Mittwoch, 11. Juni 2008

Sie sehen also, daß seine Leidenschaft für Ulrike Levezow wenigstens nicht exclusiv ist und daß ich Recht habe zu behaupten, nicht dieses einzelne Individuum, sondern das gesteigerte Bedürfniß seiner Seele überhaupt nach Mittheilung und Mitgefühl habe seinen jetzigen Gemüthszustand herbeigeführt.Die rohe und lieblose Sinnesweise seines Sohnes und Ulrikens (v. Pogwisch) schroffe Einseitigkeit und gehaltlose Naivetät sind freilich nicht gemacht, eine solche Krisis sanft und schonend vorüberzuführen, und die arme Ottilie ist seit seiner Ankunft beständig krank und für ihn so gut wie unsichtbar. Daher macht ihn der grelle Contrast gegen sein heiteres Badeleben mitunter höchst verstimmt und niedergebeugt, wo ihm denn jede äußere Anforderung peinlich wird. In solcher Stimmung trafen ihn gestern leider Tante (Freifrau v. Egloffstein) und Auguste (Gräfin Egloffstein), und wurden sehr bewegt dadurch. Aber das ist nur momentan; mir ist es noch immer gelungen, ihn gesprächig zu machen. Nur vom Sohne her droht alles Übel, da der verrückte Patron gegen den Vater den Piquirten spielt und sogar Ottilien mit sich nach Berlin nehmen will, wodurch alsdann erst alles verloren gehen könnte.

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