Frau”.
Sonntag, 15. August 2010
Mittwoch, 11. August 2010
Dieser Goethe scheint ein Gespenst seiner selbst. Von ihm hat Bettine von Arnims Sohn berichtet, “wie er nicht mehr in der Welt lebte, sondern nur noch wie in einem Buche darin herumblätterte”. .... Er unterschreibt mit “Also gescheh es”, Worte wie die eines biblischen Propheten, der dem fehlgeleiteten Volk seinen Untergang verkündet.
Reichtum und Schnelligkeit ist, was die Welt bewundert und wonach jeder strebt. Eisenbahnen, Schnellposten, Dampfschiffe und alle mögliche Facilitäten der Communication sind es, worauf die gebildete Welt ausgeht, sich zu überbilden und dadurch in der Mittelmäßigkeit zu verharren ... Eigentlich ist es das Jahrhundert für die fähigen Köpfe, für leichtfassende, praktische Menschen, die, mit einer gewissen Gewandtheit ausgestattet, ihr Superiorität über die Menge fühlen, wenn sie gleich selbst nicht zum Höchsten begabt sind. Laß uns soviel als möglich an der Gesinnung halten, in der wir herankamen; wir werden, mit vielleicht noch Wenigen, die Letzten seyn einer Epoche, die so bald nicht wiederkehrt.
Und so blieb er, wie er wollte, wie er musste. Aber auch dem Behagen glich nichts, wenn er sich mit ihr zusammenfand. Und so war auch ihr dieselbe Empfindung geblieben; auch sie konnte sich dieser seligen Notwendigkeit nicht entziehen. Nach wie vor übten sie eine unbeschreibliche, fast magische Anziehungskraft gegeneinander aus. Sie wohnten unter einem Dach; aber selbst ohne gerade aneinander zu denken, mit andern Dingen beschäftigt, von der Gesellschaft hin und her gezogen, näherten sie sich einander. Fanden sie sich in einem Saal, so dauerte es nicht lange, und sie standen, sie saßen nebeneinander. Nur die nächste Nähe konnte sie beruhigen, aber auch völlig beruhigen, und diese Nähe war genug; nicht eines Blickes, nicht eines Wortes, keiner Gebärde, keiner Berührung bedurfte es, nur des reinen Zusammenseins. Dann waren es nicht zwei Menschen, es war nur ein Mensch im bewusstlosen, vollkommnen Behagen, mit sich selbst zufrieden und mit der Welt. Ja, hätte man eins von beiden am letzten Ende der Wohnung festgehalten, das andere hätte sich nach und nach von selbst, ohne Vorsatz, zu ihm hinbewegt. Das Leben war ihnen ein Rätsel, dessen Auflösung sie nur miteinander fanden.
Mittwoch, 4. August 2010
"Das Publikum, die Mehrzahl hat mich nie recht gemocht", erkannte der Schweizer durchaus richtig. "Vielmehr habe ich überall Widerstände gefunden, selbst im Vaterlande konnte ich nicht fußen, wie redlich auch mein Wille, wie gering meine Ansprüche in der Jugend waren." Dem letzten Wunsch seines Abgotts gehorchend ("Den Tod dieses Mannes möchte ich nicht überleben"), wartete Meyer sogar mit dem Sterben. Sieben Monate nach Goethes Tod 1832 durfte er dann, vereinsamt und gebrochen ("Mein Stab sank hin, er liegt im Grabe./ Ich wanke nur, bis ich ihn wiederhabe"), seinem Herrn und Meister ins Grab nachfolgen.
Dienstag, 20. Juli 2010
Da der Schweizer seinen heimatlichen Dialekt über die Jahre beibehielt, diente er nicht selten dem Frohsinn aber auch dem Spott. Manches mußte er da einstecken, was eigentlich Goethe treffen sollte. August Wilhelm Schlegel beispielsweise reimte: Laß die Schnuze von der Kunscht! / Du hascht nu eimol nüt der Muose Gunscht.
Über seine Ehe mit Amalia ist wenig bekannt. Sie kam zustande, obwohl Goethe über den heiratsbedingten Auszug seines Freundes verstimmt war. Auch freute sich Goethe egoistisch keineswegs über das Glück seines Freundes. Das Verhältnis beider war aber nicht nachhaltig gestört und so gut, daß es nicht durch Unterwürfigkeit des Adlatus geprägt war und heftige Diskussionen möglich waren. Anekdoten gibt es einige. Verbürgt sind schweigsame Kutschfahrten der beiden Herren. Da soll Goethe einmal angesichts der vorbeiziehenden Landschaft ein Hm, hm geräuspert haben, worauf Meyer knapp antwortete: So ischts.
