Donnerstag, 25. September 2008
Dienstag, 16. September 2008
Ich bringe die meiste Zeit des Tages mit Goethen zu, sodaß ich bei meinem langen Schlafen kaum für die nöthigsten Briefe noch Zeit übrig habe. Vor einigen Tagen waren wir von halb 12, wo ich angezogen war, bis nachts um 11 Uhr ununterbrochen beisammen. Er las mir seine Elegien, die zwar schlüpfrig und nicht sehr decent sind, aber zu den besten Sachen gehören, die er gemacht hat.
Samstag, 13. September 2008
Mittwoch, 10. September 2008
Beim erneuerten Studium Homers empfinde ich erst ganz, welches unnennbare Unheil der jüdische Prass uns zugefügt hat. Hätten wir die Sodomitereien und ägyptisch-babylonischen Grillen nie kennen lernen, und wäre Homer unsere Bibel geblieben, welch eine ganz andere Gestalt würde die Menschheit dadurch gewonnen haben!
Mittwoch, 3. September 2008
Goethe erzählte mir, dass Schiller mit unsäglicher Anstrengung arbeite. ... Die übergrosse Anstrengung, mit der Schiller arbeitete, glaubte er auch in seinen flüchtigsten hingeworfenen Stücken zu entdecken. Selbst in den Briefen über den Don Carlos im Teutschen Merkur sähe man die Schweisstropfen hängen, die sie dem Verfasser gekostet. Wie Goethe glaubte, sei der Kampf, den Schwärmerei, Vernunft und Einbildungskraft, die in der Seele dieses Dichters gekämpft, mit unverkennbaren Zügen in seinem Gesicht eingegraben, und daraus entstehe in demselben die sonderbare Mischung von Schwermut, Freundlichkeit, Ernst und Zerstreuung. Kurz, auf ihn passe ganz, was er einst in seinen Werken zur Charakterisierung eines Dritten sagt: „In seine Phantasienwelt verschlossen, war er ein Fremdling in der wirklichen. Sein Körper mitten aus der Zerrüttung hervor verrät einen hohen männlichen Geist, gleich den Ruinen eines ehrwürdigen alten Tempelgebäudes. Ihr ahnt aus dem Schauer der Ehrfurcht, der eure Seele ergreift, dass einst eine Gottheit hier wohnte; aber erkennen könnt ihr es jetzt nur aus Trümmern und Ueberbleibseln, die der Zahn der alles zerstörenden Zeit verschonte.“
Noch sprach Goethe viel von Italien … Die Luft ist lauer, reiner; der Himmel blauer und unbewölkter; die Gesichter offen, freundlich und lachender … Alles scheint zum lieblichen Genusse einzuladen, und Natur und Kunst bieten sich wechselseitig die Hand. Nirgends oder selten finden Sie in Italien solche zurückstossende kolossale Gestalten wie in unseren Gegenden; nirgends so verkrüppelte und zusammengeschrumpfte Figuren. In unseren Gesichtern verlaufen die Züge regellos durch- und ineinander, oft ohne irgendeinen Charakter anzudeuten, oder es hält wenigstens schwer, das Original herauszufinden; man kann sagen, in einem deutschen Gesichte ist die Hand Gottes unleserlicher als auf einem italienischen. Bei uns ist alles verkritzelter, und selten selbst in der Form etwas Vollendetes. Kopf und Hals scheinen bei jenen Menschen gleichsam unmerklich ineinander gefugt; bei uns sind sie grösstenteils eingeschoben oder gar aufgestülpt. Die sanft geblähte Brust schwellt allmählich in ihren Umrissen; nicht solche kugel- und muskelhafte Massen von Fleisch, die das Auge mehr beleidigen als einladen.
Dienstag, 2. September 2008
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