Über seine Ehe mit Amalia ist wenig bekannt. Sie kam zustande, obwohl Goethe über den heiratsbedingten Auszug seines Freundes verstimmt war. Auch freute sich Goethe egoistisch keineswegs über das Glück seines Freundes. Das Verhältnis beider war aber nicht nachhaltig gestört und so gut, daß es nicht durch Unterwürfigkeit des Adlatus geprägt war und heftige Diskussionen möglich waren. Anekdoten gibt es einige. Verbürgt sind schweigsame Kutschfahrten der beiden Herren. Da soll Goethe einmal angesichts der vorbeiziehenden Landschaft ein Hm, hm geräuspert haben, worauf Meyer knapp antwortete: So ischts.
Samstag, 10. Juli 2010
Sie erinnern sich, der lezten Zeiten die ich bey Ihnen, eh ich
hierhergieng zubrachte, unter solchen fortwährenden Umständen würde ich gewiß
zu Grunde gegangen seyn. Das Unverhältniß des engen und langsam bewegten
bürgerlichen Kreyses, zu der Weite und Geschwindigkeit meines Wesens hätte mich
rasend gemacht. Bey der lebhaften Einbildung und Ahndung menschlicher Dinge,
wäre ich doch immer unbekannt mit der Welt, und in einer ewigen Kindheit
geblieben, welche meist durch Eigendünkel, und alle verwandte Fehler, sich und
andern unerträglich wird.
Wie viel glüklicher war es, mich in ein Verhältniß gesezt zu sehen, dem
ich von keiner Seite gewachsen war, wo ich durch manche Fehler des Unbegrifs
und der Übereilung mich und andere kennen zu lernen, Gelegenheit genug hatte,
wo ich, mir selbst und dem Schicksaal überlaßen, durch so viele Prüfungen ging
die vielen hundert Menschen nicht nöthig seyn mögen, deren ich aber zu meiner
Ausbildung äußerst bedürftig war. Und noch iezt, wie könnte ich mir, nach
meiner Art zu seyn, einen glüklichern Zustand wünschen, als einen der für mich
etwas unendliches hat.
Donnerstag, 8. Juli 2010
Ich lese von Molière alle Jahr einige Stücke, so wie ich auch von Zeit zu Zeit die Kupfer nach den großen italienischen Meistern betrachte. Denn wir kleinen Menschen sind nicht fähig, die Größe solcher Dinge in uns zu bewahren, und wir müssen daher von Zeit zu Zeit immer dahin zurückkehren, um solche Eindrücke in uns anzufrischen.
Man spricht immer von Originalität, allein was will das sagen! So wie wir geboren werden, fängt die Welt an, auf uns zu wirken, und das geht so fort bis ans Ende. Und überhaupt, was können wir denn unser Eigenes nennen als die Energie, die Kraft, das Wollen! – Wenn ich sagen könnte, was ich alles großen Vorgängern und Mitlebenden schuldig geworden bin, so bliebe nicht viel übrig.
Dienstag, 6. Juli 2010
Freitag, 2. Juli 2010
Mittwoch, 23. Juni 2010
Dienstag, 22. Juni 2010
Heute früh ging ich mit dem festen, ruhigen Vorsatz, meine dichterischen Träume fortzusetzen, nach dem öffentlichen Garten, allein, eh ich michs versah, erhaschte mich ein anderes Gespenst, das mir schon diese Tage nachgeschlichen. Die vielen Pflanzen, die ich sonst nur in Kübeln und Töpfen, ja die größte Zeit des Jahres nur hinter Glasfenstern zu sehen gewohnt war, stehen hier froh und frisch unter freiem Himmel und, indem sie ihre Bestimmung vollkommen erfüllen, werden sie uns deutlicher. Im Angesicht so vielerlei neuen und erneuten Gebildes fiel mir die alte Grille wieder ein: ob ich nicht unter dieser Schar die Urpflanze entdecken könnte? Eine solche muß es denn doch geben! Woran würde ich sonst erkennen, daß dieses oder jenes Gebilde eine Pflanze sei, wenn sie nicht alle nach einem Muster gebildet wären. Ich bemühte mich zu untersuchen, worin denn die vielen abweichenden Gestalten voneinander unterschieden seien, und ich fand sie immer mehr ähnlich als verschieden und wollte ich meine botanische Terminologie anbringen, so ging das wohl, aber es fruchtete nicht, es machte mich unruhig, ohne daß es mir weiter half. Gestört war mein guter poetischer Vorsatz, der Garten des Alcinous war verschwunden, ein Weltgarten hatte sich aufgetan: Warum sind wir Neueren doch so zerstreut, warum gereizt zu Forderungen, die wir nicht erreichen noch erfüllen können!
Sage ihm, daß ich den Hauptpunkt, wo der Keim stickt, ganz klar und zweifellos entdeckt habe, daß ich alles Übrige auch schon im Ganzen übersehe und nur noch einige Punkte bestimmter werden müssen. Die Urpflanze wird das wunderlichste Geschöpf von der Welt, über welches mich die Natur selbst beneiden soll. Mit diesem Modell und dem Schlüssel dazu kann man alsdann noch Pflanzen ins unendliche erfinden, die konsequent sein müßten, das heißt: die, wenn sie auch nicht existieren, doch existieren könnten und nicht etwa malerische oder dichterische Schatten und Scheine sind, sondern eine innerliche Wahrheit und Notwendigkeit haben. Dasselbe Gesetz wird sich auf alles übrige Lebendige anwenden lassen.
Wohin ich gehe, find ich eine Bekanntschaft in einer neuen Welt, es ist alles, wie ich mir's dachte und alles neu. Eben so kann ich von meinen Beobachtungen, von meinen Ideen sagen. Ich habe keinen ganz neuen Gedanken gehabt, nichts ganz fremd gefunden, aber die alten sind so bestimmt, so lebendig, so zusammenhängend geworden, daß sie für neu gelten können - ein Pygmalionseffekt. Denn es geht, man darf wohl sagen, ein neues Leben an, wenn man das Ganze mit Augen sieht, das man teilweise in- und auswendig kennt. Alle Träume meiner Jugend seh ich nun lebendig.
Dienstag, 15. Juni 2010
Mir ist jetzt nur um die sinnlichen Eindrücke zu tun, die kein Buch, kein Bild gibt. Die Sache ist, dass ich wieder Interesse an der Welt nehme, meinen Beobachtungsgeist versuche und prüfe, wie weit es meinen Wissenschaften und Kenntnissen geht, ob mein Auge licht, rein und hell ist, wie viel ich in der Geschwindigkeit fassen kann, und ob die Falten, die sich in mein Gemüt geschlagen und gedrückt haben, wieder auszutilgen sind?
Sonntag, 13. Juni 2010
Diejenigen, welche
mit den früheren Begebenheiten am Hofe genau bekannt waren, behaupteten, Goethe
sei gleich bei seinem Auftritt in Weimar von der heftigsten Leidenschaft für
die junge Fürstin ergriffen worden und habe sich zwischen dieser und Frau v.
Stein indemselben Verhältnis wie sein Tasso befunden.
Freitag, 11. Juni 2010
Meine Übung alle Dinge, wie sie sind, zu sehen und zu lesen, meine Treue das Auge Licht sein zu lassen, meine völlige Entäußerung von aller Prätention, machen mich hier höchst im Stillen glücklich. Alle Tage ein neuer merkwürdiger Gegenstand, täglich neue, große, seltsame Bilder und ein Ganzes, das man sich lange denkt und träumt, nie mit der Einbildungskraft erreicht.
Samstag, 5. Juni 2010
Nur ists sonderbar und manchmal machts mich fürchten, daß so gar viel auf mich gleichsam eindringt, dessen ich mich nicht erwehren kann, daß meine Existenz wie ein Schneeball wächst, und manchmal ists, als wenn mein Kopf es nicht fassen noch ertragen könnte, und doch entwickelt sich alles von innen heraus, und ich kann nicht leben ohne das.
Freitag, 28. Mai 2010
Lange schon habe ich, obgleich aus ziemlicher Ferne, dem Gang Ihres Geistes zugesehen, und den Weg, den Sie sich vorgezeichnet haben, mit immer erneuerter Bewunderung bemerkt. Sie suchen das Nothwendige der Natur, aber Sie suchen es auf dem schwersten Wege, vor welchem jede schwächere Kraft sich wohl hüten wird. Sie nehmen die ganze Natur zusammen, um über das Einzelne Licht zu bekommen; in der Allheit ihrer Erscheinungsarten suchen sie den Erklärungsgrund für das Individuum auf. Von der einfachen Organisation steigen Sie, Schritt vor Schritt, zu der mehr verwickelten hinauf, um endlich die verwickeltste von allen, den Menschen, genetisch aus den Materialien des ganzen Naturgebäudes zu erbauen. Dadurch, daß Sie ihn der Natur gleichsam nacherschaffen, suchen Sie in seine verborgene Technik einzudringen. Eine große und wahrhaft heldenmäßige Idee, die zur Genüge zeigt, wie sehr Ihr Geist das reiche Ganze seiner Vorstellungen in einer schönen Einheit zusammenhält. Sie können niemals gehofft haben, daß Ihr Leben zu einem solchen Ziele zureichen werde, aber einen solchen Weg auch nur einzuschlagen, ist mehr werth, als jeden andern zu endigen, – und Sie haben gewählt, wie Achill in der Ilias zwischen Phtia und der Unsterblichkeit. Wären Sie als ein Grieche, ja nur als ein Italiener geboren worden, und hätte schon von der Wiege an eine auserlesene Natur und eine idealisirende Kunst Sie umgeben, so wäre Ihr Weg unendlich verkürzt, vielleicht ganz überflüssig gemacht worden. Schon in die erste Anschauung der Dinge hätten Sie dann die Form des Nothwendigen aufgenommen, und mit Ihren ersten Erfahrungen hätte sich der große Styl in Ihnen entwickelt.
Nun, da Sie ein Deutscher geboren sind, da Ihr griechischer Geist in diese nordische Schöpfung geworfen wurde, so blieb Ihnen keine andere Wahl, als entweder selbst zum nordischen Künstler zu werden, oder Ihrer Imagination das, was ihr die Wirklichkeit vorenthielt, durch Nachhülfe der Denkkraft zu ersetzen, und so gleichsam von innen heraus und auf einem rationalen Wege ein Griechenland zu gebären. In derjenigen Lebensepoche, wo die Seele sich aus der äußern Welt ihre innere bildet, von mangelhaften gestalten umringt, hatten Sie schon eine wilde und nordische Natur in sich aufgenommen, als Ihr siegendes, seinem Material überlegenes Genie diesen Mangel von innen entdeckte, und von außen her durch die Bekanntschaft mit der griechischen Natur davon vergewissert wurde. Jetzt mußten Sie die alte, Ihrer Einbildungskraft schon aufgedrungene schlechtere Natur nach dem besseren Muster, das Ihr bildender Geist sich erschuf, corrigiren, und das kann nun freilich nicht anders als nach leitenden Begriffen von Statten gehen. Aber diese logische Richtung, welche der Geist bei der Reflexion zu nehmen genöthigt ist, verträgt sich nicht wohl mit der ästhetischen, durch welche allein er bildet. Sie hatten also eine Arbeit mehr: denn so wie Sie von der Anschauung zur Abstraction übergingen, so mußten Sie nun rückwärts Begriffe wieder in Intuitionen umwandeln, und Gedanken in Gefühle verwandeln, weil nur durch diese das Genie hervorbringen kann.
So ungefähr beurtheile ich den Gang Ihres Geistes, und ob ich Recht habe, werden Sie selbst am besten wissen. Was Sie aber schwerlich wissen können (weil das Genie sich immer selbst das größte Geheimniß ist), ist die schöne Übereinstimmung Ihres philosophischen Instinctes mit den reinsten Resultaten der speculirenden Vernunft.
Sonntag, 16. Mai 2010
„Hierzu kommt sodann, daß die Menschen in ein pfuscherhaftes Produzieren hineinkommen, ohne es selbst zu wissen. Die Kinder machen schon Verse und gehen so fort und meinen als Jünglinge, sie könnten was, bis sie zuletzt als Männer zur Einsicht des Vortrefflichen gelangen, was da ist und über die Jahre erschrecken, die sie in einer falschen höchst unzulänglichen Bestrebung verloren haben.“
„Ja, viele kommen zur Erkenntnis des Vollendeten und ihrer eigenen Unzulänglichkeit nie und produzieren Halbheiten bis an ihr Ende.“
„Ja, viele kommen zur Erkenntnis des Vollendeten und ihrer eigenen Unzulänglichkeit nie und produzieren Halbheiten bis an ihr Ende.“
Der arme Meyer in Rom kann Ihre gute Gesinnungen, ihm dort einen Zuschuß zu gönnen, nicht wie zu wünschen wäre genießen. Seinen traurigen Zustand beschreibt beyliegendes Blat. Er mag nur vorerst in die Schweiz schleichen. Hat er sich ein wenig erhohlt, so mag er zu uns kommen. Wenn er stirbt, so verlieren ich einen Schatz den wiederzufinden ich fürs ganze Leben verzweifle.
Sie saugt mit Gier verrätrisches Getränke
Unabgesetzt, vom ersten Zug verführt;
Sie fühlt sich wohl, und längst sind die Gelenke
Der zarten Beinchen schon paralysiert,
Nicht mehr gewandt, die Flügelchen zu putzen,
Nicht mehr geschickt, das Köpfchen aufzustutzen,
Das Leben so sich im Genuss verliert.
Zum Stehen kaum wird noch das Füßchen taugen;
So schlürft sie fort, und mitten unterm Saugen
Umnebelt ihr der Tod die tausend Augen.
Unabgesetzt, vom ersten Zug verführt;
Sie fühlt sich wohl, und längst sind die Gelenke
Der zarten Beinchen schon paralysiert,
Nicht mehr gewandt, die Flügelchen zu putzen,
Nicht mehr geschickt, das Köpfchen aufzustutzen,
Das Leben so sich im Genuss verliert.
Zum Stehen kaum wird noch das Füßchen taugen;
So schlürft sie fort, und mitten unterm Saugen
Umnebelt ihr der Tod die tausend Augen.
Donnerstag, 13. Mai 2010
Der Glanz der größten Kunstwerke blendet mich nicht mehr, ich wandle nun im Anschauen, in der wahren unterscheidenden Erkenntnis. Wieviel ich hierin einem stillen, einsam fleißigen Schweizer, namens Meyer, schuldig bin, kann ich nicht sagen. Er hat mir zuerst die Augen über das Detail, über die Eigenschaften der einzelnen Formen aufgeschlossen, hat mich in das eigentliche Machen initiiert. Er ist in wenigem genügsam und bescheiden. Er genießt die Kunstwerke eigentlich mehr als die großen Besitzer, die sie nicht verstehen, mehr als andere Künstler, die zu ängstlich von der Nachahmungsbegierde des Unerreichbaren getrieben werden. Er hat eine himmlische Klarheit der Begriffe und eine englische Güte des Herzens. Er spricht niemals mit mir, ohne daß ich alles aufschreiben möchte, was er sagt, so bestimmt, richtig, die einzige wahre Linie beschreibend sind seine Worte. Sein Unterricht gibt mir, was mir kein Mensch geben konnte, und seine Entfernung wird mir unersetzlich bleiben. In seiner Nähe, in einer Reihe von Zeit hoffe ich noch auf einen Grad im Zeichnen zu kommen, den ich mir jetzt selbst kaum denken darf. Alles, was ich in Deutschland lernte, vornahm, dachte, verhält sich zu seiner Leitung wie Baumrinde zum Kern der Frucht. Ich habe keine Worte, die stille, wache Seligkeit auszudrücken, mit der ich nun die Kunstwerke zu betrachten anfange; mein Geist ist erweitert genug, um sie zu fassen, und bildet sich immer mehr aus, um sie eigentlich schätzen zu können.
Dienstag, 4. Mai 2010
Nach einer langen unwillkürlichen Pause beginne folgendermaßen und doch nur aus dem Stegreife. Die Tiere werden durch ihre Organe belehrt, sagten die Alten; ich setze hinzu: die Menschen gleichfalls, sie haben jedoch den Vorzug, ihre Organe dagegen wieder zu belehren. Zu jedem Tun, daher zu jedem Talent, wird ein Angebornes gefordert, das von selbst wirkt und die nötigen Anlagen unbewußt mit sich führt, deswegen auch so geradehin fortwirkt, daß, ob es gleich die Regel in sich hat, es doch zuletzt ziel- und zwecklos ablaufen kann.
Je früher der Mensch gewahr wird, daß es ein Handwerk, daß es eine Kunst gibt, die ihm zur geregelten Steigerung seiner natürlichen Anlagen verhelfen, desto glücklicher ist er; was er auch von außen empfange, schadet seiner eingebornen Individualität nichts. Das beste Genie ist das, welches alles in sich aufnimmt, sich alles zuzueignen weiß, ohne daß es der eigentlichen Grundbestimmung, demjenigen was man Charakter nennt, im mindesten Eintrag tue, vielmehr solches noch erst recht erhebe und durchaus nach Möglichkeit befähige.
Die Organe des Menschen durch Übung, Lehre, Nachdenken, Gelingen, Mißlingen, Fördernis und Widerstand und immer wieder Nachdenken verknüpfen ohne Bewußtsein in einer freien Tätigkeit das Erworbene mit dem Angebornen, so daß es eine Einheit hervorbringt welche die Welt in Erstaunen setzt. Dieses Allgemeine diene zu schneller Beantwortung der Frage und zur Erläuterung des wieder zurückkehrenden Blättchens.
Es sind über sechzig Jahre, daß die Konzeption des Faust bei mir jugendlich von vorneherein klar, die ganze Reihenfolge hin weniger ausführlich vorlag. Nun hab ich die Absicht immer sachte neben mir hergehen lassen, und nur die mir gerade interessantesten Stellen einzeln durchgearbeitet, so daß im zweiten Teil Lücken blieben, durch ein gleichmäßiges Interesse mit dem übrigen zu verbinden. Hier trat nun freilich die große Schwierigkeit ein, dasjenige durch Vorsatz und Charakter zu erreichen, was eigentlich der freiwillig tätigen Natur allein zukommen sollte. Es wäre aber nicht gut, wenn es nicht auch nach einem so langen, tätig nachdenkenden Leben möglich geworden wäre, und ich lasse mich keine Furcht angehen, man werde das Ältere vom Neueren, das Spätere vom Früheren unterscheiden können, welches wir denn den künftigen Lesern zur geneigten Einsicht übergeben wollen.
Freitag, 16. April 2010
Ganz ohne Frage würd es mir unendliche Freude machen, meinen werten, durchaus dankbar anerkannten, weit verteilten Freunden auch bei Lebzeiten diese sehr ernsten Scherze zu widmen, mitzuteilen und ihre Erwiderung zu vernehmen. Der Tag aber ist wirklich so absurd und konfus, daß ich mich überzeuge, meine redlichen, lange verfolgten Bemühungen um dieses seltsame Gebäu würden schlecht belohnt und an den Strand getrieben, wie ein Wrack in Trümmern daliegen und von dem Dünenschutt der Stunden zunächst überschüttet werden.
Verwirrende Lehre zu verwirrtem Handel waltet über die Welt, und ich habe nichts angelegentlicher zu tun als dasjenige was an mir ist und geblieben ist wo möglich zu steigern und meine Eigentümlichkeiten zu kohobieren, wie Sie es, würdiger Freund, auf Ihrer Burg ja auch bewerkstelligen. Teilen Sie mir deshalb auch etwas von Ihren Arbeiten mit; Riemer ist, wie Sie wohl wissen, an die gleichen und ähnlichen Studien geheftet und unsere Abendgespräche führen oft auf die Grenzen dieses Faches.
Dienstag, 6. April 2010
In seinen folgenden Werken ging er in Opposition und Missbilligung fort; Staat und Kirche blieben nicht unangetastet. Dieses rücksichtslose Hinwirken trieb ihn aus England und hätte ihn mit der Zeit auch aus Europa getrieben. Es war ihm überall zu enge, und bei der grenzenlosesten persönlichen Freiheit fühlte er sich beklommen; die Welt war ihm wie ein Gefängnis. Sein Gehen nach Griechenland war kein freiwilliger Entschluss, sein Missverhältnis mit der Welt trieb ihn dazu.
Auch ist die ewige Opposition und Missbilligung seinen vortrefflichen Werken selbst, so wie sie daliegen, höchst schädlich. Denn nicht allein, dass das Unbehagen des Dichters sich dem Leser mitteilt, sondern auch alles opponierende Wirken geht auf das Negative hinaus, und das Negative ist nichts. Wenn ich das Schlechte schlecht nenne, was ist da viel gewonnen? Nenne ich aber gar das Gute schlecht, so ist viel geschadet. Wer recht wirken will, muss nie schelten, sich um das Verkehrte gar nicht bekümmern, sondern nur immer das Gute tun. Denn es kommt nicht darauf an, dass eingerissen, sondern dass etwas aufgebaut werde, woran die Menschheit reine Freude empfinde.
Samstag, 3. April 2010
Montag, 22. März 2010
Eigentlich sollt' ich den Rest meines Lebens auf Beobachtung wenden, ich würde manches auffinden, was die menschlichen Kenntnisse vermehren dürfte. Herdern bitte zu melden, daß meine botanischen Aufklärungen weiter und weiter gehen, es ist immer dasselbe Prinzip, aber es gehörte ein Leben dazu, um es durchzuführen. Vielleicht bin ich noch im Stande, die Hauptlinien zu ziehen.
Samstag, 20. März 2010
Donnerstag, 11. März 2010
Das Gespräch kam nun auf die Dichterinnen im allgemeinen und der Hofrat Rehbein bemerkte, dass das poetische Talent der Frauenzimmer ihm oft als eine Art von geistigem Geschlechtstrieb vorkomme. „Da hören Sie nur,“ sagte Goethe lachend, indem er mich ansah, „geistigen Geschlechtstrieb! – wie der Arzt das zurechtlegt! –“ „Ich weiss nicht, ob ich mich recht ausdrücke,“ fuhr dieser fort, „aber es ist so etwas. Gewöhnlich haben diese Wesen das Glück der Liebe nicht genossen, und sie suchen nun in geistigen Richtungen Ersatz. Wären sie zu rechter Zeit verheiratet und hätten sie Kinder geboren, sie würden an poetische Produktionen nicht gedacht haben.“
„Doch unsere Dichterinnen,“ fuhr er sehr lebhaft fort, „möchten immer dichten und schreiben, soviel sie wollten, wenn nur unsere Männer nicht wie die Weiber schrieben! Aber das ist es, was mir nicht gefällt. Man sehe doch unsere Zeitschriften und Taschenbücher, wie das alles so schwach ist und immer schwächer wird! – Wenn man jetzt ein Kapitel des Cellini im Morgenblatt abdrucken liesse, wie würde sich das ausnehmen!“
„Die Welt bleibt immer dieselbe,“ sagte Goethe, „die Zustände wiederholen sich, das eine Volk lebt, liebt und empfindet wie das andere: warum sollte denn der eine Poet nicht wie der andere dichten? Die Situationen des Lebens sind sich gleich: warum sollten denn die Situationen der Gedichte sich nicht gleich sein?“
Mittwoch, 3. März 2010
Nachts Achte, aus der Commödie und nun die Toilette zum Ball! O Gustgen wenn ich das Blat zurücksehe! Welch ein Leben. Soll ich fortfahren? oder mit diesem auf ewig endigen. Und doch Liebste, wenn ich wieder so fühle dass mitten in all dem Nichts, sich doch wieder so viel Häute von meinem Herzen lösen, so die convulsiven Spannungen meiner kleinen närrischen Composition nachlassen, mein Blick heitrer über Welt, mein Umgang mit den Menschen sichrer, fester, weiter wird, und doch mein innerstes immer ewig allein der heiligen Liebe gewidmet bleibt, die nach und nach das Fremde durch den Geist der reinheit der sie selbst ist ausstöst und so endlich lauter werden wird wie gesponnen Gold. – Da lass ich's denn so gehn – Betrüge mich vielleicht selbst. – Und dancke Gott. Gute Nacht. Addio. – Amen.
Samstag, 20. Februar 2010
Mittwoch, 17. Februar 2010
Er war immer so heiter und gesellig, dass es einem unbeschreiblich wohl und doch auch weh in seiner Gegenwart wurde, ich kann Dir versichern, liebe beste Christiane, dass ich manchen Abend, wenn ich in meine Stube kam und alles so still um mich herum war und ich überdachte, was für goldene Worte ich den Abend wieder aus seinem Munde gehört hatte, und dachte, was der Mensch doch aus sich machen kann, ich ganz in Tränen zerfloss und mich nur damit beruhigen konnte, dass die Menschen nicht alle zu einer Stufe geboren sind, sondern ein jeder da, wo ihn das Schicksal hingeführt hat, wirken und handeln muss, wie es in seinen Kräften ist, und damit Punktum.
Sonntag, 14. Februar 2010
„Hermann und Dorothea“, sagte er unter andern, „ist fast das einzige meiner grösseren Gedichte, das mir noch Freude macht; ich kann es nie ohne innigen Anteil lesen. Besonders lieb ist es mir in der lateinischen Übersetzung; es kommt mir da vornehmer vor, als wäre es, der Form nach, zu seinem Ursprunge zurückgekehrt.“
Mittwoch, 10. Februar 2010
Sonntag, 7. Februar 2010
„Die Hauptsache beim Tasso,“ sagte Goethe, „ist die, dass man kein Kind mehr sei und gute Gesellschaft nicht entbehrt habe. Ein junger Mann von guter Familie mit hinreichendem Geist und Zartsinn und genugsamer äusserer Bildung, wie sie aus dem Umgange mit vollendeten Menschen der höheren und höchsten Stände hervorgeht, wird den Tasso nicht schwer finden.“
Herr Kanzler von Müller liess sich melden und setzte sich zu uns. Und so kam das Gespräch wieder auf die vor uns stehende Büste des Dante und dessen Leben und Werke. Besonders ward der Dunkelheit jener Dichtungen gedacht, wie seine eigenen Landsleute ihn nie verstanden, und dass es einem Ausländer umsomehr unmöglich sei, solche Finsternisse zu durchdringen. „Ihnen“, wendete sich Goethe freundlich zu mir, „soll das Studium dieses Dichters von Ihrem Beichtvater hiermit durchaus verboten sein.“
Samstag, 6. Februar 2010
Donnerstag, 4. Februar 2010
Die sublimierten Gefühle der Liebe ausgesprochen erregen den Widerspruch aller nicht so Gesinnten. „Das ist Ueberspannung, krankhaftes Wesen“ - heisst es da. Als wenn Ueberspannung, Krankheit nicht auch ein Zustand der Natur wäre! Die sogenannte Gesundheit kann nur im Gleichgewicht entgegengesetzter Kräfte bestehen ...
Sonntag, 10. Januar 2010
Samstag, 9. Januar 2010
Sollte es etwa gefällig seyn, den Peter im Baumgarten, mit welchem gedachter Pearce hierher auf dem Postwagen gereist und bey welchem er wohnt, durch irgend einen Subalternen vernehmen zu lassen, so würden, wie ich vermuthe, dadurch einige Verhältnisse sogleich in's Licht gesetzt werden.
Ich empfehle mich Ew. Exzell. gnädigem Wohlwollen und unterzeichne mich verehrend
Ich empfehle mich Ew. Exzell. gnädigem Wohlwollen und unterzeichne mich verehrend
Donnerstag, 7. Januar 2010
Sonntag, 3. Januar 2010
Was die Menschen bei ihren Unternehmungen nicht in Anschlag bringen und nicht bringen können, und was da, wo ihre Grösse am herrlichsten erscheinen sollte, am auffallendsten waltet - der Zufall nachher von ihnen genannt -, das ist eben Gott, der hier unmittelbar mit seiner Allmacht eintritt und sich durch das Geringfügigste verherrlicht.
Goethe bemerkte, der Herzog von Braunschweig habe schon vor vielen Jahren und noch vor der französischen Revolution gegen Herder einmal vertraulich geäussert: er sehe die innere Auflösung der ganzen preussischen Einrichtungen wohl ein, wolle suchen, alles, so gut es gehen möge, hinzuhalten, und wenn alles zusammenbreche, sei eine Kugel sein endlich Bedürfnis.
Als man ihn einen göttlichen Mann nannte, sagte er: „Ich habe den Teufel vom Göttlichen! Was hilft’s mir, dass man mir nachsagt: das ist ein göttlicher Mann, wenn man nur nach eigenem Willen tut und mich hintergeht. Göttlich heisst den Leuten nur der, der sie gewähren lässt, wie ein jeder Lust hat.“
Er drückte dies ein andermal auch so aus: „Man hält niemanden für einen Gott, als dass man gegen seine Gesetze handeln will; weil man ihn zu betrügen hofft; weil er sich was gefallen lässt; weil er entweder von seiner Absolutheit so viel nachlässt, dass man selber auch absolut sein kann.“
Er drückte dies ein andermal auch so aus: „Man hält niemanden für einen Gott, als dass man gegen seine Gesetze handeln will; weil man ihn zu betrügen hofft; weil er sich was gefallen lässt; weil er entweder von seiner Absolutheit so viel nachlässt, dass man selber auch absolut sein kann.“
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